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RTI AUFNAHME UND DOKUMENTATION GÜRTELSCHNALLE KAT.NR. 31 FUNDORT JULBACH

(Dokumentation orientiert am bis dato angewendeten Dokumentationsstandard für RTI- und Photogrammetrie-Aufnahmen in den vorhergehenden Kursen am Lehrstuhl)

 

Allgemeiner Hinweis: Die Dokumentation dient der Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, sie soll daher präzise und konziser sein. Eine tabellarische Aufzählung ist bei den meisten Punkten ausreichend.

A) Objekt/ Gegenstand Kurzbeschreibung und Kontext

Laut Fundkatalog handelt es sich um eine Gürtelschnalle, Fundort: Burgruine Julbach, Fundplatz: Burgstall, im Zuge der Grabungen von 2003 – 2013, Größe: Breite ca. 2-2.5 cm, Länge ca. 4 cm, Kat.Nr.: 31, Material: Bronze teilweise oxidiert, Oberfläche: Oberfläche weist Kratzer auf (wahrscheinlich von Schleifwerkzeugen), sechs dekorative Hervorhebungen durch Rillen

 

Die Wiedergabe des Julbacher Geschlechts und die dazugehörende Entstehungsgeschichte der Burg birgt einige Schwierigkeiten für die heutigen Forscher. Gerade im Falle der Genealogie, wie es der Begriff schon vorausgibt, befasst sich diese Wissenschaft vor allem mit der Ahnenforschung einzelner Personen oder auch von Familien. Das erste Auftreten des Ortes Julbach ist dokumentiert in einer Urkunde von Göttweig. Diese Urkunde handelt von einem Wernhard von Julbach, welcher als einer der ranghöchsten Ministerialen hervorgeht, die herzogliche Urkunde lässt sich auf den Anfang des 12. Jahrhundert datieren. Die Familie stieg rasch in der Gesellschaft auf, es ist also durchaus möglich, dass die Julbacher Grafen schon zu dieser Zeit eng mit der Nachbarfamilie Schaunberg und deren Burg verstrickt waren, denn später nannten sich die Nachkommen von Wernhard sogar teilweise nur noch nach der Burg Schaunberg. Da die Erben von Julbach nicht mehr auf der Burg wohnten, sondern auf Burg Schaunberg, ging Julbach im Laufe der Jahre durch mehrere Hände. Bis dato war die Burg noch nicht zerstört. Die Zerstörung erfolgte erst durch den niederbayrischen Erbfolgekrieg, dort wurde sie am 16.08.1504 durch die Pfälzer eingenommen und zerstört

Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Julbacher Geschlecht schnell in der Gesellschaft aufgestiegen ist, aber genauso schnell wieder verschwunden war. Das gilt ebenfalls für die Burg, die schon so früh zerstört wurde, dass sie nicht einmal mehr als Ruine in den historischen Ansichten des Ortes Julbach auftaucht.[8]

 

Bei dem Objekt handelt es sich um eine Gürtelschnalle aus Bronze, wie oben schon erwähnt hat sich das Julbacher Geschlecht deutlich vor den anderen Ministerialen abgehoben. Der Kartograf Phillip Apian besuchte die Burg im Jahr

So berichtet auch der Kartograf Philipp Apian, dieser besuchte die Burg im Jahr 1568, dass es sich um eine zweiteilige Burganlage handeln musste, was auf einen höheren Rang der Familie innerhalb der Gesellschaft verweist. Auf größeren Burgen muss es verständlicherweise auch mehrere verschiedene Handwerker geben, wie zum Beispiel Schmied, Zimmermann, Steinmetzer und viele andere. Auch die anderen Objekte aus dem Fundkatalog sind Indizien dafür, dass es ein reges Leben auf der Burg stattgefunden haben muss. Einige andere Fundobjekte sind zum Beispiel neben der Gürtelschnalle, Knöpfe und Pfeilspitzen.

B) Aufnahme

Ort, Zeit, Personal: Labor für Kulturdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humantities der Universität Passau, 07.02.2018, Bauer Melanie

 

Kamera: Canon EOS 100D, Objektiv 50mm

Aufnahmesituation: abgedunkelter Innenraum, wenig indirektes Licht durch Bildschirme, keine zusätzliche Raumbeleuchtung.

 

Hilfsmittel: RTI-Drehteller mit Lampenarm zur Ausleuchtung des Objekts und zwei RTI-Referenzkugeln mit dem Durchmesser 5 mm, aufgebaut auf Reprostation mit Stativ zur Kamerapositionierung (Kamera fixiert auf 34cm Entfernungshöhe) und- Fixierung USB-Kabel zur Verbindung von Kamera und PC

 

Kameraeinstellungen: Kameramodus: manuell Datenformat: jpeg, Auflösung 72 dpi/ 5184 x 3456 Pixel/ 24Mpix,

Lichtpositionen Belichtung Verschlusszeit Blendenzahl Brennweite
20° ISO 100 13s F 18 50mm
30° ISO 100 10s F 18 50mm
40° ISO 100 8s F18 50mm
50° ISO 100 6s F 18 50mm
60° ISO 100 4s F 18 50mm

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: manuelle Fokussierung; Autofokus zur Justierung/ Schärfeneinstellung vor Beginn des Aufnahmesets, danach umgestellt auf manuell und nicht mehr verändert, Fernauslöser: Ja, Steuerung via PC/ Software Canon Utility

 

Vorgehen bei der Bildgewinnung: aus 4 Winkeln/ Lichtpositionen am RTI-Arm (20°-30°-40°-50°-60°) wurden jeweils in 30° Schritten (versetzt startend bei 0° bzw. 15°) entsprechend der Markierungen am Drehteller ein Seit von 60 Fotos gemacht.

C) Modellerstellung

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 60

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Verwendete Software: RTI-Builder, Version 2.0.2

 

D) Beobachtung, Probleme, Lösungen/ sonstige Angaben zur Nachvollziehbarkeit und mögliche Reproduktion der Arbeit:

Da das Objekt klein ist wurden statt einer Referenzkugel zwei kleiner verwendet, um diese näher am Objekt platzieren zu können.

Zudem musste das Objekt zweimal fotografiert werden, da bei dem ersten Durchlauf der RTI-Drehteller nicht richtig befestigt war und die Bilder somit verwackelten. Der hier darunter platzierte Screenshot zeigt dies auf.

RTI Aufnahme und Dokumentation Münze, Kat. Nr. 39, Fundort Julbach

(Dokumentation orientiert sich am bis dato angewendeten Dokumentationsstandard für RTI- und Photogrammetrie Aufnahmen in den vorhergehenden Kursen am Lehrstuhl)

Allgemeiner Hinweis: Die Dokumentation dient der Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, sie soll daher präzise und konzise sein. Eine tabellarische Aufzählung ist bei den meisten Punkten ausreichend.

A) Objekt / Gegenstand Kurzbeschreibung & Kontext : Münze, Fundort Burgruine Julbach, Fundplatz: Verlagert im Bauschutt, im Zuge der Grabungen von  2005, Durchmesser ca. 1,1 cm , Kat. Nr. 39, Buntmetall bzw. Silber falls Friesacher Pfennig  vorliegt (laut Grabungsbericht 2005, Grabungsberichte 2003/2005/2008/2013 einsehbar: http://www.burgfreundejulbach.de/Historie/Archaeologie/Grabungen/)

Die Münze wurde bei Ausgrabungen in der Nähe der Burg Julbach, in Nähe des gleichnamigen Ortes liegend, gefunden. Die Burg, die auf das 12. Jahrhundert zurückgeht, wurde später Grafensitz der Julbacher und somit aus- und weitergebaut. Ende des 14 Jahrhunderts ging die Burg an das Adelsgeschlecht der Wittelsbacher aus Landshut über. Anfang des 20. Jahrunderts gründete sich ein Verein zur Erhaltung der Burg. Von der damaligen Burg sind nur noch unterirdische Gänge und Kammern erhalten. Diese Gänge können nach Anmeldung im Julbacher Rathaus betreten und erkundet werden.

 

B) Aufnahme

Ort, Zeit, Personal:  Labor für Kulturgutdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau, 30.1. 2017, Teilnehmer des Kurses ‚Kulturgut in 3D‘

Kamera: EOS 100D, Objektiv 100mm

Aufnahmesituation: abgedunkelter Innenraum, wenig indirektes Licht durch Bildschirme, keine zusätzliche Raumbeleuchtung. Hilfsmittel: RTI-Drehteller mit Lampenarm zur Ausleuchtung des Objekts und einer RTI-Referenzkugel mit dem Durchmesser 5mm, aufgebaut auf Reprostation (Kaiser) mit Stativ zur Kamerapositionierung und – Fixierung USB- Kabel zur Verbindung von Kamera und PC

Kameraeinstellungen: Kameramodus: manuell Datenformat: jpeg, Auflösung 72 dpi / 5472 x 3648 Pixel / 20 Mpix Belichtung: ISO 100, Brennweite 100mm, Blendenzahl F  5,6 , Verschlusszeit 1/6 Sek, Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: manuell Fokussierung: Autofokus zur Justierung / Schärfeneinstellung vor Beginn des Aufnahmesets, danach umgestellt auf  manuell und nicht mehr verändert. Fernauslöser: Ja, Steuerung via PC / Software Canon Utility

Vorgehen bei der Bildgewinnung: aus 4 Winkeln / Lichtpositionen am RTI-Arm (20 – 30 – 40- 50°) wurden jeweils in 30° Schritten (versetzt startend bei 0° bzw. 15° ) entsprechend der Markierungen am Drehteller ein Set von 60 Fotos gemacht

C) Modellerstellung

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 60

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Verwendete Software: RTIBuilder, Version 2.0.2

Screenshot der Ansicht im RTI Viewer, Ansichtsmodus ‚Normals Visualization‘

Screenshot der Ansicht im RTI Viewer, Ansichtsmodus ‚Specular Enhancement“

D) Beobachtungen, Probleme , Lösungen / sonstige Angaben zur Nachvollziehbarkeit und möglichen Reproduktion der Arbeit:

Da auf der Rückseite durch Verschleiß nichts zu erkennen war, wurde diese nicht weiter mit der Software bearbeitet. Ein Beweisfoto wurde beigefügt.

Beweisfoto

Im Bannkreis des Objekts. Aufnahmen für Photogrammetrie-3D-Modell des Wappenhalters vom Passauer Rathaus im Oberhausmuseum Passau

Grundriss des Passauer Rathauses 1. OG. Pfeil: Verortung Portal. Quelle: Kunstdenkmäler Passau / Bd. 4.3, 1919, S. 452 / Fig. 367 (Online-Digitalisat MDZ )

Objektkontext:
Um dem Kontext des Wappenhalters auf die Spur zu kommen, begeben wir uns zum Ort, an dem das sich heute im Eingangsbereich des Oberhausmuseums befindliche Original unsrprünglich angebracht war: an der Westseite des Gebäudekomplexes des Alten Rathauses über dem Portal zur Schrottgasse. Diese wiederum ist entgegen dem Namen bereits an sich eine Passauer Sehenswürdigkeit, außer dem Rathaus zeugen repräsentaive, vielstöckige Patrizierhäuser wie das heutige Hotel zum Wilden Mann gegenüber, dass man sich hier einst wie jetzt auf prestigeträchtigem Boden bzw. teurem Pflaster befindet.

Das Rathaus vom Ludwigsteig aus. Markierung: Portal.
Quelle: https://regiowiki.pnp.de  , Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 ,Aufnahme: Stefan Daller

Auch wenn es  die Lage des Portals zumindest dem heutigen Passanten im ersten Moment  nicht vermittelt, spätestens  beim Betreten des dahinterliegenden 1446 vollendeten prachtvollen Stiegenhaus wird die Bedeutung als Hauptzugang offenbar:

Blick ins Treppenhaus des Alten Rathauses. Quelle: regiowiki.pnp.de, Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 , Aufnahme: Stefan Daller

Die Verlegung des Hauptzugangs weg von der Schauseite am Fischmarkt geschah als Teil der Umbaumaßnahmen des 15. Jahrhunderts, wohl aus Hochwasserschutzgründen.[1] In der Komplexität des sieben mittelalterliche Stadthäuser in sich aufnehmenden Ensembles mit mehreren Innenhöfen spiegelt sich die Baugeschichte:

Das Rathaus ist kein einheitlicher Bau, sondern eine Gruppe von Bauten, die im Laufe der Zeit, den wachsenden Bedürfnissen der Stadtverwaltung entsprechend, dem Kernbau angeliedert wurden […]. Um 1339 begonnen steht er an Stelle eines alten Patrizierhauses, das die Stadt schon 1298 von Christian Heller erkauft hatte. Aber erst 1393 wurde der Besitz ein definitiver, und zwar kaufte man dem damaligen Besitzer Ulrich Gebelsdorfer seine zwei Häuser, gelegen am Fischmarkt an der Ecke zur Schrottgasse, ab. An Stelle des einen Hauses, am Fischmarkt, wurde ein Neubau errichtet, der den üblichen Saal enthielt. Die Vollendung wird auf 1405 angegeben. Der mächtige Streitturm, an der Ecke zwischen beiden Häusern gelegen, diente von da ab als Rathausturm. 1408 kaufte man ein weiteres Haus dazu.
Die letzte Erweiterung erfolgte zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Das ehemalige fürstbischöfliche Dikasterialgebäude, an der Südseite des Komplexes gelegen, wurde zum Rathaus gezogen.“
(Aus der Beschreibung des Passauer Rathauses im Kunstdenkmäler-Band 4.3 von 1919. Die Reihe ist nach wie vor eines der fundiertesten Nachschlagewerk, dem jüngere Versionen oftmals nicht gleichkommen. Digitalisate dieses und weiterer Bände )

Beim Brand 1662 wurde der Großteil des Gebäudes inklusive dem ersten Saal zerstört, 1811 wegen angeblicher Baufälligkeit der alte Turm abgebrochen. Der alte, 1393 „Streitturm“ genannte wehrhafte Rathausturm „hatte einst den Hallern“ [Schmid S. 73] und zu einer ursprünglich größeren Zahl patrizischer Stadttürmen gehört, ähnlich der in Regensburg überlieferten Situation. Der heutige stammt aus der Zeit 1888-93, in der auch der Rest des heutigen Gebäudes mit dem kleinen und großen  Rathaussaal errichtet wurde.

In Kontext mit dem Portal bzw. dem Wappenhalter sind auch die Erwähnungen der Malereien des späten 15. Jarhunderts zu sehen, die vermutlich auf die gleiche Ausbauphase zurückgehen. Die Stadtchronik erwähnt 1471 einen Meister Rupprecht, was sowohl auf den Innenraum (früherer Saal) als auch auf die ursprünglichen Fresken am Außenbau bezogen werden kann. Diese wurden 1446 von Ruprecht Fuetrer begonnen und bis 1484 von Rueland Frueauf d. Ä. vollendet, in diese Zeit dürfte auch die Fertigung des Wappenhalters fallen. Als Anbringungsdatum des Wappenhalters wird erst 1510 genannt.

Der Wappenhalter ist als Teil der Portaleinfassung zu sehen, die einen Rahmen von mehrfach gestäbtem Gewände zur Basis hat. Das Stabwerk überkreuzt sich in den Ecken mit Ausbildung von in den Durchgang ragenden Schultern. Links unten eine heute kaum mehr als solche erkennbare Löwenfigur, die am Gewände hochsteigt, rechts unten eine weitere Figur die schon 1919 nicht mehr zu definieren war. Oben links eine ebenfalls stark verwitterte Tierfigur (Drache?) oben rechts ein schildhaltender Adler (ohne erkennbare Zeichung auf dem Schild, vermutlich ehemals bemalt). Oberhalb der beiden oberen Eckfiguren sind polygonale Konsolen zu sehen, die offenbar ehemals zwei weitere Figuren trugen. Mittig über dem Portalsturtz befindet sich der Wappenhalter als Aufsatz, bzw. heute dessen Replik. In dessen Zentrum steht die wappenhaltende Frauenfigur. Als Passavia oder auch die ‚schöne Passauerin’ bekannt, gilt sie heute als das Symbol für die Stadt schlechthin, von der hohen Symbolkraft zeugt etwa auch, dass die Passavia aus dem Wappenhalter die Bürgermedaille der Stadt ziert.

Quelle: regiowiki.pnp.de , Author: Stefan Daller

Flankiert wird die Passavia mit dem Wappenschild auf dem der Passauer Wolf prangt von zwei kleineren männlichen Figuren, alle jeweils im Schutz eines gratgewölbten Baldachins, oberhalb umläuft eine Schlusszone mit Astwerkformen die Plastik. „Ein Meister und sein Geselle“ heißt es zu den beiden Herren vage in den Kunstdenkmälern, treffender scheint die Deutung als Personifikationen von Handwerk und Patriziertum der Stadt. Eingrenzen ließe sich die Deutung sicher durch eingehendere Beschäftigung etwa mit Gewandung und Kopfbedeckung der beiden, doch das sei hier nur am Rande erwähnt. Viel gewichtiger, gar zentral, ist die Überlegung zur Urheberschaft des Stückes, denn „die Frage nach dem Meister, der das Portal geschaffen hat, ist [bis heute] ungelöst. Auf die Möglichkeit, dass es Jörg Huber angehören könnte, der 1464 bei Veit Stoß in Krakau tätig war, hat Schmid hingewiesen.“

Signatur Jörg Hubers im Kapitellbereich des Baldachins des Kasimirgrabmals. aus: Skubiszewska, Maria: Program ikonograficzny nagrobka Kazimierza Jagiellończyka w katedrze wawelskiej, in: SZABLOWSKI, Jerzy (Hg.): Studia do Dziejów Wawelu, Bd. 4, Krakau 1978, S. 117-214 Digitalisat

Die Passage auf die hier Bezug genommen wird lautet:
Ob der 1494 bei Veit Stoß in Krakau tätige Jörg Huber in seine Vaterstadt Passau zurückgekehrt ist, lässt sich urkundlich nicht belegen […] Wenn es der Fall ist, so ist eine um 1510 entstandene Arbeit von seiner Hand das neuere Rathausportal, die Kopftypen, der weiche Schwung der Gewandfalten und die Bewegung in dem (leider halbzerstörten) Löwen gehen mit den Kapitellen des Jagello – Denkmals aufs engste zusammen.“

Dieser Beobachtung kann nur beigepflichtet werden.

Kapitelle am Grabmal Kasimir IV. Jagiello in Krakau, Jörg Huber zugeschrieben. aus: Markowski, Stanislaw: Die Kathedrale auf dem Wawel, Krakau 1993, S. 80.

linke Seitenfigur des Wappenhalters im Modell

Rest des Löwen(?) an der linken Seite des Portalgewändes heute

zu Jörg Huber siehe u.a Labuda, Adam: Die künstlerischen Beziehungen Polens zum deutschen Reich im späten Mittelalter. Krakau und Süddeutschland [2] : „Kehren wir aber nach Krakau zurück. Nach Stoß ist hier aus Passau der Maler und Bildhauer Jörg Huber eingewandert, der die Skulpturen am Baldachin des Grabmals von Kasimir IV. und, höchstwahrscheinlich, das Grabmal des Königs Johann Albrecht ausführte. Huber hilet sich in Krakau mindestens 15 Jahre auf und war Mitglied der Malerzunft.“ NB: die Tatsche, dass Jörg Huber in Krakau der Malerzunft angehörte, gibt der These Aufwind, dass er ein Bruder des bekannteren Malers Wolf Huber sei, wie es etwa Bierende[3] schreibt.

Die Überschneidungen in den Datierungen – 1484 Vollendung der Malerarbeiten am Rathaus als Indiz für den Abschluss des Ausbauprojekts, 1494/ 96 Jörg Huber mit Veit Stoß in Krakau tätig, ab hier für 15 Jahre in Krakau nachweisbar, 1510 Anbringung des Portals – muss einer Fertigung des Wappenhalters durch Jörg Huber nicht widersprechen. Dass Künstler dieser Zeit ein hohes Maß an Mobilität an den Tag legten, belegen zahllose Beispiele, ihr Wirken lässt sich entsprechend kaum auf jeweils einen einizgen Ort begrenzen. Eine Passauer Werkstatt für Jörg Huber ist anzunehmen, mindestens für die Zeit vor Krakau; gut möglich, dass diese auch weiterhin Bestand hatte.

Das Kasimirgrabmal in Krakau wiederum ist das Werk Veit Stoß‘ in dem der Einfluss Nicolaus Gerhaert van Leyden durch Übernahme von Motiv und Figurenstil besonders augenällig wird:

S/W – Abbildung der Grabplatte des Grabmals Friedrich III., Quelle , div. gute Abb. derselben hier .

Grabmal Friedrich III. heute, Stephansdom Wien. Quelle: Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 Author: Bwag

Abguss der Deckplatte des Kasimirgarbmals, aus: MROZOWSKI, Przemysław: Polskie nagrobki gotyckie [Polnische gotische Grabmäler], Warschau 1994

Deckplatte des Kasimirgrabmals in Situ. Quelle

Das Grabmal Kasimir IV. in der Heiligkreuzkapelle der Wawel – Kathedrale. aus: Markowski, Stanisław: Die Kathedrale auf dem Wawel, Krakau 1993, S. 79

Es ist also festzuhalten: wo Veit Stoß genannt wird, ist der Weg zu Gerhaert nicht weit – dies gilt auch für den Wappenhalter, denn siehe da, stellt man das ‚Bärbele’ von Ottenheim , auch hier , der Passavia gegenüber, ist die Ähnlichkeit doch nicht zu leugnen:

Quelle: Wikimedia Commons, Author: Soutekh67

Die Passavia im 3D-Modell-Ausschnitt

Insgesamt ein Grund mehr, dem Wirken Jörg Hubers, auch stellvertretend für die Rolle Passaus als Vermittlungsort von Arbeit, Wissen, Geld, Kunst und was sonst noch dazugehört, weiter auf den Grund zugehen. Dabei sollte der Fokus nicht nur auf der Zeit um 1500 liegen, sondern im Sinne der Drehscheiben- und damit Wegbereiterfunktion auch das gesamte vorhergehende Jahrhundert mit einbezogen werden.

Doch nun zurück zum eigentlichen Anlass dieses Beitrags: dem 3D-Modell. Für sich alleine betrachtet und unabhängig vom in diesem Fall ausnehmend interessanten Objektkontext ist die naheliegende Frage, die generell an (3D-) Modelle wie an alle Arten von Digitalisaten/ierungen gestellt werden muss: „Und was bringt das?“

Nun, im vorliegenden Fall lässt sich anhand des Modells der Wappenhalter etwa aus der Luftrattenperspektive betrachten. Ein Blick in Dekolleté der Passavia, der Normalsterblichen ansonsten verwehrt bleibt – noch nie dagewesene Aussichten!

Einzig die Befliegung mit einer Drohne würde diese ansonsten noch ermöglichen, wären alle abstürzenden Brieftauben vollends im Park vergiftet. Spaß beiseite – eine weitere Zusatzoption, die sich aus der Digitalisierung als 3D-Modell ergibt, ist die Möglichkeit eines 3D-Drucks, auch in unterschiedlichen Größenabstufungen. Eingedenk des geschilderten hohen Symbolwerts der Passavia gar keine so abwegige Idee, vielleicht sind also zukünftig kleine Wappenhalter an der Kasse des Oberhausmuseums als Mitbringsel zu erwerben…

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Lichtverhältnisse:
Tageslicht durch die zwei Fenster zum Treppenhaus des Oberhausmuseums bei bedecktem Himmel, schwaches Dauerlicht durch wandfeste Lampen im Innenraum. Für die Aufnahmen wurden drei Wallimex-Stativblitze mit Schirmdiffusor aufgebaut. Zwei der Blitzlampen mit 620 Wattsekunden pro Stück befanden sich rechts und links etwa auf mittiger Höhe des Objekts mit jeweils etwa1,5 m Abstand. Die dritte Blitzlampe wurde mittig vor dem Wappenhalter etwas höher montiert. Die Blitzlampen mit Master-Slave-Funktion wurden durch Funkauslöser betätigt. Weiteres Hilfsmittel: Klappleiter. (vgl. Making-of – Foto)

Aufbau / Ablauf:
die Fotos wurden frei Hand ohne Stativ verteilt auf 5 Ebenen  um im Halbkreis um das Objekt geschossen von links nach rechts. Anstelle einer Skizze zum Aufnahmeschema hier ein Screenshot der in der Software angezeigten , insgesamt 1194 (!) Kamerapositionen / ausgelöster Blitz.

Ein Lob an dieser Stelle an die beteiligten Kursteilnehmer/innen, die jeweils die Aufnahmen einer Ebene übernommen haben – die erfolgreiche Modellerstellung bezeugt: Teamwork  hat funktioniert! 😉

außer den Aufnahmen nach dem o. g. Ebenenschema wurden zusätzlich mit größerem Abstand aus verschiedenen Höhen Gesamtaufnahmen des Objekts gemacht, um die korrekte Modellerstellung sicherzustellen. Auch von überlappenden / verwinkelten Bereichen wurden zusätzliche Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven gemacht, um deren Plastizität im Modell bestmöglich wiedergeben zu können. Insgesamt ist festzuhalten: je mehr Aufnahmen / Kamerapositionen, desto genauer / detailgetreuer das Modell.

Kameraeinstellungen:
Kameramodus: manuell
Datenformat: RAW und JPEG (gleichzeitig während der Aufnahmen gespeichert, durch ausreichend hohe Bildqualität für schnelleres Errechnen des Modells jedoch nur die JPEGs verwendet)
Belichtung: ISO 100, Blende: F /16, Verschlusszeit 1/ 125 , Brennweite: 36 mm
Weißabgleich: automatisch
Fokussierung: Autofokus, kein Fernauslöser

Modellberechnung
Die Aufnahmen (JPEGs) wurden ohne vorherige Bearbeitung in die Software geladen. Verwendet wurde Agisoft PhotoScan Professional (64 bit) Version 1.3.2 .Auch nach dem Hochladen und Erstellen des Modells in den vorgegebenen Arbeitsschritten wurden die Aufnahmen nicht nachbearbeitet. Einzig wurde das Modell von überflüssigen Punkten in der Punktwolke bereinigt (Hintergrund und nicht zum  Objekt gehörige Punkte). Die Kamerapositionen wurden nicht in mehrere Arbeitsbereiche („Chunks“) aufgeteilt.

Rechnerkonfiguration: Intel Core2 Quad CPU / 4x 2.8GHz, Arbeitsspeicher: 8,00 GB, Windows 7 Pro/64Bit, Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 750Ti mit 2048MB Speicher

Die Software gibt über das Menu die einzelnen Arbeitsschritte vor, die dann der Reihe nach auszuführen sind.

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Die Verfasserin möchte noch ein Lob für die Bewirtung während der abschließenden Bearbeitung des Beitrags im Bauturm Köln aussprechen!

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[1] https://books.google.de/books?id=IZF-DAAAQBAJ&lpg=PT56&ots=wgSJX2zukQ&dq=sch%C3%B6ne%20passauerin&hl=de&pg=PT68#v=onepage&q&f=false

[2] https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/vuf/article/viewFile/17716/11529 , S. 14

[3] Die wechselseitigen Kontakte zwischen Bildhauern und Malern wurden an einzelnen Fällen untersucht, wie etwa bei Hans Leinberger und Albrecht Altdorfer, bei Hans Leinberger und Lucas Cranach , bei Meister I. P. und Wolf Huber oder Albrecht Altdorfer, bei den Brüdern Wolf und Jörg Huber, die sowohl als Maler als auch als Bildhauer arbeiteten, oder bei Meister HL und Peter Dell d.Ä. Bierende, Edgar: Lucas Cranach d.Ä. und der deutsche Humanismus.
Tafelmalerei im Kontext von Rhetorik, Chroniken und Fürstenspiegeln, München 2002, S. 111.