Geschichte
um 1050 | Die Grafen von Vornbach (auch Formbach) errichten 2km flussaufwärts ihres usrprünglichen Sitzes am Inn ein neues Herrschaftszentrum. An letzterem soll Gräfin Himiltrud 1030 ein adeliges Eigenkloster errichtet haben, das Graf Ekbert I. (†1109) dem Heiligen Stuhl übergab. Graf Ekbert II. (†1144) bestiftete es als Gegenleistung für ständige Gottesdienste auf Neuburg. |
um 1120/38 | Erstmals Bezeichnung „Niewenburch“ belegt. |
1158 | Aussterben der Grafen von Vornbach-Neuburg aus. Die Herrschaft Neuburg fällt an die Andechs-Meranier. |
1248 | Die Wittelsbacher beerben die Andechs-Meranier |
1257 | König Ottokar von Böhmen nimmt die Neuburg ein. |
1283 | König Albrecht I. von Habsburg kommt nach langen Kämpfen in Besitz der Burg. |
1309 | Belagerung durch die niederbayerischen Herzöge Otto III. und Stephan I. |
1310 | Friedensschluss: Neuburg fällt endgültig an die Habsburger und bleibt bis 1803 eine österreichische Enklave in Bayern. |
1463 | Verpfändung an Hans von Rohrbach, der zum Reichsgrafen mit Titel „von Neuburg“ ernannt wird. Nach seinem Tod übernimmt Sigmund von Niederthor die Herrschaft. |
1497 | König Maximilian I. verkauft die Grafschaft Neuburg an Herzog Georg den Reichen von Niederbayern. |
1504/05 | Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg Rückkehr an Habsburg. |
1514 | Verpfändung an Johann Graf von Canissa. Ihm folgt Helfrich von Mekkau. |
1524 | Graf Niklas III. von Salm erwirbt Burg und Herrschaft |
1528 | Erzherzog Ferdinand von Österreich belehnt Graf Niklas von Salm mit Neuburg. Seither führt er neben seinen eigenen Salmen auch das Wappen der alten Grafen von Vornbach-Neuburg (ein Greif mit Hasen in den Klauen). Er ist Oberstkämmerer Ferdinands I. und Bruder des Passauer Fürstbischofs Wolfgang von Salm (1541–1555). |
1561 | Julius I. Graf von Salm (1531–1595) übernimmt die Grafschaft Neuburg vom verstorbenen Vater. Er unterstützt die evangelische Bewegung in der eigenen zu Oberösterreich gehörenden Grafschaft und pflegt enge Kontakte in die benachbarte Reichsgrafschaft Ortenburg, in der Graf Joachim das evangelische Bekenntnis eingeführt. Später finden lutherisch gesonnenen Ortenburger bei ihm Unterstützung gegen calvinistisch-reformatorische Bestrebungen ihres Landesherrn. In Neuburg lehrt als Prädikant David Pflacher, der Bruder des von Joachim aus Ortenburg entlassenen Pfarrers Moses Pflacher. |
1620 | Nach der Schlacht am Weißen Berg wird in Neuburg wie in ganz Österreich der evangelische Glaube konsequent bekämpft. |
1654 | Georg Ludwig Graf von Sinzendorf (1616–1681) kauft die Grafschaft Neuburg. Er hat als Reichs-Erbschatzmeister eine herausgehobene Stelle am kaiserlichen Hof. |
1676 | Die Neuburg dient als Empfangsschloss und Brautquartier für die Hochzeit Kaiser Leopolds I. (1640–1705) mit Eleonora von Pfalz-Neuburg (1655–1720) in Passau. |
1680 | Graf Sinzendorf wird von seinen kaiserlichen Ämtern entbunden, wegen Korruption verurteilt und stirbt ein Jahr später. Die Neuburg kommt unter kaiserliche Verwaltung. |
1698 | Der kaiserliche Kämmerer Graf Johann Jakob von Hamilton übernimmt die Grafschaft. |
1703 | Besetzung, Bombardierung und Plünderung im Spanischen Erbfolgekrieg. |
1719 | Graf Karl Joseph von Lamberg-Sprintzenstein kauft die Grafschaft Neuburg am Inn |
1730 | Verkauf Karl Joseph von Lamberg die Grafschaft an seinen Vetter Fürstbischof Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg (1723–1761). Ab dieser Zeit benutzen die Passauer Fürstbischöfe das weiter unter österreichischer Landeshoheit stehende Neuburg als Jagdschloss. |
1803ff | Nach der Säkularisation kommt die Neuburg an Bayern und wird an mehrere bürgerliche Besitzer versteigert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kommt das gesamte Burgareal in Besitz einer Brauerei. |
1908 | Die Burg wird öffentlich zum Abbruch ausgeschrieben. Gegen dieses Vorhaben wendet sich der noch junge Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde und erwirbt die Burg von den letzten Besitzern. In der Anlage entsteht ein Erholungsheims für unterstützungswürdige Künstler und Künstlerinnen. Kauf und Renovierung wird durch Versteigerung von gestifteten Kunstwerken mitfinanziert. |
1922 | Der Münchner Künstlerunterstützungsverein erhält die Anlage als Erholungsheim geschenkt. Zahlreiche, auch hochrangige Künstler wie Alfred Kubin, bewohnen in dieser Zeit das Schloss. |
Ab 1973 | Die „Europäische Akademie Neuburg“ ist hier untergebracht. Die Gebäude zerfallen. |
Ab 1983 | Sukzessige Renovierungen durch den Bezirk Niederbayern |
1986–1989 | Einrichtung eines „Landkreissaales in der Vorburg durch den Landkreis Passau. |
1989 | Das „Begegnungszentrum der Wissenschaft auf Schloss Neuburg am Inn“ baut eine Unterkunft mit Gästezimmern und Tagungsräumen in der alten Mälzerei ein |
1996 | Einrichtung eines in Schlosshotels mit Restaurant und Biergarten in der alten Hoftaverne. |
1998 | Der Landkreis Passau übernimmt die Anlage, die er seither fortlaufend renoviert. |
2003 | Eröffnung einer „Landkreisgalerie“ im Ostflügel der Hauptburg. |
Bauentwicklung
Um 1050 | Als Höhenburg auf Felsenkamm über dem Inn errichtet. |
1309 | Bei Belagerung abgebrannt. Wiederaufbau unter Herzog Friedrich dem Schönen von Österreich (1289–1330): um 1320 Neukonzeption der Vorburg. |
1387/93 | Im Passauer Bischofsstreit Zerstörung der Neuburg. |
1463 –67 | Ausbau unter Hans von Rohrbach, mehrere Säle mit Netzrippengewölbe, Bau der Burgkapelle, Ausbau der Vorburgtürme mit Schlüsselscharten und Klappläden. |
Nach 1467 | Unter Sigmund von Niederthor Bau einer Rundbastei neben dem Bergfried mit Zugbrücke, Fallgitter und Schießscharten. |
1529 –53 | Ausbau zum Schloss unter Nikaus III. von Salm, der gleichzeitig auch Schloss Orth an der Donau in analoger Weise umgestaltete. Als Baumeister bestellt er den humanistisch gebildeten Maler Wolf Huber. Neubau eines repräsentativen zum Inn weisenden Südflügels. Ausgestaltung der beiden zum Inn gelegenen Trakte: im Erdgeschoss mit Marmor, Stuck, Malerei und Terrakotta, im Obergeschoß mit Holzvertäfelungen. Der antikische Architekturdekor folgt lombardischen Vorbildern. Die Entwürfe werden dem Monogrammisten IP zugeschrieben nach Stichvorlagen der Gebrüder Beham und Georg Penczs. |
1532 | Besuch des Pfalzgrafen Ottheinrich von Pfalz-Neuburg bei Niklaus von Salm in Neuburg am Inn. Er holt sich dort Anregungen für den Bau seiner Residenz in Neuburg an der Donau. Auch ein Austausch Salms mit den Bauausführenden der Landshuter Stadtresidenz für Herzog Ludwig X. ist nachweisbar. |
1654–81 | Unter Georg Ludwig Graf Sinzendorf Gestaltung der Gartenanlagen um das Schloss (einschließlich Wernstein auf der anderen Innseite) nach Plänen von Clemens Beutler im Sinne eines gegenreformatorischen Kultortes zur Passion: u.a. Errichtung eines Kreuzwegs, einer Einsiedlerhütte und einer Mariensäule. Vom Kreuzweg ist die seit 1854 vor dem Paradiesgarten stehende, doppelseitig ausgearbeitete Ecce-Homo-Statue von Johann Peter Spatz erhalten. Die zum gleichen Kontext gehörende doppelseitige Veronikafigur heute in Gerau (Gem. Tettenweis). Nicht erhalten sind die Passionsreliefs von Georg Urtlmayr, Passau. Weiterhin entstehen im Umgriff der Burg ein Lust- und Baumgarten mit Wasserkünsten, Figuren und Grotten. Die vorgelagerte Ruine des Frauenhauses wird als Aussichtspunkt mit eigenem Sommerhaus in die Anlage einbezogen. |
1667 | Aufstellung eines Marmorbrunnen des Salzburger Bildhauers Johann Franz Pernegger im Innenhof. Die ursprüngliche Brunnenfigur, ein Standbild des Grafen von Sinzendorf, ersetzt dessen Nachfolger Graf Hamilton durch eine Immaculata des Passauer Bildhauers Johann Ignaz Reiser. Seit 1851 steht der Brunnen auf dem Marktplatz in Hauzenberg). |
1676 | Carlo Antonio Carlone gestaltet Fassade und Empore der Burgkapelle neu. |
1677 | Portal mit den Namensheiligen Sinzendorfs: Georg und Ludwig neben Kreuz mit Dornenkrone (Bildhauer: Johann Seitz, Steinmetz: Josef Höllauer, beide aus Passau). |
1681 | Datierung des Lustgartens mit Grottenarchitektur vor der Vorbug (Giovanni Battista Carlone und Giorgio Spazzo zugeschrieben). |
1705 | Ausmalung des „Grünen Salettl“ im Westflügel mit Architekturmalerei und Gartenszenen durch den Passauer Maler Johann Gordian Säntz. In der Kirche wird ein Dorn aus der Dornenkrone Christi (Hl. Ludwig!) als Reliquie verehrt. |
1707 | Ummauerung des „Paradiesgartens“ vor der Vorburg. |
1707, 1727 und 1738 | Erneuerung der Brücken, Zugbrücken ersetzt. In der gleichen Zeit Ausstattung der Repräsentationsräume mit Stuckaturen und Stofftapeten. |
1708 | Erhöhung des südlichen Quertraktes durch 2. Obergeschoß mit Treppenanlage und nach Süden ausgerichteter mit vierzehn Statuen bekrönter Altane durch die Baumeister Domencio Magzin und Anton Daponti, Stuckausstattung u.a. eines großen Saals durch Pietro Camuzzi. |
1710–1715 | Umgestaltung der geamten Gartenanlagen durch die Wasserkünstler Frater Romulus aus Lothringen und Johann Teufel aus Straubing unter Einbeziehung vorhandener Gartenfiguren, Brunnen und der Gartensäle. In dieser Zeit war auch ein ausgedehnter Tiergarten vorhanden. |
1714 | Balkonartigem Umbau mit Balustraden am „Frauenhaus“. Auf dem Geländer stehen sog. Callot-Figuren. |
1777 | Sonnenuhrfresko im Innenhof von Johann Georg Ainstandt, Passau. |
1806 | Entfernung der Marmorplatten und Terrakotten aus den Wänden der Prunkräume. |
1810 | Ein Brand vernichtet den Südtrakt und Teile des Westtraktes. In der Hoffnung die Kapelle revitalisieren zu können wird hier ein Altar aus der säkularisierten Kirche St. Ursula in Vilshofen aus dem Jahr 1686 aufgestellt. |
1881 | Verkauf von Teilen der Terrakotta-Ausstattung aus den Marmorzimmern. Sie werden teilweise im hessischen Schloss Büdesheim verbaut. |
1909 | Beginn der Wiederaufbauarbeiten an der ruinösen Burg im Sinne des Heimatschutzes nach Plänen von Karl Kieffer: Sanierung der bestehenden Mauern, Errichtung von Treppenhäusern an den Trakten zu Seiten der Burgkapelle, einheitliches Dach über den Gebäuden der Hauptburg, Gestaltung des Giebels an der Südseite, der durch den Verlust des ehemaligen Südtraktes entstanden war, Herstellung und Aufstockung der „Binderei“ zu Wohnzwecken, Wiederherstellung der Balkenanlage der Bastei, Ausbau der bisherigen Brauerei zu Wohnzwecken. |
1910/11 | Umbau der Hoftaverne. |
1911 | Der Vorsitzende des Passauer Kunstvereins und maßgebliche Initiator der Wiederbelebung von Neuburg Dr. Max Heberle stiftet einen neuen Brunnen im inneren Burghof. |
1911/12 | Restaurierung der drei erhaltenen Renaissancesäle im Westflügel durch die Münchner Rudolf Gedon, Adolf Frey und Franz Ruedorffer. Hierbei könen Teile der Terrakottaausstattung verwendet werden, die in Büdesheim unbenutzt geblieben waren und nun wieder nach Neuburg gebracht werden. Weitere verstreute Einzelteile werden aus Privatbesitz zurück erworben. Im Rotmarmorsaal werden die Wandverkleidungen und teilweise auch die Gewölberippen von Franz Ruedorffer nach Plänen von Julius Maria Groeschel nach dem Vorbild bekannter Originalteile in Gips frei rekonstruiert. Die Felder der Wandverkleidung wurden mit Marmorplatten gefüllt. Die Einfassung des Außenzugangs wird 1912 rekonstruiert. |
1998 | Restaurierung der drei Renaissancesäle im Westflügel durch Angelika Porst und Robert Zenger, Göbenzell. |
Literatur
Klämpfl, Joseph: Geschichte der Grafschaft Neuburg am Inn, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern Bd. 11, Landshut 1865 . Digitalisat: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10375524-0
Mader, Felix (Bearb.): Die Kunstdenkmäler von Niederbayern. Bd 4: Bezirksamt Passau. München 1920 (Die Kunstdenkmäler von Bayern) Digitalisat: http://pbc.gda.pl/dlibra/docmetadata?id=635
Veit, Ludwig: Passau. Das Hochstift (= Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, 1), München 1978, hier bes. S. 75 ff. : Die Grafschaften Neuburg und Schärding. Digitalisat: http://geschichte.digitale-sammlungen.de/hab/band/bsb00007670
Hartleb, Wilfried: Schloss Neuburg. Gartenschloss am Inn, Passau 2014.
weitere Links, Zusatzinfos:
Knorring, Marc von: Passau, Hochstift: Territorium und Struktur; Historisches Lexikon Bayerns
Rothe, Detlef: Kurzbericht über archäologische Untersuchungen im Schloss Neuburg am Inn im Jahr 1983 (=> ein runder Turm in Neuburg?!)
Homepage von Neuburg-Experte Dr. Wilfried Hartleb, Kreisheimatpfleger seit 1990, von 2001 bis 2016 Kulturreferent und Leiter des Kulturreferates im Landkreis Passau, mit zahlreichen Texten zu Neuburg und kulturhistorischen Themen in der Umgebung: https://wilfried-hartleb.de/