PHOTOGRAMMETRIE – AUFNAHME UND DOKUMENTATION LÖWE VESTE/OBERHAUS
A Objektbeschreibung
Material: Granit/matt
Die Löwenskulptur ist Teil der Dauerausstellung „Faszination Mittelalter – Himmlisches Streben“ im Oberhausmuseum in Passau. Sie stammt aus der Epoche der Romanik, in welcher das Flachrelief erstmal seit der Antike wieder als Darstellungsweise genutzt wurde. Die meisten Flachreliefs traten in Verbindung mit Bauwerken auf. Hierbei dienten sie oftmals als skulpturaler Schmuck bei Westfassaden von Kirchen oder von Portalen. [1]
Die benannte Skulptur war einst Teil einer Hausfassade. Vergleichbar hierzu ist der in das Haus Nr. 6 der Bismarckstraße in Passau eingemauerte romanische Löwe:
Laut Felix Mader bestehe allerdings auch die Möglichkeit, dass beide Skulpturen ursprünglich vom Portal des romanischen Passauer Doms stammen. [1]
Für diese Annahme spricht die Tatsache, dass weitere romanische Kirchen und Dome mit ähnlichen Löwenskulpturen versehen sind. Besonders die Portale von romanischen Domen in Norditalien (Dom zu Modena, Dom zu Trient, Bozner Dom) sind mit Löwen geschmückt.
Portal des Doms zu Bozen:
Auch die Bamberger „Dom-Kröten“ waren Teil des Portals des romanischen Doms in Bamberg:
http://romanische-schaetze.blogspot.com/2014/05/deutschland-bamberg-bayern-dom-st.html
Sie trugen einst die Säulen des alten Hauptportals des „Heinrichdoms“, gegründet von Heinrich II. Einer Sage nach wurden sie vom Teufel während des Dombaus geschickt, um diesen zum Einsturz zu bringen. [2]
In Passau kann das Portal der ehemaligen Marienkirche ebenfalls dem romanischen Kunststil zugeordnet werden:
Neben dem romanischen Dom könnte auch dieses Portal einst von den Löwenskulpturen bewacht worden sein.
Den romanischen Portallöwen werden verschiedene Bedeutungen zugesprochen. Zum einen tragen sie als mächtiges Tier die Rolle des Wächters vor den Eingängen der Kirchen und Dome. Aus diesem Grund verkörpern sie ebenfalls die Macht des Bischofs an den Kathedralen. Oftmals ist ein Löwen-Paar zu erkennen, welches, falls vorhanden, den Portikus des Portals stützen soll. [3]
[3] Heinrich Schmidt/Margarete Schmidt, Schmidt, 2007, S.84
B Digitalisierungsprozess
Ort, Zeit, Beteiligte:
Ausstellungsraum des Museums Veste Oberhaus, 22.06.2018, Lea Kossner und Florian Möhle
Equipment
- Kamera: Canon EOS 100D, Objektiv: (100mm) ISO 100, Blendenzahl F/10, Belichtungszeit 3.2 s
- Aufnahmemethode: Stativ
- Datenformat: jpeg
- Auflösung: 72 dpi / 5184×3456 Pixel
- Fokussierung: Autofokus
- Aufbau: LED-Panel ca. 1m vor Objekt Kamera und Stativ vor Leuchte
Aufnahmen
Aufnahme – Vorgehen: Es wurde nach dem für Photogrammetrie-Aufnahmen üblichen Schema vorgegangen: Verteilt auf sieben Höhenstufen wurden die Fotos in einer Halbkreisbewegung um das Objekt herum geschossen. Auf den sieben Höhenebenen wurden insgesamt 125 Fotos angefertigt. Zusätzlich wurden einige Detailaufnahmen von Nase, Ohren und Pfoten angefertigt. Für die Modellerstellung sind demnach 137 brauchbare Bilder entstanden
Aufnahmesituation: Der Ausstellungsraum wird durch Deckenlampen beleuchtet. Zusätzlich stand ein LED-Panel frontal zum Objekt.
Anmerkungen: Für die Aufnahme der Löwen-Skulptur waren zwei Durchläufe nötig, da der erste Versuch nicht genügend brauchbare Bilder hervorbrachte, um ein vollständiges Modell zu berechnen. Bei der zweiten Runde der Aufnahmen wurde darauf geachtet, dass auch Details wie Gesicht, Ohren und Pfoten zusätzlich fotografiert wurden.
Modellerstellung:
- Software: Agisoft, v1.3.2.
- Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 137
Bildmaterial zu B:
Making – Of – Foto vom Aufbau:
Spieglung des Löwen
C „Fazit“ / Anwendungsvorschläge
Durch die Digitalisierung des gut erhaltenen Flachreliefs des Löwen besteht beispielsweise die Möglichkeit diesen in eine virtuelle Rekonstruktion des Portals des romanischen Doms von Passau einzufügen. Durch eine Spiegelung des Löwen könnte ein Löwen-Paar „entstehen“, welches ähnlich wie die verwandten Portallöwen als Wächter das romanische Portal verzieren könnten. Das Oberhausmuseum in Passau könnte diese virtuelle Rekonstruktion nutzen, um für seine Besucher zu veranschaulichen, an welcher Stelle die Löwen sich einst befanden und welche Funktion sie erfüllten.
Referenzen:
[1] Mader, Felix: Kunstdenkmäler Passau Band III Flg. 449, 524 in Die Kunstdenkmäler in Bayern
[2] https://msuess.wordpress.com/2009/01/25/bamberger-domkroten/
[3] Schmidt, Heinrich/Schmidt Margarete: Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst: Ein Führer zum Verständnis der Tier-, Engel- und Mariensymbolik, 2007