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Online-Bildmaterial Objektkontext Armbrustbolzen &-Herstellung

das Beitragsbild [Originalbild: Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317.2° , Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: CC – PD] zeigt einen Waffenschmied bei der Arbeit, vor 1504, also zeitgenössisch zu den Armbrustbolzen aus Julbach. Im Vordergrund leigen auf der Werkbank Geschoss- und Lanzenspitzen verschiedener Art, wie sie auch im Fundkomplex Julbach vorkommen:

 

NB: die Beschreibung der Nürnberger Hausbücher als von ‚überragender kulturgeschichtlichr Bedeutung‘ auf der Wikimedia Commons – Seite trifft definitiv zu. Eine wertvolle und ergiebige Bildquelle in vielerlei Hinsicht.
Übersicht der Abb. aus den verschiedenen Bänden  auf Wikimedia  Commons 
Homepage zum Digitalsierungsprojekt , oder hier Direktlink Suche Schmied

sehr ergiebig was spätmittelalterliches Kriegsgerät aller Art und Größe im Detail wie auch im Einsatz betrifft sind die Digitalisate der ab dem frühen 15. Jahrhundert verbreiteten sog. Kriegs- oder Feuerwerksbücher, am bekanntesten darunter der sog. Bellifortis des Konrad Kyeser und Nachfolgewerke

Abbildung aus einem Rüst- und Feuerwerksbuch um 1500, Univ. Bibliothek Frankfurt a. M., Signatur Ms. germ. qu. 14, 133 v . Gesamtes Buch: urn:nbn:de:hebis:30:2-14624

immer sehr empfehlenswert was Recherche nach Bildquellen zu Objekten aller Art angeht: Online – Bilddatenbank des Instituts für Mittelalterliche Realienkunde (IMAREAL) Krems
=> in unserem Fall: dort unter ‚Materielle Objekte‘ nach dem betreffenden Begriff suchen, in diesem Fall Armbrust sowie außerdem abfragbar: Armbrustbolzen, – spanner, und  -winde, aus den Ergebnissen:  1 2 3

vergleichbare Objekte mit den ‚unseren‘ Armbrustbolzen finden sich u.a. auch hier

Bildmaterial dazu inklusive großer Verzettelgefahr auch via Pinterest

weiterführende Literatur

RTI – Aufnahme und -Dokumentation ‚Wallfahrtsmedaillon Kat. Nr. 87‘ , Fundort Hilgartsberg

(Dokumentation orientiert am bis dato angewendeten Dokumentationsstandard für RTI- und Photogrammetrie – Aufnahmen in den vorhergehenden Kursen am Lehrstuhl)

Allgemeiner Hinweis: Die Dokumentation dient der Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, sie soll
daher präzise und konzise sein. Eine tabellarische Aufzählung ist bei den meisten Punkten ausreichend.

A) Objekt / Gegenstand
Kurzbeschreibung & Kontext : Wallfahrtsmedaillon aus Zinn, Fundort Burgruine Hilgartsberg, Zwingerbereich, im Zuge der Grabungen 2005 – 2009, Durchmesser ca. 2,4 cm, Kat. Nr. 87  (diese Angaben laut Fundkatalog), keine Angaben zur Datierung des Objekts bekannt. Die Inschrift ‚MARIA‘ am linken Randbereich neben dem Frauenkopf im Profil mit auf die Schultern fallendem Schleier innerhalb des das Medaillon komplett umlaufenden  und begrenzenden Lorberkranzes legt eine Zuweisung des Medaillon zur Marienwallfahrt nahe, korrespondierend mit dem  nahegelegen Wallfahrtsort Altötting. Gestaltung und Machart lassen eine oberflächliche grobe Datierung 17. – 18. Jh annehmen, aus dem mutmaßlichen Bezug zur Marienwallfahrt nach Altötting ergibt sich  Terminus Postquem Ende des 15. Jh / 1489 (vgl. Geschichte der dortigen Gnadenkapelle / Marienwallfahrt).   Für eine fundierte Einordnung bedarf es der umfassenden Literatur-Recherche und des Vergleichs mit ähnlichen Stücken. Literaturangaben sind daher noch zu ergänzen.  Eine erste Onlinerecherche ließ folgende Seiten hilfreich für die weitere Kontextualisierung erscheinen: Pilgerzeichen und Pilgerzeichenforschung in Mecklenburg-Vorpommern, Text von Jörg Ansorge, downloadbar bei Academia: http://www.academia.edu/2429673/Pilgerzeichen_und_Pilgerzeichenforschung_in_Mecklenburg-Vorpommern , sowie die Datenbank europäischer Pilgerzeichen des Mittelalters der Saatlichen Museen zu Berlin

B) Aufnahme

Ort, Zeit, Personal:  Labor für Kulturgutdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau, 15.11. 2017, Teilnehmer des Kurses ‚Kulturgut in 3D‘

Kamera:
EOS 6D, Objektiv 100mm Festbrennweite

Aufnahmesituation:
abgedunkelter Innenraum, wenig indirektes Licht durch Bildschirme, keine zusätzliche Raumbeleuchtung.
Hilfsmittel:
RTI-Drehteller mit Lampenarm zur Ausleuchtung des Objekts und einer RTI-Referenzkugel, aufgebaut auf Reprostation mit Stativ zur Kamerapositionierung und – Fixierung
USB- Kabel zur Verbindung von Kamera und PC

Kameraeinstellungen:
Kameramodus: manuell
Datenformat: jpeg, Auflösung 72 dpi / 5472 x 3648 Pixel / 20 Mpix
Belichtung: ISO 100, Brennweite 100mm, Blendenzahl F / 18 , Verschlusszeit 1,6 Sek, Messmethode zur
Belichtungsmessung und Weißabgleich: manuell
Fokussierung: Autofokus zur Justierung / Schärfeneinstellung vor Beginn des Aufnahmesets, danach umgestellt auf  manuell und nicht mehr verändert.
Fernauslöser: Ja, Steuerung via PC / Software Canon Utility

Vorgehen bei der Bildgewinnung: aus 4 Winkeln / Lichtpositionen am RTI-Arm (20 – 30 – 40- 50°) wurden jeweils in 30° Schritten (versetzt startend bei 0° bzw. 15° ) entsprechend der Markierungen am Drehteller ein Set von 48 Fotos gemacht

C) Modellerstellung

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 48

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Verwendete Software: RTIBuilder, Version 2.0.2

D) Beobachtungen, Probleme , Lösungen / sonstige Angaben zur Nachvollziehbarkeit und möglichen Reproduktion der Arbeit:

da keine der Objektgröße entprechende RTI-Referenzkugel vorhanden war, musste mit einer für dieses Objekt zu großen Kugel gearbeitet werden. Problematik war hier vor allem der Schattenwurf der Kugel auf das Objekt bei den unteren Lichtpositionen. Der Bildausschnitt musste entprechend angepasst werden, bei passender Kugelgröße hätte ein größerer (mit maximaler Ausfüllung des Bildraums durch das Objekt und damit maximalem Bildergebniss / Tiefenschärfe) Bildausschnit gewählt werden können. Während der Verarbeitung der Bilder in der Software musste nach Erkennung der Highlights die Positionierung des erkannten Kugelumkreises nachjustiert werden, das heißt mit der tatsächlichen Kugel im Foto in Deckung gebracht werden

Screenshot RTIBuilder nach dem Arbeitsschritt ‚Executing Sphere Detection‘. Der erkannte Kugelumkreis muss mit der Kugel im Foto darunter übereinstimmen. Ist das nicht der Fall, kann manuell justiert werden. (‚Set new Center‘) Dafür reicht die Korrektur in einem Foto der Serie, diese wird auch in den restlichen übernommen.

nach dieser Anpassung konnte das Modell jedoch erfolgreich erstellt werden:

 

 

 

 

 

 

RTI – Einführung

‚Wer hat‘s erfunden?‘

RTI steht für Reflectance Transformation Imaging, was bereits darauf hinweist,  dass es v.a. um Oberflächen und deren Wiedergabe geht.

RTI ist eine computergestützte Fotografiermethode, mit der von einem Objekt mehrere Bilder mit fixierter Kameraposition und variablen Beleuchtungspositionen gemacht werden. In der resultierenden Datei kann die Position der Lichtquelle verändert werden, um beispielsweise die Oberfläche des aufgenommenen Objekts im Schräglicht untersuchen zu können.

RTI „hat inzwischen eine weite Verbreitung für die Dokumentation von Objekten mit flachen Oberflächen, wie etwa Felsbilder, Inschriften oder Münzen, gefunden, da hochauflösende Ergebnisse mit vergleichsweise günstiger Ausrüstung erzielt werden können.“[1]

Die ursprüngliche Bezeichnung ist Polynomial Texture Mapping / PTM (begenet nach wie vor, auch als Ergebnisformat) ,  eine Technik die 2001  von Tom Malzbender für HP in den USA entwickelt wurde. Auslöser war die Suche nach einer Methode um den Lichteinfall bei 3D Grafiken realistischer darzustellen.

PDF des Texts Malzbenders, der in das von ihm erstellte Verfahren einführt unter diesem Link: http://www.hpl.hp.com/research/ptm/papers/ptm.pdf

Die PTM – Methode nach Malzbender wurde von der gemeinnützigen Firma Cultural Heritage Imaging (CHI) weiterentwicklet (Ergebnisformat ist hier .rti), als visuelle Dokumentationsmethode für Kulturgut.  CHI stellt kostenlose Programme für die Erstellung von RTIs zur Verfügung. CHI gilt heute als erste Anlaufstelle zum Thema RTI, ein Besuch der Homepage empfiehlt sich auch besonders, um eine erste Vorstellung von RTI zu bekommen: http://culturalheritageimaging.org/Technologies/RTI/   Dort finden sich auch zahlreiche  Beispiele , Videos und Tutorials, sowie – besonders wichtig – die Software zum Erstellen und Betrachten von RTI-Dateien.

Eine lesenswerte Einführung bietet auch der Eintrag zu RTI in den IT-Empfehlungen auf der Homepage von IANUS, eines Projekts zum  Aufbau eines nationalen Forschungsdatenzentrums für die Archäologien und Altertumswissenschaften in Deutschland, vor allem was Dokumentation und Metadaten(-Management) angeht.

Dokumentation

Stichwort Dokumentation: neben den allgemeinen minimalen Angaben zu Einzeldateien erfordern RTI-Daten Angaben, die Aufschluss über die Aufnahmemethode, deren Umstände und über die Prozessierung der Daten geben. Zusätzlich können weitere Angaben zu dem Projekt als ganzes notwendig sein, um etwa genauere Angaben zu den aufgenommenen Objekten zu machen. Es empfiehlt sich ein Dokumentationsblatt oder sog. Shooting Log schon während der Aufnahme der einzelnen Objekte auszufüllen.

Pro und Contra

Nachteile / Einschränkungen:

  • nur (einzelne) Oberflächen keine Gesamtaufnahmen des jeweiligen Objekts möglich
  • nicht 3 sondern ‚2,5 D‘
  • Objektgröße ist beschränkt, im Laborkontext nur kleine Objekte möglich
  • zu beachten: starke Kontraste und Reflexe erwünscht (im Gegensatz zu Photogrammetrie)
  • Ergebnis abhängig von der Qualität der Aufnahmen

Vorteile:

  • niedrigschwellige, leicht durchführbare & kostengünstige Digitalisierungsmethode
  • Spezifische Darstellungsmöglichkeiten: Überhöhte Darstellung von Oberflächen, Details die bei Betrachtung mit bloßem Auge nicht erkennbar sind + interaktive Beleuchtungs-Simulation im Viewer
  • Objekt wird während des Aufnahmevorgangs nicht berührt
  • Erstelltes Modell ermöglicht nachfolgende berührungsfreie Untersuchung durch eine Vielzahl von Personen ohne das Original zu benötigen

=> innerhalb des geschilderten spezifischen idealen Anwendungsbereichs stellt RTI eine empfehlenswerte Methode zur Kulturgut-Digitalisierung  dar. Durch den geringen Lern- und Geräteaufwand bietet sich RTI besonders als ‚Einstiegsdroge‘ zu Dokumentation, Schutz, Erforschung und Wertevermittlung von Kulturgütern an.


[1] https://www.ianus-fdz.de/it-empfehlungen/rti