Archiv der Kategorie: RTI

RTI: Vergleich von Zwei Gürtelsegmenten aus dem 16 Jahrhundert

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Für interaktive Lichtsimulation und Vergrößerung bitte zunächst auf die Glühbirne klicken, dann kann mit dem Mauszeiger der Lichteinfall verändert werden; zoomen mit den +/- Zeichen am Rand.

B) Digitalisierungsprozess

Gürtelsegment 47h

Ort, Zeit, Beteiligte: Universität Passau, Digital Humanities Labor (HK14b), am 30.07.2018 10:00 Uhr durch Anastasia Ederer

Equipment: Canon EOS 6D, Objektiv: 50 mm Festbrennweite, Kamera-Objekt Entfernung ca. 23 cm.

RTI-Aufnahmemethode: Benutzung von RTI-Drehteller mit LED Lampenarm um das Objekt zu Beleuchten. Gebrauch von zwei RTI-Referenzkugel mit einem Durchmesser von 10 mm. Auf einer Reprostation mit Stativ zur Kamerapositionierung und ‑Fixierung aufgebaut. Ein USB-Kabel wurde verwendet um die Verbindung von Kamera und PC zu schaffen.

Aufbau: Kameraposition fixiert 90° Grad über dem Objekt an Reprogerät, Unterlage mit RTI-Hilfskreisschema zur Orientierung/Lichtpositionierung.

Aufnahmesituation: Der Raum würde in dem Prozess vollständig abgedunkelt.

Kameraeinstellungen:

Modus: Autofokus

Datenformat: JPEG  Auflösung: 72 dpi / 5472 x 3648 Pixel
Belichtung: ISO 100, Brennweite 50, Blendenzahl F10, Verschlusszeit 3,2‘

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: Automatisch

Fokussierung: Autofokus

Fernauslöser: Ja, Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility

Aufnahmen: fünf Winkeln, für jeden Winkel (20 – 30 – 40 – 50 – 60°) 12 Aufnahmen in 30° Schritten, Anfangsposition immer abwechselnd bei 10° oder 15°, 60 Bilder insgesamt.

Modellerstellung

Verwendete Software, Version: RTIBuilder, v2.0.2

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 60

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Nachjustierungen während des Erstellens in der Software: keine

Bildmaterial:

Abbildung 2- Screenshot von Vorderseite in Default

Gürtelsegment 14

Kurzbeschreibung: Das aus Julbach stammende Gürtelsegment ist auch ein verehrungswürdiger Fund. Das Artefakt besteht auch aus einem Metallenem Material wie Fundstück 47h, aber beinhält keinen Kupfer Nagelkopf vor der rechten Spitzen Seite des Objekts. Nur die Vorderseite des Artefakts ist geprägt währende die Hinterseite leer ist. Es hat eine Größe von 5 x 2 cm und wiegt 6,57 g. Aus dem in den anderen gepressten Rand des Gegenstandes kann geschlossen werden, dass zwei Metallbleche zusammengehämmert wurden. Im Gegensatz zu Fundstück 47h, die Vorderseite des Objekts ist deutlicher verschlissener. Dies könnte darauf hindeuten, dass es sehr oft in Kontakt mit dem alltäglichen leben und umständen gekommen ist, und nicht gut aufbewahrt würde, dass es in einem sicher weggepackten Ort aufgehoben wurde. Es könnte sogar sein, dass das Fundstück den Landshuter Erbfolgekriegs von 1504 durchgemacht hat und dadurch wenig ausgeleiert wurde. Dieses Artefakt kann genauso gut zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert eingeordnet werden. Wenn man das Objekt genauer für seine dekorativen Merkmale schaut, bemerkt man das dies nur von floralen Motiven bedeckt ist. Im Zentrum ist eine liegende Frau zu erkennen, elegant hingelegt. Hier, im Vergleich zu Fundstück 47h, sind keine Geometrische Prägungen zu finden. Es hat auch ein Schlupfloch, wo es sich vermutlich an einem weiteren Segment oder Kette angebunden gewesen wäre. Dieses Fundstück ist eindeutiger eher ein Segment eines Frauenschmuckgürtels denn die Abbildungen femininer sind als die auf 47h und dementsprechend würdiger als Frauen Accessoire dienen würde.

Kontextualisierung: Leider gibt es generell wenige Informationen zu Julbach und seine Schätze, historisch betrachtet, aufgrund des Landshuter Erbfolgekriegs in 1504, ein Gewaltsamer Untergang durch Brandrodung, wo die Burg und Ihre Mauern zerstörten wurden. Durch Grabungen Vorort im Jahr 2003 wurden verschieden Funde entdeckt, unteranderem: Verlagerte Gebrauchskeramik aus dem 13.- 16. Jhdt., Eisenteile, Putzfragmente Knochen, Reitzubehör, Münzen und Spielsteine.

Herstellung und Verwendung[1]: Solche Gürtelsegmente aus dem 16. und 17. Jahrhundert teilen alle einen sehr ähnlichen Aufbau: „aus Segmenten bestehende, stumpf endende Schließen ohne flexible Längeneinteilung und mit mehrteiligen Anhängekombinationen[2]“. Sie können als Ketten – oder Segmentgürtel sowie als Gürtel mit Textil – oder Lederbesatz erzeugt werden. Durch diese Merkmale können sie unter dem Begriff Frauenschmuckgürtel als Typ „Segmentgürtel mit mehrteiliger Anhängekombination“ anerkannt werden. Drei Herstellungsvarianten gibt es für die Produktion von Gürtelsegmentteile:

Variation I Massiver Guss, bei dem die einzelnen Segmente mit Scharnierhülsen und Dekor in einem Stück gegossen wurden.
Variation II Geschmiedete Bleche (Blechstärke > 0,10 cm) mit geprägtem und ziseliertem oder graviertem Dekor, bei denen vorhandene Scharnierhülsen durch Zurückbiegen des Bleches um eine Seele und Ausschneiden der Hülsenbreite gefertigt wurden. Der Blechrest wurde dabei stets auf der Vorderseite vernietet und verziert.
Variation III

Geschmiedete oder gewalzte Bleche (Blechstärke < 0,10 cm) mit

geprägtem oder gepresstem Dekor, bei denen die Segmente mit zwei Blechen zu einem Kasten zusammengesetzt, sowie auch durch mittiges Falten als Doppelblech verarbeitet wurden.

Variationen der Herstellung von Gürtelsegmente laut Jörg Harder (2009, S. 3)

 Aus der obigen Tabelle kann abgeleitet werden, dass die Herstellungsvariationen sich in der Herstellungstechnik, Qualität und vielleicht auch in dessen Wert unterscheiden. Logischerweise muss ein gegossenes Objekt aufwendiger herzustellen sein und benötigt auch mehr Grundmaterial als ein einfaches dünnes Blech. Diese Gürtelteile wurden aus Metalenes Material in Negativen Gussformen aus Holz, anderen Metallen, sowie auch Ton gegossen um sie herzustellen und dann eingraviert.  Die gegossene Gürtelsegmente die einfacheren Motive tragen deuten auf Massenproduktion, denn das stück wurde nicht vollständig mit sorge bearbeitet. Anderseits gibt es auch hochwertigere und Edlere Exemplare an Gürtelsegmente, die aus Gold oder Silber bestehen und mit Edelsteine beschmückt werden. Es ist erforderlich zu merken, dass solche Frauenschmuckgürtel ausführlich von Frauen aus allen Sozialgruppen getragen wurden. Diese Gürtel wurden meistens aus Bronze, Silber und Eisen hergestellt. Fundstücke 47h und 12 a, b stehen in starkem Gegensatz zu den wertvollen Gold- und Silberschmiedearbeiten, denn die Gravierungen sind nicht präzise genug angefertigt. Merkmale wie unvollständige Details, tiefe Feilrillen, Sägeeinschnitte und andere Herstellungsfehler sind offensichtliche Bearbeitungsspuren. Gleichzeitig sind sie auch Hinweise auf das handwerkliche Niveau des Herstellers. Umso deutlicher die Fehler zu erkennen sind, umso schwächer die Qualität des Werkes. Deshalb ist eine massenhafte Produktion für die meisten Stücke anzunehmen. Die Werkstätten in der Zeit, waren nicht auf die Gürtelherstellung spezialisiert, und diese Gürtelteile waren nur ein Produkt unter vielen anderen. Dennoch kann es beschlossen werden, dass die Herstellungsvariation III die einfachste ist um eine Anbindung an einer Kette oder eine Textil- oder Lederborte durchzuführen. Der hauptsächliche Grund dieser Gürtel war rein dekorativ und nicht funktional. Ab dem 17. Jahrhundert sind solche Gürtel immer weniger geworden und wenigere Funde wurden darauf gemacht denn in dieser Zeit sind die aus Mode gegangen.

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Digitalisierungsprozess

Ort, Zeit, Beteiligte: Universität Passau, Digital Humanities Labor (HK14b), am 06.06.2018 11:30 Uhr durch Anastasia Ederer, anwesend war auch Susanne

Equipment: Canon EOS 100D, Objektiv: 18-55 mm Zoom Objektiv, Kamera-Objekt Entfernung ca. 23 cm

RTI-Aufnahmemethode: Benutzung von RTI-Drehteller mit LED Lampenarm um das Objekt zu Beleuchten. Gebrauch von ein RTI-Referenzkugel mit einem Durchmesser von 10 mm. Auf einer Reprostation mit Stativ zur Kamerapositionierung und ‑Fixierung aufgebaut. Ein USB-Kabel wurde verwendet um die Verbindung von Kamera und PC zu schaffen.

Aufbau: Kameraposition fixiert 90° Grad über dem Objekt an Reprogerät, Unterlage mit RTI-Hilfskreisschema zur Orientierung/Lichtpositionierung.

Aufnahmesituation: Der Raum würde in dem Prozess vollständig abgedunkelt.

Kameraeinstellungen:  

Modus: Autofokus

Datenformat: JPEG  Auflösung: 72 dpi / 5184 x 3456 Pixel
Belichtung: ISO 100, Brennweite 55, Blendenzahl F11, Verschlusszeit 2‘

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: Multispot, Automatisch

Fokussierung: Autofokus

Fernauslöser: Ja, Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility

Aufnahmen: fünf Winkeln, für jeden Winkel (20 – 30 – 40 – 50 – 60°) 12 Aufnahmen in 30° Schritten, Anfangsposition immer abwechselnd bei 10° oder 15°, 60 Bilder insgesamt.

Modellerstellung

Verwendete Software, Version: RTIBuilder, v2.0.2

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 60

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Nachjustierungen während des Erstellens in der Software: keine

Bildmaterial:

Abbildung 3- Screenshot in Normals Visualisation

Abbildung 4- in-the-making Screenshot von Gürtelsegment in Specular Enhancement

Abbildung 5- Screenshot von Fundstück 12 a, b in Default.

C) Fazit/Anwendungsvorschläge

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Digitalisierung von Artefakten die klügste und innovativste Art und Weise ist, die Produkte unserer Geschichte heutzutage zu archivieren. Es ist wichtig solche neuen Speichermöglichkeiten auszunutzen, denn effizienteres speichern und verteilen an einer breiteren Reichweite so ermöglicht werden kann. So kann das Kulturgut einer Gesellschaft effektiv an mehreren Orten problemlos sowohl wie auch in Vielfalt gespeichert und geteilt werden. Solches archivieren von Artefakten in digitalisierte Form dient der Forschung und Museen zum größtenteils, wie in der Inventur, beispielsweise.

Das RTI verfahren ist perfekt für die Erstellung von Dreidimensionale Digitalisate, denn das Artefakt kann von verschiedene perspektiven in verschieden Lichtverhältnisse betrachtet werden und wird im Auge des Betrachters realistisch wahrgenommen.

 D) Literatur

Harder, Jorg, Historische Archäologie- Segmentgürtel mit mehrteiliger Anhängekombination – Ein Frauenschmuckgürtel der Renaissance, Berlin, 2009, http://doczz.net/doc/5741077/j%C3%B6rg-harder—historische-arch%C3%A4ologie.

[1] Im Auftrag von Fundstücke 47h und 12 a, b wird die gegebenen Informationen zur Verwendung und Herstellung der Gürtelsegmente geteilt.

[2]  Harder, 2009, s.14.

RTI:„Belehnungs-Münze“: Ein Regensburger Pfennig des 12. Jahrhunderts

Für interaktive Lichtsimulation und Vergrößerung bitte zunächst auf die Glühbirne klicken, dann kann mit dem Mauszeiger der Lichteinfall verändert werden; zoomen mit den +/- Zeichen am Rand.

A Objektbeschreibung

  • Größe: ca. 2,5 cm Durchmesser
  • Material: Silber/glänzend
  • Fundort: Burg Julbach
  • Datierung: Prägung: 12.Jahrhundert
  • Besonderheiten: Motive auf Vorder-und Rückseite

Die Vorderseite der Münze zeigt einen fast frontal ausgerichteten Kopf in einem Linienkreis. Umgeben ist die Büste von sieben weiteren Gesichtern. Die Bögen, in welchen die Gesichter abgebildet sind, befinden sich auf Doppelsäulen mit Kapitellen. In den Zwickeln der Bögen sind Zeichen zu erkennen, welche entweder als einfache Ringel oder als Buchstaben identifiziert werden können. Der Zustand der Münze lässt keine genaueren Aussagen hierzu machen, jedoch ist die Münze Teil einer Gruppe (Katalog Nr. 78-80), welche beide Möglichkeiten aufweisen. [1]

Die Vorderseite gibt Ausschluss darüber, dass die Münze eine bayerische Münze ist und in Regensburg geprägt wurde [2].  Von zwei weiteren Münzen abgeleitet, kann die Person in der Mitte des inneren Kreises als Engel interpretiert werden, welcher damals, neben dem Bischoff, als Kennzeichen für die Stadt Regensburg stand.

„Engel“ im Innenkreis

 

 

 

 

 

 

 

Auf der Rückseite sind zwei Personen erkennbar. Zwischen den Personen befindet sich ein Krummstab/Fahne, welcher von Beiden jeweils mit der rechten Hand ergriffen wird. Während der linke Mann, der leicht nach rechts gewandt ist, eine Krone mit drei Zacken trägt, kniet der andere Mann mit seinem rechten Bein vor dem Gekrönten nieder.

Die auf der Rückseite abgebildete Szene stellt den für das Mittealter typischen Akt der Belehnung dar. Das Lehensverhältnis beschreibt „das politisch-ökonomische System der Beziehung zwischen Lehensherren und Lehensnehmer“ [3]. Bei der Begründung eines solchen Verhältnisses wird der Vasall unter der Verwendung von verschiedenen Symbolen, wie zum Beispiel einer Fahne oder einen Bischofsstab, in sein Lehen eingewiesen.

 

Vergleich: Lehensherr und Lehensnehmer mit Fahne [4]
Belehnungsszene auf der Rückseite

                                                                                                                            

Historische Kontextualisierung:
Die Münze wurde während der Herrschaftszeit Wels IV., welcher in den Jahren 1070 bis 1077 als Wels I. Herzog von Bayern war, geprägt. Die Münze selbst gibt keinen direkten Aufschluss darüber, um welchen Herzog oder Kaiser es sich bei der Belehnungsszene handelt. In „Historische Nachricht von bayerischen Münzen, oder muthmaßliche Erklärung derer zu Reichenhall ausgegrabenen und in dem XI. Und XII. Jahrhundert geschlagenen Münzen“ von Joseph Eucharius Obermayr [5] werden diverse Münzen genannt, mit welchen die Vorliegende in verschiedenen Verhältnissen steht, da sie gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. Anhand dieser Münzen lassen sich auch diverse Bedeutungen ableiten. Eine mögliche Interpretation der Belehnungsszene auf der Rückseite ist die Verweisung auf den Investiturstreit, welcher in den Jahren 1076 bis 1122 herrschte. Der Investiturstreit war der Höhepunkt des politischen Konflikts zwischen der geistlichen und weltlichen Macht um die Amtseinsetzung von Geistlichen durch Weltliche. Nach 1122 wurde das Recht zur Investitur mit Ring und Stab (investitura cum baculo et anulo), welche man auch auf der Münze erkennen kann, abgeschafft.

B Digitalisierungsprozess

Ort, Zeit: Digitalisierungs-Labor Uni Passau, 10.07.2018
Beteiligte: Lea Kossner, Florian Möhle
Equipment:
• Kamera: Canon EOS 100 D
• Objektiv: 50mm Festbrennweite
• Entfernung vom Objekt: ca. 31cm (Stativ)
• Aufnahmemethode: Drehteller mit Beleuchtungsarm, Reprostation mit Stativ, Kamera im 90° Winkel über dem Objekt
• Licht: abgedunkelter Innenraum
• Kameramodus: Autofokus
• Dateiformat: jpeg
• Blendenzahl: F18
• Belichtungszeit: 3‘ 2‘‘
• ISO: 100
• Referenzkugel: 5mm Durchmesser
• Fernauslöser:   Ja, Steuerung via PC, Canon Utility (Software)

Aufnahmen

• fünf Ebenen
• Pro Ebene: 12 Aufnahmen in 30° Schritten, Startpunkte sind abwechselnd bei 10° bzw. 15°
• Gesamtzahl von 120 Bildern

Modellerstellung

•Verwendete Software: RTIBuilder

•Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 120

•Anmerkungen: Bilder der Vorderseite etwas schwach belichtet

Bildmaterial zu B:

Screenshot Default Vorderseite
Screenshot Default Rückseite

 

 

 

 

 

 

Screenshot Normals Visualization V.
Screenshot Normals Visualization R.

 

 

 

 

 

Screenshot Specular Enhancement

 

Screenshot Specular Enhancement V.

 

C „Fazit“ / Anwendungsvorschläge

Das Digitalisat der „Belehnungs-Münze“ des 12. Jahrhunderts gibt vor allem Aufschluss über den geschichtlichen Hintergrund der Münze. Durch sie wird ein Teil mittelalterlicher Kultur vermittelt, was besonders durch die Rückseite deutlich wird. Das Lehenswesen galt als bedeutsamer Teil des damaligen gesellschaftlichen Systems. Auch der Investiturstreit, welcher möglicherweise durch die Belehnungsszene adressiert wird, war ein wichtiges Ereignis des 12. Jahrhunderts. Durch die Digitalisierung lassen sich die Motive beider Münzseiten genauer untersuchen und interpretieren, dadurch besteht auch die Möglichkeit verschiedene Einblicke in kulturelle Hintergründe oder aktuelle Ereignisse der Zeit zu gewinnen. Ebenfalls ermöglicht die Digitalisierung einen universellen Zugriff auf das Objekt und kann zu Forschungszwecken dienen.

 

Referenzen:

[1] Emmerig, Hubert: Der Regensburger Pfennig: Die Münzprägung in Regensburg vom 12. Jahrhundert bis 1409

[2] Eucharius Obermayr, Joseph: Historische Nachricht von bayerischen Münzen, oder muthmaßliche Erklärung derer zu Reichenhall ausgegrabenen und in dem XI. Und XII. Jahrhundert geschlagenen Münze, S.131

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Lehnswesen

[4] https://vergleichendelandesgeschichte.geschichte.uni-mainz.de/forschung-schwerpunkte-und-projekte/reich-und-region/reichshistoriographie-zwischen-heimatstadt-und-koenigshof-die-chronik-des-eberhard-windeck-aus-mainz/

[5] Eucharius Obermayr, Joseph: Historische Nachricht von bayerischen Münzen, oder muthmaßliche Erklärung derer zu Reichenhall ausgegrabenen und in dem XI. Und XII. Jahrhundert geschlagenen Münze, 1763

RTI: Metallener Knopf

Für interaktive Lichtsimulation und Vergrößerung bitte zunächst auf die Glühbirne klicken, dann kann mit dem Mauszeiger der Lichteinfall verändert werden; zoomen mit den +/- Zeichen am Rand.

A Objektbeschreibung

Kurzbeschreibung: In diesem Beitrag wird ein Knopf beschrieben, der bei der Burgruine Julbach gefunden wurde. Er besteht aus metallenem Material und weist eine matte, größtenteils glatte Oberfläche mit feinen Kratz- oder Schleifspuren auf. Der Knopf hat einen runden Grundkörper mit einem Durchmesser von ca. 2cm, auf dessen Mittelpunkt der Vorderseite sich eine spitz zulaufende Erhöhung befindet. Um den Mittelpunkt herum findet sich eine sternförmige Spirale als Verzierung. Innerhalb dieser Spirale, die Erhebung im Mittelpunkt direkt umgebend, findet sich ein gekerbtes Fünfeck als Verzierung. Auf der Rückseite sind im Zentrum des Knopfes vermutlich die Überreste einer Öse zur Befestigung an der Kleidung zu sehen. Dafür, dass es sich bei den Rudimenten auf der Rückseite um die Überreste einer Öse handelt, spricht, dass keine Löcher im Knopf selber ersichtlich sind, er jedoch an der Kleidung befestigt gewesen sein muss. Durch Ausschluss ergibt sich hierdurch die Verwendung einer Öse. Ferner ist durch die bräunliche Verfärbung der Rückseite eine ausgeprägte Alterung des Knopfes ersichtlich.

Kontextualisierung: Zum historischen Kontext sind bisher keine Angaben bekannt, ein terminus ante quem ergibt sich aus der Zerstörung der Burg im Zuge des Landshuter Erbfolgekriegs 1504. Da Knöpfe sich erst im 13. Jahrhundert etablierten, ist davon auszugehen, dass der gefundene Knopf im Zeitraum zwischen Beginn des 13. Jahrhundert bis 1504 verwendet wurde, eine genauere Eingrenzung ist aktuell nicht möglich.

Verwendung: Knöpfe dienten hauptsächlich als Verschlußinstrument für Kleidung. Im Allgemeinen sind Funde von Knöpfen eher als selten zu betrachten. Im Europa des Mittelalters wurde Gewand hauptsächlich mit Broschen oder Spangen zusammengehalten, bis im 13. Jahrhundert Knopflöcher entwickelt wurden. Daraufhin wurden Knöpfe schnell so weit verbreitet, dass unter anderem in Mailand 1396 ein Gesetz erlassen wurde, welches die Verwendung von Knöpfen regulierte [1] [2].  Ab dem 13. Jahrhundert lassen sich Knöpfe auch vereinzelt auf Skulpturen finden [3].  In der weiteren Entwicklung werden lange, dicht besetzte Knopfleisten als Verschluss etabliert, im 15. Jahrhundert werden diese Knopfverschlüsse wieder kürzer [4].

Herstellung: Verschiedene Materialien und Methoden fanden zur Knopfherstellung Anwendung. Verwendet wurden beispielsweise textile Knöpfe, welche aus demselben Material des Kleidungsstücks erstellt wurden. Ebenfalls etabliert war es, eine Grundform der Knöpfe aus Knochen, Holz oder Leder herzustellen, welche wahlweise mit Textil überzogen werden konnte.  Bei metallenen Knöpfen, wie im hier dargestellten Objekt, geschah die Herstellung vorrangig durch Vollguss der Knöpfe. Zur Befestigung wurden entweder Löcher in die Knöpfe gebohrt oder aber, wie vermutlich bei dem hier dargestellten Metallknopf,  eine Knopföse auf der Rückseite erstellt [3].

[1] Margaret Scott, 2009.

[2] o.A., 2018.

[3] Katrin Kania, 2010, S.108-109

[4] Stefan Krabath, 2001, S.210-214.

B Digitalisierungsprozess

Ort, Zeit, Personal: Universität Passau, Digital Humanities Lab (HK14b), am 03.07.2018 10 Uhr durch Florian Möhle, anwesend war außerdem Lea Kossner.

Equipment:            Kamera: Canon EOS 100D, Entfernung vom Objekt: ungefähr 20cm.

Objektiv: 100mm Festbrennweite

RTI-Aufnahmemethode: RTI-Drehteller mit Lampenarm zur Ausleuchtung des Objekts und zwei RTI-Referenzkugel mit einem Durchmesser von 5 mm, aufgebaut auf einer Reprostation mit Stativ zur Kamerapositionierung und ‑Fixierung; USB-Kabels zur Verbindung von Kamera und PC.

Aufbau: Kameraposition fest 90° Grad über dem Objekt an Reprogerät, Unterlage mit RTI-Hilfskreisschema zur Orientierung/Lichtpositionierung, zwei RTI-Referenz-Kugeln mit 5 mm Durchmesser, die mittels einer Mutter befestigt wurden. Da auf der Unterseite des Objekts eine Metallschlaufe herausstand, mussten neben diese Schlaufe unter den Knopf ein gefaltetes Papier gelegt werden, damit der Knopf gerade auflag und nicht seitlich abfiel.

Aufnahmesituation:                          Räumliches Umfeld: Innenraum (Lab), vollständig abgedunkelt

Kameraeinstellungen:

Modus: manuell

Datenformat: jpeg, Auflösung: 3456 x 5184 Pixel

Belichtung: ISO 100; Brennweite 100mm, Blendenzahl F25, Verschlusszeit 6 s

Fokussierung: Autofokus

Fernauslöser: Ja, Steuerung via PC/Software, hier: Canon Utility

Aufnahmen/Vorgehen bei der Bildgewinnung:Anzahl der verwendeten Aufnahmen/Lichtpositionen: 60 aus 5 Winkeln/Lichtpositionen am RTI-Arm (20 – 30 – 40 – 50 – 60°). In 30°-Schritten (versetzt startend bei 0° bzw. 15°) entsprechend der Markierungen am Drehteller wurde ein Set von je 60 Fotos für Vorder- und Rückseite erstellt.

Modellerstellung:

Verwendete Software, Version: RTIBuilder, v2.0.2

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 60

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Nachjustierungen während des Erstellens in der Software: keine

Bildmaterial zu B:

Die Vorderseite des digitalisierten Knopfes im Making-Of-Aufbau für die notwendigen Fotografien für das RTI-Programm, am oberen Rand sind die RTI-Referenzkugeln ersichtlich
Die Rückseite des digitalisierten Knopfes im Making-Of-Aufbau für die notwendigen Fotografien für das RTI-Programm, am oberen Rand sind die RTI-Referenzkugeln ersichtlich
Durch Verwendung der unterschiedlichen Lichteinfälle sind die Details des Knopfes detailliert erkennbar: die Überreste der vermutlichen Öse
Hier durch die Belichtung des RTIs gut erkennbar: die spiralförmigen und gekerbten Verzierungen auf der Vorderseite des Knopfes

 

 

 

 

 

 

 

 

 

C „Fazit“ / Anwendungsvorschläge

Aufgrund der interaktiven Natur des Digitalisats (kein statisches Bild, sondern durch eigene Cursorbewegung in der Belichtung veränderbar) bietet sich das Digitalisat vor allem für die Verwendung im kulturpädagogischen Bereich an. Schlägt man beispielsweise in einem Vortrag zudem die Brücke zwischen Photogrammetrie und der Verwendung selbiger für Videospiele, so dürfte die Aufmerksamkeit Heranwachsender geweckt sein. Generell ist diese Interaktivität von Vorteil: ganz gleich für welche Zielgruppe, ist davon auszugehen, dass ein RTI deutlich ansprechender wahrgenommen wird als ein rein statisches Bild. Die Aussagekraft des Objekts im musealen Kontext liegt in der Veranschaulichung des modischen Lebens des Mittelalters – hier ist auch die Erstellung einer Website zur Mode im Mittelalter mit verschiedenen RTIs für verschiedene Verschlussmechanismen der Kleidung und ihre Genese denkbar.

Es ist insbesondere auch auf die Vorteile des Digitalisats einzugehen: ohne die digitalisierte Form des Knopfes müsste jeder, der sich wissenschaftlich näher mit der optischen Natur des Knopfes auseinandersetzen möchte zum aktuellen Standort des Knopfes reisen oder umgekehrt – dies ist sowohl logistisch als auch aus Schutzgründen für den Knopf kritisch zu sehen. Mittels des Digitalisats reicht der Besuch der Website, in der es eingebunden ist, um Kratzer, Gravuren und die Überreste der Öse einzusehen. Insbesondere durch die Digitalisierung als RTI ergibt sich ein weiterer Vorteil: durch die unterschiedlichen Lichteinfälle und damit Ausleuchtungen des Knopfes ist das gesamte Spektrum an Kratzern und Gebrauchsspuren ersichtlich, was hinsichtlich des wissenschaftlichen Kontextes für geübtes Personal Rückschlüsse auf die Benutzung und eine etwaige historische Einordnung zulässt, beziehungsweise diese erleichtert.

D) Literatur:

Scott, Margaret (2009): Kleidung und Mode im Mittelalter, Darmstadt

o.A.: Button – Clothing Accessory, https://www.britannica.com/topic/button-clothing-accessory, Stand: 20.09.2018

Kania, Katrin (2010): Kleidung im Mittelalter, Köln

Krabath, Stefan (2001), Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen. Eine archäologisch-kunsthistorische Untersuchung zu ihrer Herstellungstechnik, funktionalen und zeitlichen Bestimmung. Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen.

RTI: Knopf aus Bein

Für interaktive Lichtsimulation und Vergrößerung bitte zunächst auf die Glühbirne klicken, dann kann mit dem Mauszeiger der Lichteinfall verändert werden; zoomen mit den +/- Zeichen am Rand.

A) Objekt / Gegenstand: Knopf aus Bein

 

Screenshot Viewermodus Specular Enhancement

Screenshot Viewermodus Normals Visualization

Kurzbeschreibung:
Dieses Objekt ist ein Knopf aus Bein. Er wurde bei Ausgrabungen in Julbach geborgen. Eines der Löcher ist etwas zu weit in die Mitte gerutscht, was aber der Funktion des Knopfes nicht schadet und auf die Herstellungsweise schließen lässt. Jedes Loch wurde nacheinander gebohrt, ohne Messgerät. Die Abstände der Löcher wurden frei nach Gefühl geschätzt. Der Durchmesser des Knopfes beträgt ca. 2cm.

Herstellung:

Herstellungsweise von Knöpfen aus Bein 'reenacted'

 

Unterschied zwischen Paternosterscheiben und Knöpfen ist die Dicke des Ausgangsmaterials. Für Knöpfe wurde ein dünnerer Rohstoff verwendet. Vor allem Platten aus gespaltenen Rippenteilen wurden verwendet. Um Material zu sparen wurden auch missglückte Versuche wiederverwendet, da man alles wiederverwertete. Für die Knopfproduktion hatte man aber nur die dünnen Stücke benutzt.

Als Bohrer diente eine Art Fidelbogenbohrer, wie man auch an dem Bild und im Video erkennen kann. Der Bohrer wird durch den Fidelbogen über eine Rolle bedient, die zwischen zwei senkrecht stehenden Hölzern eingespannt ist. Darunter hat man oftmals auch eine Rinne gelegt, um das fertige Produkt aufzufangen, wenn es herunter fiel.[1]

[1] Sven Schütte, 1995, S.123

Abbildung eines Paternostermachers im Mittelalter. Zeigt noch einmal die Technik, wie auch bei der Knopfherstellung. Bildquelle: Wikimedia Commons , CC 0

Benutzung: Der Knopf zeichnet sich dadurch aus, dass er verschiedene Löcher hat um Befestigungsvorrichtungen durch zu fädeln, wie z.B. einen Faden. Hauptsächlicher Nutzen des Knopfes bestand darin das Gewand zu verschließen. Im Mittelalter wurden Knöpfe allerdings weniger verwendet, da sie von Tasseln und Fibeln abgelöst wurden.[1]

Trotzdem tauchen sie immer wieder auf und haben nicht nur eine praktische Funktion, denn der Knopf ist zugleich auch Schmuck. Knöpfe aus Bein waren auch bei Adligen und Kaufleuten beliebt. Mit Beginn der Renaissance wurden sie auch immer aufwendiger und kostbarer und auf den Wunsch des Kunden hergestellt. Der Beruf des Knopfherstellers wurde im 14. Jahrhunderts sogar zum Zunftberuf. Für die verschiedenen Materialen entstanden dann eigene Zunften. Sehr verbunden ist dieser Beruf mit dem Paternostermacher, der dieselbe Technik erlernt und verwendet.[2]

[1] Harry Kühnel, 1992, S.141

[2] Stephanie Hackstein, o.J

B) Aufnahme / Bildgewinnung
Ort, Zeit, Personal: Kulturgut-Seminar, Labor Passau, 01.08.2018, Julia Vollbrecht + Sandra Holler

Kamera: Canon EOS 100D

Objektiv: 35mm Festbrennweite

Aufnahmesituation: räumliches Umfeld, Lichtverhältnisse
abgedunkeltes Labor, Reprostativ mit Drehteller, inklusive LED-Lampe als Leuchtmittel
2 RTI-Referenz-Kugeln, 5mm

Kameraeinstellungen:
Kameramodus: automatisch
Datenformat: JPEG
Auflösung: 72dpi

Belichtung: ISO 100
Brennweite: 100mm
Blendenzahl: F14
Verschlusszeit: 3,2sec

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: automatisch
Fokussierung: Autofokus
Fernauslöser: Ja + Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility
Vorgehen bei der Bildgewinnung: 5 Winkel mit jeweils 12 Speichen am Drehteller

C) Modellerstellung
Verwendete Software, Version: RTI Builder
Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 120 Vorderseite; 120 Rückseite

D) Fazit

Abschließend ist zu sagen, dass die RTI-Aufnahmen große Vorteile haben. Kleinste Kratzer oder Einkerbungen können sofort entdeckt werden. Wie auch bei diesem Model. Dadurch dass der Knopf an sich ziemlich klein ist konnten die Kratzer und die Absplitterung auf der Vorderseite viel besser erkannt werden, da sie vom bloßen Auge nicht so detailgetreu gesehen werden können. Die Lichtregelung beim RTI Viewer ermöglicht es die verschiedenen Perspektiven besser zu erkennen und in damit in die Tiefe zu gehen.

Bei der Erstellung der RTI Aufnahmen bin ich allerdings immer wieder auf die Fehlermeldung: Improber Call to JPEG library in state 200. Nachdem ich vieles ausprobiert habe bin ich darauf gestoßen, dass der Name meines Projektes viel zu lang war. Es lag also nicht an einem Fehler durch Sonderzeichen oder ähnliches.

E) Literatur

Hackstein, Stephanie (o.J.): Knöpfe – Geschichte und Herstellung, http://www.knopfbuch.de/text.pdf, Stand: 10.09.2018

Kühnel, Harry (1992): Bilderwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1. Auflage, Stuttgart

Schütte, Sven (1995): Handwerk in kirchlicher Abhängigkeit um 1300, Hamburg

 

RTI-Aufnahme und Dokumentation Pferdegeschirranhänger Nr.74 + Vergleich

Für interaktive Lichtsimulation und Vergrößerung bitte zunächst auf die Glühbirne klicken, dann kann mit dem Mauszeiger der Lichteinfall verändert werden; zoomen mit den +/- Zeichen am Rand.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Vergleich der beiden Pferdegeschirranhänger, die durch die Viewer zu erkennen sind. Dieser Vergleich ist dem Fakt geschuldet, dass die beiden Objekte am selben Standort gefunden wurden.

Zunächst erfolgt eine technische Dokumentation der RTI-Aufnahme des Pferdegeschirranhängers Nr. 74, dann ziehen wir einen Vergleich aus den beiden Objekten, bevor der Beitrag dann mit allgemeinen Informationen zum Thema Pferdegeschirranhänger endet.

Screenshot Viewermodus: Specular Enhancement

Screenshot Viewermodus Normals Visualization

A) Objekt / Gegenstand: Pferdegeschirranhänger Nr.74

Kurzbeschreibung:
Der Beitrag zeigt RTI-Aufnahmen eines Pferdegeschirranhängers aus Hofkirchen. Der Anhänger hat eine matte Oberfläche, ist rund und wird von einer Figur durchbrochen, die höchstwahrscheinlich einen Greif darstellt und sich selbst eindreht.

Historischer Kontext, Literaturangaben:
Stefan Krabath, Die hoch – und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen, Leidorf 2001.

Walcher Claudia, Berichte zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Wien 2000.

B) Aufnahme / Bildgewinnung
Ort, Zeit, Personal: DH- Labor Passau, 25.07.2018, Sandra Holler, Julia Vollbrecht

Kamera: Canon EOS 100D

Objektiv: 55mm Zoomobjektiv

Aufnahmesituation: räumliches Umfeld, Lichtverhältnisse
abgedunkeltes Labor, Reprostativ mit Drehteller, inklusive LED-Lampe als Leuchtmittel
2 RTI-Referenz-Kugeln, 5mm

Kameraeinstellungen:
Kameramodus: automatisch
Datenformat: JPEG
Auflösung: 72 dpi / 5184 x 3456 Pixel

Belichtung: ISO 100
Brennweite: 55mm
Blendenzahl: F11
Verschlusszeit: 3,2s

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: automatisch
Fokussierung: Autofokus
Fernauslöser: Ja + Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility
Vorgehen bei der Bildgewinnung: 5 Winkel mit jeweils 12 Speichen am Drehteller

C) Modellerstellung
Verwendete Software, Version: RTI Builder
Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 120 pro Seite


 

Screenshot Viewermodus: Specular Enhancement

Screenshot Viewermodus Normals Visualization

Beschreibung und Vergleich:

Die RTI – Aufnahme dieses ringförmigen Pferdegeschirranhängers aus Hilgartsberg zeigt ebenfalls einen Greif, der sich selbst eindreht und seinen eigenen Schwanz im Mund hat. Ein Greif ist ein Mischwesen, das in den meisten Fällen mit einem löwenartigen Körper, dem Kopf eines Raubvogels, Schnabel, spitzen Ohren und Flügeln dargestellt wird. Die bildliche Darstellung von Greifen war vor allem im Donauraum und Österreich verbreitet und diente dem Schutz des Trägers, da durch sie das Böse gebannt wurde.

Die beiden Pferdegeschirranhänger unterscheiden sich in ihrer Grundform. Während der obere eher rund ist und durch die figürliche Darstellung des Mischwesens unterbrochen wird (siehe Nr.1) , ist der untere eher ringförmig (siehe Nr.7).

Krabath, S.235

 

Beim oberen Anhänger ist auch noch das zweilappige Scharnier vorhanden, das für die Befestigung an einem Riemen  notwendig war; beim unteren kann man nur noch die Öse erkennen.

Aufgrund der Form kann man davon ausgehen, dass sie zeitlich zwischen dem 12. und dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts einzuordnen sind.

Trotzdessen ist die Tatsache interessant, dass die beiden Anhänger im gleichen Gebiet geborgen wurden. Man kann leider keine genauen Aussagen treffen, ob diese am gleichen Pferd befestigt waren, aber das gleiche Motiv, wenn auch in anderer Darstellung, zeigt wohl, wie wichtig es den Trägern war, sich vor dem Bösen zu schützen.

Pferdegeschirranhänger:

Definition: „Pferdegeschirranhänger sind Schmuckscheiben/Zierscheiben, die mittels einer Aufhängevorrichtung frei beweglich an unterschiedlichen Stellen des Zaumzeugs eines Pferdes befestigt waren; mitunter werden sie mit den Zaumbeschlägen hochmittelalterlicher Kandaren in Verbindung gebracht bzw. von ihnen unterschieden.“ (Walcher, 2000) Zum Teil können auch Hunde als Träger in Betracht gezogen werden. Bei kleinformatigen Anhängern ist es auch möglich, dass sie statt am Zaumzeug an der Tracht befestigt wurden.

Zeitliche Einordnung: Vermutlich gab es Pferdegeschirranhängern seit der Domestizierung des Pferdes, verschiedene Quellen bezeugen ihr Vorkommen vom 10. bis zum 15. Jahrhundert. Der Höhepunkt dürfte im 12. Jahrhundert gewesen sein.

Räumliche Eingrenzung: Funde deuten darauf hin, dass Pferdegeschirranhänger vor allem im Gebiet von Frankreich bis nach Mitteleuropa verbreitet waren.

Funktion: Diese Art von Anhängern diente vor allem dem Zweck, die Pferde zu schmücken, und damit seinen gehobenen sozialen Stand zu zeigen. Dies wird dadurch bestätigt, dass die Anhänger vor allem in Zentren geistlicher und weltlicher Macht gefunden wurden. Dadurch, dass Metall als Rohstoff mit hohen personalen und technischem Aufwand verbunden war, waren die Anhänger sehr teuer und rar.

Aussehen: Grundsätzlich hängt der Anhänger frei an einer Scharnierachse, die in der Regel im rechten Winkel zur Schauseite orientiert wurde; bei einigen getriebenen Stücken wurde ein Fortsatz des Anhängers auch zur Öse nach hinten umgelegt. In der Regel greift die senkrecht zur Schauseite stehende Öse der Anhänger in ein zweilappiges Scharnier mit unterschiedlich gestaltetem Beschlag zur Befestigung an einem Riemen Oftmals wurden Vögel, Löwen, Panther und Mischwesen als Motive verwendet; Vorbild waren wahrscheinlich Figuren auf romanischen Kapitellen.

Herstellungsweise: Die auf unterschiedlichster Weise gestalteten Pferdegeschirranhänger bestehen in fast allen Fällen aus Edel- oder Buntmetall. Teilweise wurden ihre Oberflächen vergoldet. Sie wurden gegossen oder ausgeschnitten, durch einen Stichel und/oder eine Punze konnte man die Details bearbeiten.

 

RTI: Zierbeschlag eines Gürtels

Für interaktive Lichtsimulation und Vergrößerung bitte zunächst auf die Glühbirne klicken, dann kann mit dem Mauszeiger der Lichteinfall verändert werden; zoomen mit den +/- Zeichen am Rand.

A. Objektbeschreibung und Kontextualisierung

Zierbeschalg
Das Objekt: Ein Zierbeschlag aus der Burgruine Hilgartsberg.

Das Objekt (Fundatalog-Nr. 47f) mit den Maßen 5 x 0,8 cm besteht aus Buntmetall. Die Oberfläche glänzt metallisch, weißt jedoch auch Alterungserscheinungen wie matte Verfärbungen auf. Es wurde während den Ausgrabungen der Kreisarchäologie Passau von 2005-2008 auf der Burgruine Hilgartsberg gefunden.

Es handelt sich hierbei um einen langen, rechteckigen Beschlag eines mittelalterlichen Gürtels. Diese Form zählt zu den häufigsten Beschlagsformen[1] und wurde meist für Verzierungen genutzt, z. B. in Form von Wappendarstellungen, Gravierungen, Durchbruchmotive und Reliefdarstellungen (häufig florale und figürliche Motive wie Menschen, Pflanzen, Tiere und Fabelwesen oder ornamentale Muster).[2]

Die verzierte Schauseite des Objekts wird durch eine mittige Buckelreihe in zwei Bereiche getrennt. Auf der linken, längeren Seite sind zwei lange waagrechte und rechteckige Vertiefungen zu erkennen. Zwischen ihnen und der Buckelreihe sind zwei kreisrunde Vertiefungen zu sehen, wobei eine mit einem Durchbruch beschädigt ist. In diesen zwei Mulden waren ursprünglich vielleicht Perlen oder Schmucksteine als Zierde befestigt. Das Ende der linken Seite ist beschädigt, jedoch lassen sich noch zwei herausragende Stifte erkennen, welche möglicherweise die Beschlagslaschen waren, an denen die Gürtelschnalle befestigt war (vgl. Skizzen).

Skizze des Objekts mit ergänzter Gürtelschnalle.

 

Gürtelschnalle von ca. 1230, Abbildung aus: Ditmar-Trauth 2000, S. 47.

 

Gürtelschnalle von ca. 1240-1250, Abbildung aus: Ditmar-Trauth 2000, S. 48.

 

Vor dem linken Rand des Objekts ist noch ein Nietenloch zuerkennen, dass auf selber Höhe auch auf der gegenüberliegenden, rechten Seite zu beobachten ist. Auf der rechten Seite ist eine reliefartige, ornamentale Verzierung zu erkennen (zwei Bögen, die jeweils in hackenförmigen Verdickungen enden), die jedoch nicht näher bestimmt werden konnte (möglicherweise handelt es sich um ein Blattmotiv o. ä.). Im Zuge der Recherche wurden leider auch keine anderen, vergleichbaren Verzierungen auf Beschlägen gefunden. Die Fläche des Reliefs wird durch eine rechteckige, rahmenartige Linienzier begrenzt.

An der unteren Seite des Objekts ist der aufgebogene Rand des Beschlags zu sehen. Ursprünglich war dieser nach hinten gebogen, um die Riemenkanten zu umfassen.[3] Am rechten Rand des Objekts sind noch sechs kleine Einkerbungen zu beobachten.

Da keine Informationen über das Material des Objekts vorhanden sind, lässt sich nur durch die ornamentale Verzierung schließen, dass der Gürtel wohl eher von einer wohlhabenderen Person getragen wurde, da es laut mittelalterlichen Kleiderordnungen ärmeren Klassen verboten war, schmuckvolle Gürtel zu tragen, die ihrem niederen Stand nicht entsprochen hätten.[4] Jedoch gab es häufig auch Verstöße gegen die Kleiderordnungen durch gesellschaftliche Aufsteiger, die ihren Wohlstand ebenso präsentieren wollten, wie die oberen Schichten.[5]

Aufgrund der schmalen Gestalt des Beschlags kann der Gürtel in den Zeitraum um 1200 [6] bis etwa 1450 datiert werden, da ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts besonders breite Gürtel in die Mode kamen[7] oder aber die schmalen Gürtel eher mit renaissanceartigen Elementen verziert waren.[8] Für eine Datierung in das 14. Jahrhundert spricht auch, dass die überlangen, schmalen Gürtel damals mit einem reichen Zierbesatz ausgestattet waren, wobei das „Dekor und [die] Verklammerung der Beschläge […] eine starke Beeinflussung aus der gotischen Architektur”[9] aufweisen, wie es bei ebenfalls in Hilgartsberg gefundenen Zierbeschlägen der Fall ist (vgl. Objekt 47g mit Vierpass-Verzierungen).

Warum dieser Zierbeschlag in Hilgartsberg geblieben ist und bei Grabungen gefunden werden konnte, lässt sich nur spekulieren. Die kriegerische Auseinandersetzung (1356-1359) zwischen Herzog Albrecht von Niederbayern und dem Burgpfleger Ecker von Eck, die mit einer Belagerung und Einnahme (wahrscheinlich auch Plünderung) der Burg endete, kann jedoch nicht zur Datierung beitragen, da die Burganlage danach weiterhin in Benutzung war.[10] Wahrscheinlicher ist, dass der Zierbesatz im Alltagsgeschehen von dem Gürtel abgefallen und verloren gegangen ist oder aber dass, dieser Zierbesatz weggeschmissen wurde, da er kaputt gegangen ist und damit unbrauchbar war.

 

Der mittelalterliche Gürtel und sein Besatz

Da es sich bei dem Objekt um den Bestandteil eines mittelalterlichen Gürtels handelt, soll dieser und sein Besatz nun näher untersucht werden.

Seit jeher wurde der Gürtel dazu verwendet, den Halt der Kleidung am Körper zu unterstützen. Im Mittelalter diente er außerdem der Befestigung verschiedener Gegenstände, wie bspw. Taschen oder andere Utensilien.[11]

Gürtelgehänge einer Figur auf der Grabplatte des Mainzer Erzbischofs Siegfried III. von Eppstein, um 1249, Mainzer Dom.
Bildquelle: Siebert, Guido: Der Naumburger Meister, Bd. I, Petersberg 2011, S. 619.

 

Zugleich war er jedoch ein Schmuckstück und konnte Demonstrationszwecken dienen.[12] Vor allem ab dem 14. Jahrhundert, als extrem körperbetonte Mode getragen wurde, bedurfte es der ursprünglichen „Gewandraffer”-Funktion des Gürtels nicht mehr, sodass dieser lediglich als Accessoire getragen wurde.[13]

Der mittelalterliche Gürtel bestand aus einem Riemen aus Leder oder anderem textilem Material, wobei vor allem die Ledergürtel mit Metallbeschlägen in verschiedenster Form verziert waren.[14] Über das Aussehen mittelalterlicher Gürtel geben vor allem gotische Malereien und Skulpturen ab dem 13. Jahrhundert Auskunft.[15]

Gürtel der Maria Magdalena, Ausschnitt aus: Kreuzabnahme, ca. 1430 – 1435, Rogier van der Weyden, Bildquelle: The Prado Museum.

 

Gürtel der Muttergottes, Ausschnitt aus: Maria mit dem Kind (Birnenmadonna), ca. 1510-1515, Klosterneuburg.
Bildquelle: Antje Köllermann (Hg.): Van Eyck bis Dürer (Altniederländische Meister und die Malerei in Mitteleuropa), Brügge 2010.

 

Die Zierde eines Gürtels wird auch als Gürtelbesatz bezeichnet, wobei darunter all jenes fällt, das auf dem Gürtel befestigt wurde oder an ihm hängt, wie beispielsweise Edelsteine, Edelmetalle in Form von Schmuckornamenten, Ziernägel, Fransen, Quasten, Bommel oder Schellen.[16]

Schellengürtel (sog. Dusing), Ausschnitt aus: Minneallegorie mit Spielszenen, sogenannter Spieleteppich (Bildteppich), um 1400.
Bildquelle: http://objektkatalog.gnm.de/objekt/Gew668 (01.08.2018).

 

Der Gürtelbesatz war jedoch nicht nur Dekoration, sondern hatten  meist auch eine praktische Funktion: Metallbeschläge sollten die Stabilität des Riemens unterstützen, Ziernägel haben den Riemen oder die Borte mit den Zierbeschlägen verbunden, Bortenstecker (siehe Abb.) sorgten dafür, dass die Borte sich an den oberen und unteren Ecken nicht zusammenrollte und Lochschützer verhinderten das Einreißen der Löcher, durch welche der Dorn der Gürtelschnalle geführt wurde.[17]

Bortenstecker am Gürtel des Ekkehard II. von Meißen im Dom zu Naumburg, zwischen 1243-1249, sog. Naumburger Meister.
Bildquelle: Siebert, Guido: Der Naumburger Meister, Bd. II, Petersberg 2011, S. 985.

 

Da der Gürtel aus unterschiedlichen Materialien bestand, waren bei seiner Herstellung mehrere Berufsgruppen beteiligt.[18] Darunter fallen u. a. die Riemenschneider, die Bortenwirker, der Gürtler (der den Gürtel näht und beschlägt) und die Schnallenmacher.[19]

 

[1] Ditmar-Trauth, Gösta: Fibel- und Gürtelmode der Hochgotik, Wald-Michelbach 2000, S. 43.

[2] Ditmar-Trauth 2000, S. 43 und Schopphoff 2009, S. 52.

[3] Vgl. Beschreibung bei Heynowski 2017, S. 153, Objekt 3.1.

[4] Schopphoff 2009, S. 87.

[5] Schopphoff 2009, S. 84.

[6] Schopphoff 2009, S. 10.

[7] Schopphoff 2009, S. 12.

[8] Siehe z. B. Harder, Jörg: Segmentgürtel mit mehrteiliger Anhängerkombination. Ein Frauenschmuckgürtel der Renaissance, in: Historische Archäologie, Jahrgang 2010, Bd. 3, S. 1-20, siehe: http://doczz.net/doc/5741077/j%C3%B6rg-harder—historische-arch%C3%A4ologie (01.08.2018).

[9] Loschek, Ingrid: Accessoires. Symbolik und Geschichte, München 1993, S. 63.

[10] Vgl. Fingerlin, Ilse: Gürtel des hohen und späten Mittelalters, München, Berlin 1971 (Kunstwissenschaftliche Studien, Band XLVI), S. 18.

[11] Heynowski, Ronald: Gürtel. Erkennen, bestimmen, beschreiben, Berlin, München 2017 (Bestimmungsbuch Archäologie 5), S. 11.

[12] Heynowski 2017, S. 11. Dem Gürtel wurde außerdem eine symbolische Funktion zugesprochen. Von Männern getragen, war er stets ein Zeichen der Kraft und Unbesiegbarkeit, sodass beispielsweise der sprachliche Ausdruck „sich gürten” als „sich für den Kampf bereit machen” verstanden wird. Der Gürtel bei Frauen wurde hingegen als Symbol ihrer Tugendhaftigkeit und Keuschheit verstanden. Siehe Heynowski 2017, S. 11. Für eine ausführliche Darlegung der Gürtel-Symbolik u. a. im Bereich der Eheschließung und als Liebespfand, als militärisches Rangabzeichen und im christlichen Kontext siehe Schopphoff, Claudia: Der Gürtel. Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und Mittelalter, Weimar, Wien 2009 (Pictura et Poesis. Interdisziplinäre Studien zum Verhältnis von Literatur und Kunst, Band 27).

[13] Schopphoff, Claudia: Der Gürtel. Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und Mittelalter, Weimar, Wien 2009 (Pictura et Poesis. Interdisziplinäre Studien zum Verhältnis von Literatur und Kunst, Band 27), S. 10.

[14] Ditmar-Trauth, Gösta: Alltag und Sachkultur des Mittelalters in Bildquellen von 800 bis zum Anfang des 14. Jh., Münster 2006, S. 484.

[15] Ditmar-Trauth 2006, S. 484.

[16] Schopphoff 2009, S. 45.

[17] Heynowski 2017, S. 179 und Schopphoff 2009, S. 53.

[18] Fingerlin 1971, S. 24.

[19] Fingerlin 1971, S. 24.

B.      Digitalisierungsprozess

Die Aufnahmen wurden am 18.07.2018 in dem Digitalisierungslabor des Lehrstuhls Digital Humanities der Universität Passau gemacht. Das Labor wurde für die Aufnahmen abgedunkelt, sodass es lediglich einen leichten Einfall von Tageslicht gab.

C.     Equipment

Folgende Gegenstände wurden für die Digitalisierung des Objekts verwendet:

  • Kamera EOS 100D
  • Festbrennweitenobjektiv 100mm
  • Reprostativ (Abstand zwischen Kamera-Objekt: etwa 50cm)
  • Drehteller mit LED-Leuchte
  • 2x RTI-Kugel (5mm)
  • PC mit Software Canon Utility zur  Kamerabedienung per Fernauslöser
  • Verbindungskabel (PC-Kamera)

D.   Aufnahmen

Die Aufnahmen wurden mit folgenden Kameraeinstellungen angefertigt:

  • Modus: Fernauslöser, Autofokus
  • Weißabgleich: automatisch
  • Blende: F/14, Brennweite: 100cm
  • ISO 100, Belichtungszeit: 3,2 sek.
  • Auflösung: 3456 x 5184 Pixel
  • Speicherformat: jpeg

Für die Bildgewinnung wurde ein Reprostativ verwendet, an welchem die Kamera befestigt wurde. Das Festbrennweiten-Objektiv war hierbei auf das Objekt gerichtet, dass in der Mitte eines Drehtellers, zusammen mit zwei RTI-Kugeln, platziert war. An dem Drehteller ist ein Arm befestigt mit dessen Hilfe die vertikale Lichtposition der LED-Taschenlampe auf 5 Winkel (60°- 50°-40°-30°-20°) verstellt werden konnte. Für jeden Winkel wurde der Arm in 10° Schritten um den Drehteller bewegt, sodass das Objekt aus 12 verschiedenen, horizontalen Lichtpositionen (‚Speichen‘) fotografiert wurde. Schlussendlich ergaben sich hierbei 60 Aufnahmen des Objekts.

Aufnahmesituation: Reprostativ und Drehteller.

 

Objekt auf dem Drehteller mit zwei RTI-Kugeln.

E.            Modellerstellung

Für die Modellerstellung mit der Software „RTI-Builder” wurden die Bilder nicht nachbearbeitet.

Um das Modell zu erstellen wurde im RTI-Builder zunächst ein neues Projekt gestartet und die Fotos des Objektes (gespeichert in einem Ordner mit der Bezeichnung „jpeg-expots”) in die Software hochgeladen.

Im nächsten Arbeitsschritt wurden die beiden RTI-Kugeln jeweils mit dem Befehlen ‚add area‘ und ‚detect spheres‘ ausgewählt und im Folgenden mit ‚highlight detection‘ die Lichtpunkte auf den RTI-Kugeln bestimmt.

Der Screenshot zeigt alle Lichtpositionen der 60 Aufnahmen.

Im Anschluss wurden die Bilder mit dem Befehl ‚use crop‘ so zugeschnitten, dass nur noch das Objekt zu sehen war.

Screenshot zeigt den ausgewählten Bildbereich.

 

Bestätigt wird die Bildauswahl mit ‚execute‘, woraufhin die Software beginnt das Modell zu berechnen. Es erscheint die Nachricht ‚Fitting completet‘ und das fertige Projekt kann nun mit dem RTI-Viewer geöffnet werden.

Objekt im RTI-Builder (‚Default‘-Modus),

 

Objekt im RTI-Builder ( ‚Specular-Enhancement‘-Modus).

 

Objekt im RTI-Builder ( ‚Normals-Visualization‘-Modus).

 

Es ergab sich jedoch zunächst folgendes Problem: Anfangs erschien nach dem letzten Arbeitsschritt die Fehlermeldung ‚Improper call to JPEG library in state 2000‘ (Abb.) und das Modell konnte nicht fertiggestellt werden. Grund hierfür war vermutlich, dass die Fotos zu oft auf dem PC hin und hergeschoben wurden, denn das Problem wurde gelöst, indem dem Programm die originalen Fotodateien direkt vom USB-Stick (ursprünglicher Speicherort) zugespeist wurden. Die Software konnte das Modell danach ohne Probleme fertig stellen.

Fehlermeldung nach dem letzten Arbeitsschritt.

 

F.  Fazit

Mit Hilfe des RTI-Modells kann man die Verzierungen des Objekts wesentlich besser erkennen, denn der zweite ornamentale Bogen war mit bloßem Auge kaum zu sehen.

Ein allgemeiner Vorteil von RTI-Modellen ist, dass durch die online Veröffentlichung dieses Objekt, nun jeder eine Zugriffsmöglichkeit auf dieses hat. Es besteht also keine Notwendigkeit mehr für Forschungszwecke an den Ort zu reisen, an dem das Objekt aufbewahrt wird.

 

G. Literaturverzeichnis

Ditmar-Trauth, Gösta: Fibel- und Gürtelmode der Hochgotik, Wald-Michelbach 2000.

Ditmar-Trauth, Gösta: Alltag und Sachkultur des Mittelalters in Bildquellen von 800 bis zum Anfang des 14. Jh., Münster 2006.

Fingerlin, Ilse: Gürtel des hohen und späten Mittelalters, München, Berlin 1971 (Kunstwissenschaftliche Studien, Band XLVI),

Heynowski, Ronald: Gürtel. Erkennen, bestimmen, beschreiben, Berlin, München 2017 (Bestimmungsbuch Archäologie 5).

Loschek, Ingrid: Accessoires. Symbolik und Geschichte, München 1993.

Lungershausen, Axel: Buntmetallfunde und Handwerksrelikte des Mittelalters und der frühen Neuzeit aus archäologischen Untersuchungen in Braunschweig, Rahswn/Westf. 2004 (Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens, Band 34).

Schopphoff, Claudia: Der Gürtel. Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und Mittelalter, Weimar, Wien 2009 (Pictura et Poesis. Interdisziplinäre Studien zum Verhältnis von Literatur und Kunst, Band 27).

 

Zierbeschlag 12 a, b

Viewer 1 zeigt den ersten Aufnahmeversuch mittels Freihand-Methode ohne Drehteller

Viewer 2 zeigt das Ergebnis des  zweiten Aufnahmedurchlaufs an der Drehtellerstation nach erprobtem Aufnahmeschema (Tabelle).

A) Objekt / Gegenstand: Zierbeschlag 12 a, b

Kurzbeschreibung: 
Der Beitrag zeigt RTI-Aufnahmen eines Zierbeschlags aus Julbach. Das Objekt ist zu 5 x 2 cm groß und wiegt 6,57 Gramm. Die Metallschnalle ist geprägt mit einem Zick-Zack Muster umlaufend an den Rändern mit vier angedeuteten Nagelköpfen.  Das zweite Teil war vermutlich flexibel an der Rückseite befestigt, zur leichteren Handhabung (Einfädeln des Gurts). Vergleichbares Objekt unter diesem Link: https://vehi-mercatus.de/Endbeschlag-15-Jahrhundert-Fuer-Riemen-bis-18mm-Breite

Historischer Kontext, Literaturangaben: 

B) Aufnahme / Bildgewinnung
Ort, Zeit, Personal: Kulturgut-Seminar, Labor Passau, 06.06.2018, 11:35, Susanne Mühlbauer, Anastasia Ederer

Kamera: Canon EOS 100D

Objektiv: 18-55 mm Zoom-objektiv

Aufnahmesituation: räumliches Umfeld, Lichtverhältnisse
abgedunkeltes Labor, Reprostativ mit Drehteller, inklusive LED-Lampe als Leuchtmittel, 1 RTI-Referenz-Kugel, 10 mm

Kameraeinstellungen:
Kameramodus: Autofokus

Abstand der Kamera: 23 cm

Datenformat: JPEG
Auflösung: 72 dpi / 5184 x 3456 Pixel

Belichtung: ISO 100
Brennweite: 55
Blendenzahl: F11

Verschlusszeit: 2s

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: Multispot, automatisch
Fokussierung: Autofokus
Fernauslöser: Ja + Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility
Vorgehen bei der Bildgewinnung: 5 Winkel mit jeweils 12 Speichen am Drehteller, (20°-60°).

C) Modellerstellung
Verwendete Software, Version: RTI Builder
Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 60

Keine Nachbearbeitung der Bilder.

Keine Nachjustierung während des Erstellens in der Software.

RTI-Aufnahme und Dokumentation Münze Nr. 6b „Händlein-Heller“, Fundort Julbach

Screenshot Viewermodus Normals Visualization

Screenshot Viewermodus: Specular Enhancement

A) Objekt / Gegenstand: Münze Nr.6b– Händlein-Heller

Kurzbeschreibung:
Der Beitrag zeigt RTI-Aufnahmen einer Silbermünze aus Julbach. Die Münze hat eine matte Oberfläche mit reliefartigen Erhöhungen und wiegt 0,54 Gramm. Auf der Vorderseite kann man eine Hand erkennen mit Punkten unter Ring- und Mittelfinger als Emissionszeichen. Die Rückseite dagegen zeigt ein Kreuz in Linienkreis mit gegabelten Enden; in den Kreuzgabeln finden sich Kugeln.

Historischer Kontext, Literaturangaben:
Die Münze stammt aus Schwäbisch Hall (Stadt als Prägeherr), zu Anfang des 14. Jahrhunderts.

Mehr Information: Albert Raff, Die Münzen und Medaillen der Stadt Schwäbisch Hall, Freiburg im Breisgau 1986

B) Aufnahme / Bildgewinnung
Ort, Zeit, Personal: Kulturgut-Seminar, Labor Passau, 30.05.2018, Julia Vollbrecht, Sandra Holler, Rebecca Cischek

Kamera: Canon EOS 100D

Objektiv: 100mm Festbrennweitenobjektiv

Aufnahmesituation: räumliches Umfeld, Lichtverhältnisse
abgedunkeltes Labor, Reprostativ mit Drehteller, inklusive LED-Lampe als Leuchtmittel
2 RTI-Referenz-Kugeln, 5mm

Kameraeinstellungen:
Kameramodus: automatisch
Datenformat: JPEG
Auflösung: 72 dpi / 5184 x 3456 Pixel

Belichtung: ISO 100
Brennweite: 100
Blendenzahl: F14
Verschlusszeit: 3,2s

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: automatisch
Fokussierung: Autofokus
Fernauslöser: Ja + Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility
Vorgehen bei der Bildgewinnung: 5 Winkel mit jeweils 12 Speichen am Drehteller

C) Modellerstellung
Verwendete Software, Version: RTI Builder
Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 120 pro Seite

RTI-Aufnahme und Dokumentation Münze Nr. 5 – Münchner Pfennig aus Julbach

Münze 02 Vorderseite -Normals und Specular Mode

Ausschnitt: Buchstaben W und E – Normals und Specular Mode

A) Objekt / Gegenstand: Münze Nr.5 – Münchner Pfennig

Kurzbeschreibung:

Der Beitrag zeigt RTI-Aufnahmen einer Silber-Münze die in Julbach gefunden wurde. Die Münze hat eine Matte Oberfläche mit reliefartigen Erhöhungen und wiegt 0,53g. Auf der Vorderseite sind die Buchstaben E und W eingeprägt(Hinweis: im Viewer steht die Münze auf dem Kopf), auf der Rückseite ein Mönchskopf im Profil (Münchener Kindl) der nach links schaut.

historischer Kontext, Literaturangaben:

Die Münze wurde in der Münzstätte München geprägt im Zeitraum von 1393-1450.

näheres siehe: Hubert Emmerig, Bayerns Münzgeschicht im 15. Jahrhundert. Münzpolitik und Münzprägung der bayerischen Herzogtümer und ihrer Nachbarn von 1390-1470, 2 Bde., München 2007, Nr. BM-13.

 

 

B) Aufnahme / Bildgewinnung

Ort, Zeit, Personal: Lisa Duschl, Chantal Reißel, Jakob Ax

Kamera:  Canon EOS 100D      Objektiv: 100 Festbrennweitenobjektiv

Aufnahmesituation: räumliches Umfeld, Lichtverhältnisse. Bei Studioaufnahmen: Beleuchtung, Benutzung von Drehteller und anderen Hilfsmitteln, RTI-Referenz-Kugeln: wie viele, Größe / Durchmesser?):

abgedunkeltes Labor, Reprostativ mit Drehteller-ca. 54cm Abstand zur Kamera- inklusive LED-Lampe als Leuchtmittel

2 RTI-Referenz-Kugeln, 5mm

 

Kameraeinstellungen:

Kameramodus: auto

Datenformat: jpeg           Auflösung:     dpi / 72                                                       Pixel /      5184×3456

Belichtung: ISO 100           Brennweite: 100            Blendenzahl: 14      Verschlusszeit: 3,2s

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich (=> diese Werte können auch den Metadaten der Fotos entnommen werden): automatisch

Fokussierung: Autofokus

Fernauslöser:  Ja +  Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility

Vorgehen bei der Bildgewinnung: 5 Winkel mit jeweils 12 Speichen am Drehteller

 

C) Modellerstellung

Verwendete Software, Version: RTI Builder

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 120

RTI-Aufnahme und Dokumentation Landshuter Pfennig Kat. Nr. 2 aus Julbach

 

Hinweis zum RTI Builder: Der Kinnriemen markiert den unteren Teil der Rückseite der Münze. Vorderseite: Der hellere Punkt markiert den unteren Teil der Münze.

Münze 02 Vorderseite – Specular und Normals Mode

Münze 02 Rückseite – Normals und Specular Mode

Ausschnitt: Helm mit Kinnriemen – Normals und Specular Mode

A) Objekt / Gegenstand: Landshuter Pfennig

Kurzbeschreibung:  Größe: Durchmesser 1,5cm , Material: Silber,  Oberfläche glatt ohne Einfassung, Gewicht: 0,52 g, Fundort: Julbach, (Katalog-) Nr.  2.

Vorderseite: Buchstabe h zwischen Rosetten, Rückseite: Helm mit Kinnriemen in Linienkreis.

historischer Kontext: Pfennig, Hg. Heinrich XVI. (1393-1450), Herzogtum Bayern Landshut, Münzstätte Landshut, 1406-1450.

Literatur: Hubert Emmerig, Bayerns Münzgeschichte im 15. Jhr. Münzpolitik und Münzprägung der bayrischen Herzogtümer und ihrer Nachbarn von 1390-1470, 2 Bde., München 2007, Nr. BL-12.

B) Aufnahme / Bildgewinnung

Ort: Digital Humanities Lab Kulturgut in RTI SS 18, Zeit: 16.05.2018, 11 Uhr, Personal: Lea Kossner, Florian Möhle

Kamera: Canon EOS 100D, Festbrennweiten-Objektiv 100mm

Aufnahmesituation: Innenraum, Labor, Lichtverhältnisse: abgedunkelt. Beleuchtung: LED Taschenlampe, Benutzung von RTI-Referenz-Platte, 2 RTI-Referenz-Kugeln:  5 mm Durchmesser

Aufbau: Reprostativ mit Drehteller

Kameraeinstellungen:

Kameramodus: Autofokus

Datenformat: jpeg      Auflösung: 5184 x 3456 Pixel

Belichtung: ISO 100, Brennweite 100 mm, Blendenzahl F 14, Verschlusszeit 3,2 Sekunden

Fokussierung: Autofokus zur Justierung

Fernauslöser:  Ja +  Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility

Vorgehen bei der Bildgewinnung:

C) Modellerstellung

Verwendete Software, Version: RTI Builder

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 120

Nachbearbeitung der Bilder? nein

Nachjustierungen während des Erstellens in der Software? nein

D) Beobachtungen, Probleme , Lösungen sowie sonstige Angaben zur Nachvollziehbarkeit und möglichen Reproduktion der Arbeit

+ ergänzendes Bildmaterial zur schriftlichen Projektdokumentation: einige aussagekräftige Screenshots aus der Ansicht des erstellten Digitalisats / der RTI-Datei im  RTIViewer in den 3 verschiedenen Ansichts-Modi, und ein ’normales‘ Foto des Objekts zum Vergleich