Im Fokus der Beitrags-Serie zum Thema spätmittelalterliche Reise- bzw. Taschensonnenuhren liegt das in Beitragsteil I. bereits kurz vorgestellte Exemplar, gefunden auf der Burg Hilgartsberg an der Donau, einige Kilometer stromaufwärts von Passau gelegen.
Genau genommen handelt es sich bei dem Objekt um den Stundenring einer solchen Uhr, vergleichbar mit dem Ziffernblatt einer (modernen) Armband- oder Taschenuhr, von ca. 4,2 cm Durchmesser.
Der Stundenring aus Metall kam während der Grabungen 2007–2009 auf der Burg Hilgartsberg im Zwingerbereich zu Tage.
Nicht erhalten hat sich bei der Hilgartsberger Uhr der Polos, auch Gnomon bzw. Schattenwerfer, als essentieller Bestandteil jeder Sonnenuhr. Verschiedene Ausführungen sind möglich, bspw. in Form eines Stabs, aufgespannten Fadens oder Poldreiecks, dessen Hypotenuse dem Polos entspricht. Unter Reisesonnenuhren werden alle Sonnenuhren zusammengefasst, die, anders als ortsfeste oder Tischsonnenuhren, zum Abfragen der Tageszeit mit auf Reisen genommen und unterwegs benutzt werden konnten. Daraus ergibt sich das ‚taschenfreundliche‘ Format. Besonders beliebt waren Versionen als Klapp- oder Büchsensonnenuhr:
Die einzelnen Bestandteile waren damit kompakt und beschädigungssicher zusammengefügt; (mindestens) zwei gleichgroße Platten (Klappsonnenuhr) oder Ringe waren mittels Scharnier verbunden, so dass sich dazwischen ein Faden oder klappbarer Schattenwerfer aufspannen bzw. stellen ließ. Eine überaus wertvolle zeitgenössische Bildquelle ist die Zeichnung eines ‚Mannes mit Taschensonnenuhr‘[1], angefertigt um 1505/08 von Urs Graf d. Ä. (1485–1528), der bezeichnenderweise nicht nur Kupferstecher sondern auch Goldschmied war. Sie zeigt uns ein Exemplar ‚in Aktion‘ und gibt Vorstellung von Handhabung dieser prestigeträchtigen Zeitmessinstrumente:
Detailliert sind auf der Zeichnung die einzelnen Bestandteile wiedergegeben, bis hin zur Beschriftung. Diese ist bei der Hilgartsberger Uhr wesentlicher Aspekt für Überlegungen zu Datierung, Herstellung und Nutzung: Der Stundenring zeigt die Ziffern 4–12 und 1–8 in überwiegend arabischer Schreibweise, es auffallend sind die Abweichungen bei den Ziffern 1, 2 und 12 in römischer Schreibweise. Das Ziffernband ist mittig auf dem äußeren, breiteren Ring platziert, innerhalb zweier dünner, umlaufender Linien. Auf der äußeren der beiden Linien sind die Stundenpositionen zusätzlich mit punktförmigen Markierungen exakt definiert, von denen aus jeweils ein Strich zum äußeren Rand verläuft. Die Rückseite zeigt sich rauer und unbearbeitet, bis auf einige Kratzer, die allem Anschein nach nicht dem Herstellungsprozess zuzuordnen sondern als Gebrauchsspuren zu deuten sind.
Die freie Fläche innerhalb des Stundenrings wird von drei gleichgroßen, dünneren Ringen überspannt und gegliedert. Gelblicher Glanz an Stellen mit und die abgeschrägten Kanten lassen vermuten, dass das flache, nur wenige Millimeter dicke Objekt aus einer Messingplatte ausgestanzt wurde.
Dazu passt auch die Beobachtung, dass zwischen den kleinen Ringen und dem äußeren Ring kein Übergang / Bruch im Material zu erkennen ist. In der Mitte zwischen den beiden kleineren Ringen näher der Position der Zwölf befindet sich ein kleines Loch mit Bruchstellen zu beiden Seiten. Dieses dürfte im Zusammenhang mit der Anbringung des Polos zu verstehen sein, jedoch muss dieser noch mindestens an einer weiteren Stelle befestigt gewesen sein, ohne dass sich davon Spuren, etwa in Form von Resten eines Scharniers, am erhaltenen Stundenring erkennen lassen. Es ist daher davon auszugehen, dass der Stundenring aus Hilgartsberg der letzte erhaltene Teil einer ursprünglich aus mehreren Bestandteilen bestehenden Taschen-, wahrscheinlich einer Büchsensonnenuhr, ist.
Offensichtlich war für die Herstellung solcher Zeitmessgeräte Spezialwissen nötig, und zwar in mehrerlei Hinsicht: Grundlegend war zunächst der Zugang zu ausgesuchtem Material und Werkzeug, zudem Erfahrung in der Herstellung auf Basis einer spezieller Ausbildung, etwa im Rahmen einer auf Instrumentenbau spezialisierten Goldschmiedewerkstatt. Dann bedurfte es der Käufer bzw. Auftraggeber, die sowohl über ausreichende finanzielle Mittel verfügten, Material und Arbeitszeit für die Herstellung zu bezahlen, als auch über das zur Handhabung nötige Wissen, das einen gewissen Grad an (universitärer) Bildung verlangte.
Dass sich an der Objektgruppe spätmittelalterlicher Taschensonnenuhren weit mehr als die Tageszeit ablesen lässt, wird schon mit diesen grundlegenden Überlegungen deutlich. Herstellung und Verwendung dieser Objekte verweisen deutlich auf Zugehörigkeit einer gehobenen Gesellschaftsschicht, die am Puls des Zeitgeschehens lag oder darin sogar Vorreiterrolle einnahm. Die Uhren sind damit (An)zeiger von Fortschrittlichkeit und dadurch besonders gut geeignet, um nicht nur zeitlich und räumlich, sondern auch gesellschaftsgeschichtlich Rückschlüsse auf das Zeitgeschehen im Kontext ihrer Entstehung zu ziehen. Dass dies auch im Speziellen zutrifft, im Fall der Hilgartsberger Uhr sogar geradezu mustergültig, zeigt sich schon bei ersten Vergleichen mit ähnlichen Objekten:
Vergleichsobjekte, Datierung und typologische Einordnung
Ein Vergleichsobjekt erster Güte stellt die auf der Burg Grafendorf in der Gemeinde Stockerau / Niederösterreich (zwischen Krems und Wien in Donaunähe) gefundene Taschesonnenuhr da.
Erhalten haben sich hier sowohl der Stundenring als auch der Schattenstab aus Messing, der Ringdurchmesser beträgt 3,6 cm. Auf dem Ring sind von links nach rechts die Ziffern 4–12 und 1–8 eingeritzt, in arabischer Schreibweise ganz ähnlich der Hilgartsberger Uhr, jedoch fehlerfrei bzw. ohne ‚römische Abweichungen‘. Auch weisen beide Ringe aus Grafendorf wie die Hilgartsberger Uhr die Stundenstriche am Rand auf. Zudem hat sich bei der Uhr aus Grafendorf der Einsatz der den Polstab tragenden Querstange erhalten. Die Grafendorfer Uhr ist dem Typus der Äuatorialsonnenuhren zuzuordnen: „Das Zifferblatt dieser [Art] Sonnenuhr muss zum Ablesen der Zeit mittels eines Polhöhen- bzw. Breitenquadranten für jede geographische Breite (Polhöhe, elevatio poli) parallel zur Äquatorebene gestellt werden.“ Das bedeutet, es war zur Bedienung die Kenntnis der jeweiligen eigenen Position auf der Erdkugel in Relation zum Äquator nötig. „Zur Erleichterung sind daher auf vielen dieser [Art] Uhren sogenannte Elevationstafeln mit – anfangs teils fehlerhaften – tabellarischen Angaben der Polhöhen wichtiger Städte zu finden. Der Polstab ist in eine Position senkrecht zum Zifferblatt zu bringen, wodurch er polar ausgerichtet ist und somit parallel zur Erdachse steht. Zusätzlich muss diese Sonnenuhr mit Lot und Kompass waagrecht in Nord-Süd-Richtung aufgestellt werden. Alle Teile einer Äquatorialsonnenuhr sind in der Regel zur Grundplatte hin klappbar, was diese Sonnenuhr somit als Reiseinstrument prädestinierte. Die [zweite] Stundeneinteilung mittels gerader Einritzungen ohne Ziffern auf der Innenfläche des Ringes war deshalb erforderlich, da die Sonnenstrahlen im Winterhalbjahr, also zwischen Herbst- und Frühlingsäquinoktium, unterhalb des Ringes eintreffen, was ein Ablesen der Zeit bei Fehlen einer zusätzlichen Stundenskala entweder an der Innen- oder Unterseite des Zifferblattes verhindern würde.“[2]
Eine Ansprache auch des Hilgartsberger Funds als Bestandteil einer Äuquatorialsonennuhr ist jedoch durch das Fehlen einer drehbaren Vorrichtung zum namengebenden äquatorparallelen Ausrichten des Ziffernblatts (meist in Form eines zusätzlichen dünneren Stundenrings) auszuschließen, zu welcher dann der Polstab in senkrechte Position zu bringen gewesen wäre.[3]
Vielmehr scheint das Ziffernblatt der Hilgartsberger Uhr für die Horizontale ausgelegt zu sein, wofür auch die Anordnung der Ziffern spricht, die derer anderer Horizontalsonnenuhren gleicht. In Machart und Fundort nahestehend sind hier die auf der Burgruine Wildenstein oberhalb Bad Ischl am Zusammenfluss von Ischl und Donauzufluss Traun gefundene Taschensonnenuhr von 1570[4]
sowie das die jüngst am Domplatz von St. Pölten ergrabene, auf 1598 datierte Exemplar.[5]
Diese Vergleichsobjekte zeigen alle das für Horizontalsonnenuhren typische ‚Gesicht‘ mit der für unsere Breitengrade gängigen Ausweisung von 16 Stunden Tageshöchstdauer.[6]
Frappant ist jedoch die Ähnlichkeit in der Beschriftung der Hilgartsberger und der Grafendorfer Uhren. Die Tatsache, dass „sich der Gebrauch arabischer Ziffern in Ostösterreich im epigraphischen Anwendungsbereich mit relevanter Belegdichte kaum vor der Mitte des 15. Jh. nachweisen“ lässt, liefert einen ersten Hinweis für die Datierung der Garfendorfer Uhr in die 2. Hälfte des 15 Jhds. Dabei ist besonders die Schlingenform von 4 und Lambdaform von 7, zu beachten, diese hält sich „– als konservative Variante – bis etwa in die Mitte des 16. Jhs., teilweise sogar noch länger. Kurzlebiger ist dagegen die linksgewendete Form von 5, die gerne mit 7 verwechselt wird. Sie verliert sich eigentlich schon im Laufe der zweiten Hälfte des 15. Jhs. ziemlich allgemein. Für hiesige Breiten ungewöhnlich ist die auf der Sonnenuhr verwendete Form von 8, bei welcher der untere Bogen leicht offen erscheint. Auffallend ist auch der korrekte Gebrauch der Ziffer 0 (bei 10), die sonst – etwa in Jahresangaben – bis ins erste Viertel des 16. Jh. hinein Probleme bereitete. Diese Fakten sprechen für eine Datierung nicht lange nach der Mitte des 15. Jh. – vorausgesetzt, das Objekt wurde in Mitteleuropa beschriftet. Freilich wäre eine Sonnenuhrskala als im weitesten Sinne astronomisches Gerät auch ein Sonderanwendungsbereich, bei dem arabische Ziffern schon früher, also in der ersten Hälfte des 15. Jhs. auftreten könnten. Summa summarum scheint daher aus epigraphischer Sicht eine Datierung in die Mitte des 15. Jhs. gerechtfertigt. Exakt zu dieser chronologischen Einordnung passt die älteste von Georg von Peuerbach (1423-1461) konstruierte, für Kaiser Friedrich III. bestimmte und heute im Innsbrucker Zeughaus befindliche Klappsonnenuhr aus dem Jahr 1451, deren Ziffernformen speziell bei 4, 5, 7 und 10 denen des Grafendorfer Exemplars identisch sind.“[7] Aufgrund der großen Ähnlichkeit der Beschriftung ist diese Datierung auch für das Hilgartsbeger Objekt anzunehmen.
NB: Passenderweise existiert am (Überrest der) Grazer Burg eine Inschrift Friedrichs III. in übereinstimmender Schreibweise:
Das Novum: Der inkludierte Kompass
Entscheidendes Element für die Akkuratesse und verlässliche, ortsunabhängige Genauigkeit von Taschensonnenuhren des oben beschriebenen, auf Peuerbach zurückgehenden Typs ist die Inklusion eines Kompasses. Ein Kompass ermöglicht zu jeder Zeit und an jedem Ort die Ausrichtung der Uhr nach Norden. Dieser Bestandteil unterscheidet sie von den Vorgängerversionen ebenfalls trag- bzw. reisetauglichen Sonnenuhren, etwa in Ring- oder Säulenform.[8] Sowohl für Äquatorialsonnenuhren wie der Grafendorf als auch die Horizontalsonnenuhren wie der Hilgartsberger war ein Kompass zur Ausrichtung nötig. Es ist also davon auszugehen, dass auch die Hilgartsberger Uhr ursprünglich einen Kompass enthielt. Der Kompass dürfte vermutlich in dem kreisförmigen Loch, das sich direkt an den ‚zifferfreien‘ Bereich der Skala anschließt, gesteckt haben, in einer Linie mit dem Gnomon und der genau gegenüberliegenden Ziffer 12, entsprechend der typischen Anordnung bei Horizontalsonnenuhren. Auch die beiden Horizontaluhren aus Bad Ischl und St. Pölten weisen an der passenden Stelle eine Vertiefung auf, die auf einen ehemals dort eingelassenen Kompass schließen lässt. (vgl. Abb. oben)
Auch ergibt sich daraus sozusagen ein Terminus post quem: Die naheliegende Frage ist, ab wann war der Kompass in Mitteleuropa bzw. im Umfeld Peuerbachs bekannt? In China verfügte man bereits spätestens seit dem 11. Jh. über das Wissen, dass auf Wasser liegende Splitter von Magneteisenstein bzw. Magnetit sich nach Norden ausrichten. (Handels-)Kontakte zwischen China und der islamischen Welt sowie die Kreuzzüge erbrachten Wissenstransfer von Ost nach West, mit der ersten bekannten schriftlichen Erwähnung am Ende des 12. Jh. Die Weiterentwicklung vom sog. nassen zum trockenen Kompass mit auf einem Stift fixierter Magnetnadel wiederum gilt als europäische Erfindung.[9] Für 1431 ist die erste schriftliche Erwähnung eine Sonnenuhr mit inkludiertem Kompass belegt.[10] Wann und von wem diese für die Geschichte der Zeitmessung entscheidende Kombination erstmals umgesetzt wurde ist nicht eindeutig festzulegen. Wenn auch nicht direkt Peuerbach zuschreibbar, so hatte er doch maßgeblichen Anteil an der Verbreitung dieses Novums, befeuert von dessen Umfeld und Bildungshintergrund inklusive Bezügen zu den zeitgenössischen Größen und Impulsgebern des Humanismus: Peuerbach war nicht nur Hofastronom von König Ladislaus von Böhmen und Kaiser Friedrich III. sondern lehrte auch an der Universität Wien und verfasste diverse astronomische wie auch humanistische Schriften. Direkt zugesprochen wird Peuerbach jedoch die Entdeckung der der sog. Missweisung oder Deklination, was die Abweichung der von der magnetischen Kompassnadel angezeigten von der geographischen Nordrichtung bezeichnet, in erster Linie hervorgerufen durch Schwankungen des Erdmagnetfelds: Die Markierung dieser Abweichung findet sich erstmals auf den Peuerbachschen Klappsonnenuhren, mit dem genannten frühesten erhaltenen Exemplar von 1451. Zudem geht die Erfindung des Schattenfadens auf Peuerbach zurück, wie er ebenfalls in der Taschensonnenuhr von 1451 zum Einsatz kam.[11]
[2] Salzer, Ronald Kurt: Die spätmittelalterliche Burg Grafendorf, Stadtgemeinde Stockerau. Eine archäologisch-historische Analyse, Diplomarbeit Universität Wien, Wien 2012, hier S. 218 ff. Online unter (PDF): http://othes.univie.ac.at/26035/1/2013-02-07_0302450.pdf
[3] Die Verfasserin dankt Ronald Salzer an dieser Stelle herzlich für die Einschätzung der Hilgartsberger Uhr und die umfassende, fachkundige Auskunft zum Thema und sieht dem weitern Austausch mit Vorfreude entgegen.
[4] Kaltenberger, Alice: Eine mit 1570 datierte Taschensonnenuhr von der Ruine Wildenstein bei Bad Ischl, in: Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins Gesellschaft für Landeskunde, Bd. 148, Linz 2003, 165–187.
[8] Fabian, Ilse: Tragbare Sonnenuhren in Europa ab 1400, in : Plus Lucis. Zeitschrift des Vereins zur Förderung des physikalischen und chemischen Unterrichts e. V., Nr. 1–2 2007, S. 40–47; Online (PDF) unter: https://www.univie.ac.at/pluslucis/PlusLucis/071/s4047.pdf
[10] Salzer, 2012, S. 225,Anm. 1248: In der 1431 datierten Handschrift, die – obwohl teilweise umstritten – traditionell dem Erfurter Astronomen Nikolaus von Heybach (Heybech/Heybeck) zugeschrieben wird, findet bereits eine Reisesonnenuhr mit Kompass, äquatorialem Ziffernblatt und Polstab Erwähnung. Vgl. STB Klosterneuburg, MS 683, fol. 96r ; Zinner, Ernst: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11.–18. Jhds., München 1956, S. 55–58, 613; Hausmann, Tjark: Aus der Geschichte der Sonnenuhr, in: Syndram, Dirk (Bearb.): Wissenschaftliche Instrumente und Sonnenuhren (= Kataloge der Kunstgewerbesammlung der Stadt Bielefeld/Stiftung Huelsmann 1), München 1989, S. 20–35, hier S. 22.
Das Objekt ist ein Gipsabguss (von 1996) einer gotischen Steinskulptur des Hl. Stephanus (um 1450), die sich in einer Wandnische über dem Südportal der Pfarrkirche in Aholming (Ldkr. Deggendorf) befindet.[1] Ursprünglich fungierte die originale Skulptur möglicherweise als „Schreinfigur eines steinernen Altaraufbaus”[2].
Die etwa 60cm hohe, 40 cm breite und 20 cm tiefe Gipskopie kann im Oberhausmuseum (Inv. Nr. 14624) in Passau besichtigt werden.
Die Skulptur zeigt den Hl. Stephanus auf einem Thron sitzend. Er ist an seinen Attributen, den drei Steinen und der Dalmatika (das liturgische Gewand eines Diakons) zu erkennen. Zusätzlich hält er in seiner linken Hand eine Palme, die ihn als Märtyrer auszeichnet. Sein Kopf wird von einem Nimbus bzw. Heiligenschein umfangen, dem typischen Erkennungsmerkmal eines Heiligen in der bildenden Kunst. Die engelsgleiche Lockenpracht die sein Haupt ziert ist einerseits ein Merkmal des Zeitstils (siehe weiter unten), andererseits könnten sie sich auch auf die Überlieferungen der Legenda Aurea von Jacobus de Voragine (siehe weiter unten) beziehen. Dort heißt es, dass Stephanus das Angesicht eines Engels hatte, vor dem seine Feinde erschrocken zurück wichen.[3]
Die Skulptur gilt aufgrund des lockigen Haars und der fließenden Gewandung als ein Spätwerk des „Weichen Stils” und wird demnach in Mitte des 15. Jahrhunderts datiert.[4] Der „Weiche Stil” bzw. der „internationale Stil” ist eine Bezeichnung für eine gotische Kunstrichtung die europaweit um 1400 aufzufinden ist.[5] Ein Hauptmerkmal dieses Zeitstils sind die fließenden Gewänder, die den menschlichen Körper durch aufwändige Gewanddrapierungen (wie bspw. Kaskaden-, Schüssel-, oder Haarnadelfalten) verbergen.[6] Dieses Phänomen wird an den sog. „Schönen Madonnen”, die sich außerdem durch einen starken Hüftschwung (S-förmige Körperlinie) und einen einheitlichen Gesichtsausdruck auszeichnen, besonders deutlich.[7]
Für einen Vergleich mit der Statue des Hl. Stephanus bietet sich hingegen eher eine sitzende Skulptur, wie beispielsweise die Pietà aus Lutin (um 1390) an.
Hierbei wird ersichtlich, dass der Faltenwurf (ab den Knien abwärts) der Pietà mit denen der Skulptur des Hl. Stephanus zu vergleichen ist.
Die Legende des Hl. Stephanus:
Nach der Auferstehung Christi wuchs die christliche Gemeinde weiterhin an woraufhin die Apostel sieben Diakone auswählten, die sowohl den Glauben verkünden als auch sich um die sozialen Bedürfnisse der Gemeinde kümmern sollten.
Unter den sieben Diakonen war Stephanus der Erste, der auserwählt wurde.[8] Da Stephanus erfüllt von der Gnade und Kraft Gottes „Wunder und große Zeichen unter dem Volk [tat]”[9] wurde er den Juden zum Ärgernis.
Sie verhafteten ihn und führten ihn zu einem Verhör vor dem Hohen Rat.[10] Seine Reden empörten die Juden jedoch so sehr, sodass sie ihn vor die Tore der Stadt zerrten, um ihn dort zu steinigen, wie es das jüdische Gesetz für Gotteslästerer vorsah.[11] Vor den Stadtmauern, sich seines baldigen Todes bewusst, rief Stephanus laut: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen”[12]. Daraufhin stürzten seine Feinde auf ihn los und bewarfen ihn mit Steinen. Daraufhin verstarb Stephanus als erster Märtyrer des Christentums mit den Worten „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! […] Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!”[13].
Die Legenda Aurea berichtet, dass es nach dem Tod des ersten Diakons auf seine Fürsprache hin zu zahlreichen Heilungen gekommen ist, woraufhin er als Heiliger verehrt wurde.[14]
Um 585 wurden die Gebeine des Hl. Stephanus durch Papst Pelagius II. von Konstantinopel nach Rom gebracht und in San Lorenzo fuori le Mura, neben den Leichnam des Hl. Laurentius begraben.[15] Beide Heiligen sind die Stadtpatrone Roms und gehörten zu den am meisten verehrten Märtyrern im Mittelalter.[16]
Der Hl. Stephanus und seine Bedeutung für das Bistum Passau
Der Hl. Stephanus hat eine besondere Bedeutung für das Bistum Passau, da er der Patron des Passauer Doms „St. Stephan” ist.[17] Demnach ist die Szene seiner Steinigung auch auf dem großen Deckengemälde im Chor des Passauer Doms zu sehen:
Das Patrozinium des Hl. Stephanus in Passau lässt sich womöglich auf die Missionsbewegung am Beginn des 7. Jahrhunderts zurückführen.[18] Hierbei wurde der Stephanuskult von Westen nach Osten verbreitet, wie es an den Stephanuskirchen in Konstanz, Weihenstephan (Freising), Regensburg und Passau abzulesen ist.[19]
Die frühsten, erhaltenen Nachweise für das Stephanuspatrozinium in Passau sind Schenkungsurkunden aus der Regierungszeit des Herzogs Hubert (727-737), die eine Kirche mit dem Patrozinium des Hl. Stephanus nennen.[20] Im Jahr 739 wurde diese Kirche zur Diözesankathedrale des Bistums Passau erhoben.[21]
Die weite Verbreitung des Stephanuskultes lässt sich auch an den etwa 100 Stephanuskirchen ablesen, die sich in dem Gebiet des ursprünglichen Bistums Passau (vor der Gebietsabtretung an die Habsburger) befinden.[22]
Der Passauer Dom gilt somit als „Ausgangspunkt eines Stephanuskultes, der jahrhundertelang bestimmend im Donauosten”[23] gewesen war und auf den auch das Patrozinium des Wiener Stephansdom zurückzuführen ist.[24]
Im Bezug auf die hier behandelte Skulptur des Hl. Stephanus ist allerdings von größerer Bedeutung, dass auch Aholming – der Ort, an dem sich die originale Skulptur des Hl. Stephanus befindet – unter dem direkten Einfluss des Passauer Doms stand. Walchoun de Auhaluinga (auch: Auhalmingen), auf den die Bezeichnung der Gemeinde als „Aholmig” zurück geht, war nämlich Passauer Ministeriale und sollte mit seinem Sitz in Aholming für die Sicherheit des Hochstifts Passaus im Nordwesten gegenüber dem Bistum Regensburg sorgen.[25]
Aufgrund dessen kann davon ausgegangen werden, dass die Steinfigur des Hl. Stephanus, den Gläubigen an die Zugehörigkeit zum Bistum Passau erinnern sollte.
[1] Objektkatalog Oberhausmusem Passau, Inv. Nr. 14624.
[2] Objektkatalog Oberhausmusem Passau, Inv. Nr. 14624.
[3] De Voragine, Jacobus, Die Legenda Aurea. Das Leben der Heiligen erzählt von Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Nachwort von Walter Berschin, Gütersloh 2014 (14. Auflage), S. 46. Siehe auch: Keller, Hiltgart L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst, Stuttgart 1968, 3. Auflage, S. 469-470.
[4] Wildner, Wolfgang: St, Stephanus in Kunst und Verehrung. Ausst. Kat. Passau (Diözese Passau, St. Anna-Kapelle, 12. 05-08.06.1980), Passau 1980, S. 63, Kat. Nr. 74.
[5] Beck, Herbert, Bredekamp, Horst, Die internationale Kunst um 1400, in: Kat. Ausst. Kunst um 1400 am Mittelrhein. Ein Teil der Wirklichkeit. Ausstellung im Liebighaus Museum alter Plastik (Frankfurt am Main, 10.12.1975-14.03.1976), Frankfurt am Main 1975, S. 1-19, hier S. 1.
[6] Beck, Bredekamp 1975, S. 1, 5, 111. Näheres bezüglich verschiedener Faltenformen in der mittelalterlichen Kunst siehe: Kämpfer, Fritz: Das Faltenprofil der mittelalterlichen Plastik, Jena 1950.
[14] De Voragine 2014, S. 49-50. Die Legenda Aurea enthält die Lebensgeschichten und Legenden zahlreicher Heiligen und war das am weitesten verbreiteteste Buch des Mittelalters: „kein anderes Buch des Mittelalters ist so oft abgeschrieben, so viel übersetzt, ausgeschrieben, weiter- und umgedichtet worden. Sie war das wahre Volksbuch jener Zeit, weit mehr als die Bibel” (Richard Benz, Einleitung, in: Jacobus de Voragine, Die Legenda Aurea. Das Leben der Heiligen erzählt von Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Nachwort von Walter Berschin, Gütersloh 2014, S. IX-XXVIII, hier S. XXII).
[17] Die Nebenpatrone des Passauer Domes sind der Hl. Valentin und der Hl. Maximilian, die zudem auch Diözesanpatrone des Bistums Passau sind (Wildner 1980, S. 20).
[22] Wildner 1980, S. 12. Im heutigen Bistum Passau sind noch 27 Kirchen aufzufinden, die ein Patrozinium des Hl. Stephanus tragen (Wildner 1980, S. 22).
[26] Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern II: Niederbayern, München, Berlin 1988, S. 10.
B. Digitalisierungsprozess
Die Aufnahmen wurden am 29.07.2018 in einem Ausstellungsraum des Oberhausmuseums in Passau von zwei Kursteilnehmerinnen mit Unterstützung der Kursleiterin Magdalena März gefertigt.
C. Equipment
Folgende Gegenstände wurden für die Digitalisierung des Objekts verwendet:
Kamera 100 EOS D
Zoomobjektiv 18-55cm, hier: 55cm
Aufnahmen mit Stativ ohne zusätzliche Beleuchtung (nur indirekte, gelbliche Raumbeleuchtung)
Laptop für die Kamerabedienung per Fernauslöser
Verbindungskabel (Laptop-Kamera)
D. Aufnahmen
Die Aufnahmen wurden mit folgenden Kameraeinstellungen gefertigt:
Modus: Fernauslöser, Autofokus
Blende: 11
Belichtungszeit: 3,2 sek.
Iso 100
Brennweite: 55cm
Weißabgleich: automatisch
gespeichert als jpeg-Datei
Das Objekt befindet sich auf einem festpositionierten Podest, nahe an der Wand des Ausstellungsraums, sodass keine Fotografien von Rückseite des Objekts gemacht werden konnten.
Um das Objekt von den Seiten und von vorne zu fotografieren, wurde das Stativ mit der Kamera halbkreisförmig um das Objekt herum bewegt. Hierbei wurden Aufnahmen gemacht bei der die Kamera an jedem Standpunkt sowohl frontal auf das Objekt gerichtet war, als auch diagonal auf die angrenzenden seitlichen Objektbereiche. Da die Fotos per Fernauslöser mit dem Laptop gemacht wurden, konnten bei einigen Kamerapositionen zusätzlich 2-3 Aufnahmen mit verschiedenen Fokussierungen (z. B. auf zurückliegende oder vorspringende Objektebenen) gemacht werden. Nachdem alle Positionen auf dem Halbkreisbogen abgefertigt waren, wurde die Kamera bzw. das Stativ in der Höhe verstellt, sodass die nächste Objektebene aufgenommen werden konnte. Hierbei musste man jedoch darauf achten, dass sich die Aufnahmen zu einem gewissen Teil überschneiden, damit die Software die Fotos später zusammen fügen kann.
Schlussendlich ergaben sich bei 18 Objektebenen plus diverse Extraaufnahmen (v. a. aus Frosch- und Vogelperspektive, bei Durchbrüchen oder Hohlräumen) 440 Aufnahmen des Objekts.
E. Modellerstellung
Das Modell wurde mit der Photogrammetriesoftware „Agisoft PhotoScan” gefertigt.
Für die einzelnen Arbeitsschritte siehe den Blogeintrag „Photogrammetrie: Gipsplastik des Hl. Stephanus Teil II.”
F. Fazit
Das fertige Modell ermöglicht eine 3D-Ansicht der Statue, obwohl sich der Betrachter nicht an dem Aufbewahrungsort selbst befindet. Leider war es in diesem Fall nicht möglich, dass Objekt von allen Seiten zu fotografieren, sodass die Rückenansicht fehlt. Diese wäre besonders interessant zu beobachten, da es sich bei der Skulptur um eine Nischenfigur handelt und der Betrachter – im Unterscheid zu einer Fotografie des Objekts – durch das Modell neue Erkenntnisse über das tatsächliche Volumen und die Rückenansicht der Skulptur bekommen würde. Wie die Seitenansicht des Modells zeigt, ist dies hier nur zum Teil möglich. Dennoch ist deutlich zu erkennen, dass der Künstler die Rückseite nicht weiter bearbeitet hat. Durch das 3D-Modell erschließen sich außerdem neue, ungewöhnliche Ansichten, wie bspw. aus der Frosch- oder Vogelperspektive.
G. Literaturverzeichnis
Beck, Herbert, Bredekamp, Horst, Die internationale Kunst um 1400, in: Kat. Ausst. Kunst um 1400 am Mittelrhein. Ein Teil der Wirklichkeit. Ausstellung im Liebighaus Museum alter Plastik (Frankfurt am Main, 10.12.1975-14.03.1976), Frankfurt am Main 1975, S. 1-19.
Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern II: Niederbayern, München, Berlin 1988.
De Voragine, Jacobus, Die Legenda Aurea. Das Leben der Heiligen erzählt von Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Nachwort von Walter Berschin, Gütersloh 2014 (14. Auflage).
Georg Loibl, Die Pfarrei Aholming mit ihren Kirche und Kapellen, Aholming 1994.
Keller, Hiltgart L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst, Stuttgart 1968, 3. Auflage, S. 469-470.
Objektkatalog Oberhausmusem Passau, Inv. Nr. 14624.
Wildner, Wolfgang: St, Stephanus in Kunst und Verehrung. Ausst. Kat. Passau (Diözese Passau, St. Anna-Kapelle, 12. 05-08.06.1980), Passau 1980.
Die Burgkapelle befindet sich mittig im inneren Burghof und wurde im Laufe der Jahre mit den entstehenden Gebäuden umbaut und verbunden. Die Kapelle mit Satteldach hat drei große Fenster, einen westlichen Turmvorbau mit Zwiebeldach und Portal. Im Süden grenzt die Kapelle an den angebauten Fürstenbau und im Osten schließt sie an ein Treppenhaus an, in dem sich auch der heutige Zugang zur Kapelle befindet.
Die Georgskapelle ist in ihrer heutigen Form ein rechteckiger Raum ohne Chorausscheidung. Die einschiffige Kapelle besteht aus drei gleichgroß erscheinenden Jochen mit tief ansetzendem Kreuzrippengewölbe, das im ersten Joch durch eine, die gesamte Breite einnehmende Empore unterbrochen wird. Auf der gemauerten Westempore befindet sich eine Orgel, deren Pfeifen mittig vorgebaut sind. Das Innere der Kapelle ist gekennzeichnet durch die unterschiedlichen Bauphasen, welche die Gliederung des Innenraums durchbrechen.
An der Südwand öffnet sich die Mauer zu drei Nischen (s. Abb. 2 Feld II, IV und VI), die mit Heiligenfiguren ausgemalt sind. Die Nische im ersten Joch wird von den Abbildungen St. Stephanus (Feld VI a) und St. Laurentius (Feld VI b) eingenommen. Im mittleren Joch befindet sich in der tiefsten Nische (Feld IV) eine Darstellung von drei Jüngern Christi, Petrus (?) (Feld IV a), Andreas (Feld IV b) und Jakobus (Feld IV c). Im dritten Joch sind ein Jünger (vermutlich Johannes; Feld II a) und Christus Salvator (Feld II b) erkennbar, anstelle einer dritten Figur tut sich eine tiefe Nische mit dunkelgrüner und roter Rankenbemalung auf (Feld II c). Über den drei Wandnischen schließen spitzbogige, hohe Arkaden an, die noch Reste von früherer Malerei aufweisen. An der Nordwand nehmen die relativ hoch ansetzenden barocken Fenster einen Großteil der ansonsten nicht durchbrochenen Wandfläche ein. Sie sind rundbogig, tiefliegend und glatt umrahmt mit keilförmigem, nicht auskragendem Sohlgesims.
Der Durchgangsbogen zum Westeingang ist mit einem schwarz-blumigen Muster umrahmt, auch die Bogenlaibung ist mit bunten, großen Blumenornamenten ausgemalt. Über die gesamte Wand zieht sich etwa auf zwei Metern Höhe ein rot-weißes Zackenband, das in schlichterer Form in der Umrahmung der flachbogigen Öffnung wiederholt wird. Zwei rundgefasste Kreuze sind an das Zackenband geheftet. Südlich neben dem Durchgang befindet sich eine – zu den anderen Fresken der Kapelle relativ kleine – Darstellung eines Bischofs ohne Bart mit Mitra und Segnungshand. Er wirkt additiv und überlappt das Zackenband mit seiner Mitra und dem Heiligenschein. Dieses Fresko hebt sich von den restlichen ab, da es kleiner und ohne Rahmung gemalt ist. Im ersten Joch unter der Empore an der Nordwand befindet sich ein weiteres figürliches Gemälde; es zeigt den Heiligen Christophorus mit dem Christuskind auf den Schultern. Der Heilige scheint eine Partnerfigur gehabt zu haben, was auf der rechten Seite der Anfang eines zweiten orange-roten, spitzbogigen Umrahmungsbogens andeutet.
Die Segmenttonne der Westempore ist durch ein Netzrippengewölbe unterfangen. Das Schiff der Kapelle verfügt über ein einheitliches Kreuzrippengewölbe. Die Gewölberippen werden durch weiße Fugenstreifen in rote, grüne und schwarze Abschnitte unterteilt. Im Gewölbe sind zwei Schlusssteine vorhanden, im zweiten Joch ist eine Blättermaske, im dritten ein von Eichenlaub umgebener Agnus Dei abgebildet.[1] Die Ausmalung des Gewölbes ist dem Heiligen Georg gewidmet. Von der Legende sind heute nur noch 22 Szenen vorhanden.[2] Die dargestellten Figuren und Elemente sind häufig recht simpel gestaltet und nicht immer ausgemalt. Die Figuren sind schmal und einfach gekleidet, viele Gesichtsteile wie Augen, Nasen und Münder fehlen – was aber auch am Erhaltungszustand liegen kann. Die Felder rund um die Darstellungen des Georgszyklus und die übrigen Wandflächen beinhalten Dekorationen mit Blumenmustern und Maßwerkmotiven, wie Drei- und Vierpässen.
Ausgestattet ist die Kapelle heute mit einem vergoldeten Altar, der mittig an der Ostwand platziert ist. Er besteht aus einem marmornen Blockaltar mit Rotmarmor-Verzierungen und einem Hochaltar aus zwei vergoldeten Säulen, Seitenranken, einem Giebelaufsatz und in der Mitte aus einem Gemälde des Heiligen Georg auf einem weißen Pferd im Kampf mit dem Drachen.
Baugeschichte:
Eine detaillierte Quellenlage für konkrete Baumaßnahmen an der Kapelle in der Veste Oberhaus ist nicht vorhanden. In der Literatur wird daher auf Vermutungen zurückgegriffen, was den Baubeginn der Georgskapelle betrifft. Der Bau der Veste Oberhaus wird auf das Jahr 1219 zurückdatiert.[3] Schon 1207 geht die strategisch wichtige Anhöhe bei Passau, auf der die Burg entsteht, an die Passauer Kirche.[4] 1217 belehnt Kaiser Friedrich II. den Passauer Bischof erneut[5]; und zwei Jahre später, also 1219, beginnt man mit dem Bau der Veste Oberhaus. So berichtet der Geschichtsschreiber Hermann von Niederaltaich: „Hiis diebus Ulricus Pataviensis episcopus cepit construere castrum in monte sancti Georii Patavie“[6]. Bis 1232 ist die Burgfestung so weit gewachsen, dass man bereits 1237 Pröpste bzw. Pfleger dort beschäftigt.[7] 1255 werden noch einmal große Summen für den Bau an der Burg verwendet. Bis spätestens 1380 wird die Veste als Bischofsresidenz ausgebaut und von 1423 bis 1500[8] nochmals erweitert. Bautätigkeiten im Burgbereich lassen sich außerdem um 1571[9] und von 1674-1722[10] nachweisen. Ab 1809 wird die Festung von Napoleons Truppen genutzt, 1822 bis 1931 dient sie als Staatsgefängnis und Militärstrafanstalt und wird anschließend zum Museum umfunktioniert.[11]
Sabine Kronz stellt die Überlegung an, im Jahre „1207 mit dem Kauf der Grafschaft Windberg und des dazugehörigen, strategisch bedeutsamen Höhenrückens (sei) dort eine erste Kirche“[12] errichtet worden, um zu verhindern, dass ein Feind sich der Anhöhe bemächtige und dort eine gegnerische Burg erbaue. Der Benennung des Berges nach dem Heiligen Georg, der bevorzugt als Patron von Burgkapellen gewählt wurde,[13] entnimmt Gottfried Schäffer zum Beispiel „das Vorhandensein einer diesem Heiligen geweihten Kapelle im Bereich der nachmaligen Burg“[14]. Auch Schindler geht davon aus, der Georgsberg sei wegen der Burgkapelle St. Georg (erbaut vor 1207) so benannt worden.[15] Die Namensgebung des St. Georgsberges könnte allerdings auch auf den Zeitraum zwischen 1207 und 1219 zurückzuführen sein, in dem man den Bau der Burg bereits angedacht, ihn aber noch nicht umgesetzt hatte, oder aber einer nachträglichen Benennung von Hermann von Niederaltaich entspringen, der etwa 40 Jahre nach Baubeginn berichtete[16]. Kronz[17], Schäffer[18], Brix[19] und Schindler[20] sind überzeugt, dass ein romanischer Ursprungsbau existierte, der im 13. Jahrhundert erweitert wurde. Auch Feldmeier spricht von der Einbringung des Kreuzrippengewölbes um 1400 in eine romanische Burgkapelle.[21] Dahingegen datiert Monika Soffner-Loibl die Bausubstanz der Georgskapelle eher in die Zeit um 1300[22] und Mader ordnet die Stilformen der Kapelle dem 14. Jahrhundert zu, ohne auf Vorgänger einzugehen[23]. So ergibt sich für den Baubeginn der Kapelle ein sehr vager Zeitraum, der von vor 1207 bis nach 1300 reicht und je nachdem romanisch oder gotisch gewesen sein könnte. Koopmann bringt eine neue These mit ein, die alle anderen Wissenschaftler außer Acht lassen: Durch Betrachtung des Kellers unter der Kapelle und der archäologischen Untersuchung des Schichtprofils im inneren Burghof macht er die Wahrscheinlichkeit eines tiefer gelegenen romanischen Vorgängerbaus plausibel. Die Besichtigung des heute deutlich abgesenkten, als Lagerraum genutzten Kellergewölbes zeigt, dass sich etwa zwei Meter über den leicht auszumachenden Felsbeständen in den Wänden des Kellers das heutige Bodenniveau der gotischen Kapelle anschließt. Koopmann geht davon aus, „dass ein erster, auf Fels gegründeter Sakralbau infolge einer Anhebung des Hofniveaus[24] eingehaust, gewölbt, zum Keller umfunktioniert und mit der heutigen Kapelle überbaut wurde.“[25] Diese Argumentation belegt Koopmann zusätzlich mit einem in der Westwand im Keller unter dem heutigen Portal befindlichen, von außen zugemauerten segmentbogigen Portalgewände aus Kalk- oder Tuffstein. Dieses vermutlich romanische Eingangsportal wäre nach Aufschüttung des Geländes nicht mehr vollständig zugänglich gewesen[26] und hätte eine Neugestaltung der Kapelle nach sich gezogen.
Der „rechtwinklige, ursprünglich flachbedeckte Kirchenraum“ erfährt laut Schäffer 1345 unter Fürstbischof Gottfried von Weißeneck (1342-1362) „eine erste (?) Ausmalung“[27]. Gemeint sind folgende Figuren: Christus und die Apostel, die Heiligen Christophorus und Oswald sowie St. Laurentius[28] und der Passauer Dompatron St. Stephanus.[29] Auch Brix[30] und Soffner-Loibl[31] sprechen von Fresken aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, die beim spätgotischen Umbau – nur wenige Jahre später 1387 bis 1423 – weitgehend zerstört worden seien. Nach eigener Meinung lässt eine genauere Betrachtung der Fresken allerdings Zweifel daran aufkommen, ob alle der genannten Figuren in derselben Zeit entstanden sein können, da sich sowohl Farbigkeit, als auch Darstellung der Fresken unterscheiden. So erscheint der Heilige Oswald direkt am Westeingang als älteste Darstellung. Die Heiligen Stephanus und Laurentius dürften zu einem früheren Zeitpunkt gemalt worden sein als der Heilige Christophorus mit Jesuskind im ersten Joch und der Christus Salvator mit Apostel Johannes[32].[33] Später hinzugezeichnet wirkt der Bischof ohne Bart mit Mitra und Segnungshand[34] an der Westwand unter der Empore.[35] Ein späterer Entstehungszeitpunkt ist auch für die drei Jünger Petrus (?), Andreas und Jakobus[36] anzunehmen.[37] Eine kunsthistorische Datierung war bei der Freilegung 1964 durch Dr. Annalena Mann zwar angedacht, fand aber keine Niederschrift und steht daher noch aus.
Die älteren Fresken wurden bei der gotischen Neugestaltung oder späteren Veränderung der Nischen teilweise oder ganz überdeckt. Zur Einwölbung zwischen 1390 und 1400 mit einhergehender Verstärkung der Seitenwände (mit ausgesparten Nischen[38]) ist sich die Literatur einig.[39] Die Zwickel des gotischen Gewölbes wurden später mit Bauschutt aufgefüllt und auf einen Zeitraum von 1430 bis 1460 datiert, was dementsprechend als
Terminus ante quem der Errichtung des Gewölbes gewertet werden kann.[40] Die Ausmalung der Kapelle mit dem Georgszyklus datiert Susanna Wasner auf 1400 bis 1423.[41] Eindeutig stellt sie als Terminus post quem der Entstehung der Fresken das Jahr 1253 und das Jahr 1450 als Terminus ante quem fest, fasst den Zeitraum dann aber anhand der Regierungszeit des Grafen Georg von Hohenlohe, den sie als Auftraggeber sieht, deutlich kürzer. Sie begründet dies mit dem Namenspatronat (Georg), seiner Baufreudigkeit (unter anderem auch am Passauer Dom) und seinem Kunstverständnis. Diese zeitliche Eingrenzung nimmt sie vor, obwohl sie nach einer kunsthistorischen Analyse – unterstützt durch Klaus Dorschs Abhandlung zur zeitlichen Eingrenzung von Georgszyklen im Allgemeinen – vier Bilder des Zyklus konkreter vor 1340, eines ab 1350, zwei weitere vor 1380, eines vor 1400 und ein anderes vor 1450 datieren würde. Als wahrscheinliche Vorlagen des Georgszyklus nennt Wasner den Text Reinbot von Durnes von 1231-1253 und die Buchillustrationen des Pergamentcodex von 1314-1320 aus dem Passionale der Äbtissin Kunigunde aus dem Benediktinerinnenkloster St. Georg in der Prager Burg.[42] Eine wiederum unabhängig von den zuvor genannten Freskenzyklen erscheinende Bemalung stellt die Rankenbemalung in der kleinen, tiefen Wandnische im 3. Joch rechts dar (s. Abb. 5). Oberbaurat Johann Brunnendorfer spricht von einer spätgotischen Ausmalung auf frühgotischer Tünche.[43]
Zusammenfassend geht Gottfried Schäffer von drei Stilperioden der Freskenmalerei in der Kapelle aus, eine erste Ausmalung um 1340, „der (von rückwärts her) die Figuren der hl. Oswald und Christophorus, Stephanus und Laurentius, Christi und der Apostel zugehören“[44]; des Weiteren die Gewölbeausmalung mit der Georgslegende um 1400; schließlich die Ausmalung des, zu einer Nische abgemauerten, früheren Durchgangs zum Festsaal mit ‚tirolischem‘ Rankenwerk.[45] Auch Landeskonservator Dr. A. Horn des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege spricht in seinem Bericht über die Besichtigung nach der Konservierung der gotischen Fresken 1964 von einer Datierung der Malereien „aus verschiedenen Epochen“[46], sieht aber von einer konkreten Datierung ab. Man habe teilweise Überlappungen zweier Malschichten festgestellt und in diesen Fällen beide Zustände geschont.[47] Einige Stellen, vor allem rund um die tiefliegenden Rippen sowie an der Nordwand unter der Empore lassen durchaus auch die Vermutung zu, dass es mehr als zwei Malschichten gegeben hat.
Im 16. Jahrhundert wurden mehrere bauliche Veränderungen an der gesamten Veste vorgenommen,[48] so auch an der Kapelle. Wigileus Fröschl von Marzoll verewigt sich mit seiner Wappentafel 1507 am zweiten Geschoss des Westturms. Mader[49] und Brix[50] sind der Meinung damit sei die Erneuerung des Turms und das Aufsetzen der barocken Haube gemeint. Im Kontext betrachtet wäre es allerdings naheliegender, dass nur das zweite Geschoss des Turms gemeint ist, also die Anfügung eines Erkers mit südlichem Zugang und innen die Errichtung der Empore. Ein Zugang für den Fürsten über einen Laufgang an der Südwestecke der Kapelle wäre wegen des Anbaus des Fürstenbaus wichtig geworden. Die Entstehung des Schachnerbaus rund um 1499[51] deutet darauf hin, dass der Fürstenbau spätestens bis zu diesem Jahr an den Wänden der Burgkapelle entlang gen Nordwesten gewachsen war. Somit stellt sich ein interner Durchgang vom Fürstenbau als Verbindung vom Wohnteil der Burg zur Kapelle[52] für den Fürsten als äußerst sinnvoll und repräsentativ dar.[53] Auch bei näherer Betrachtung des Innenraums auf Höhe der Empore erscheint das zweite Stockwerk des Turms, mitsamt dem Erker (und dem Fenster zur Beleuchtung), der Empore und dem Zugang als einheitliches Bauelement. Die These, das (vermutlich) gotische Pyramidendach sei bereits 1507 durch eine barocke Zwiebelhaube ersetzt worden, kann somit als eher unwahrscheinlich gelten, zumal dies ein sehr frühes Datum für eine Barockisierung darstellt.
1555/6 wurde im Osten schließlich ein Treppenhaus angebaut, was zur Folge hatte, dass ein sich ursprünglich an der Ostseite befindendes Fenster in der Kapelle zugesetzt werden musste.[54] Über die Erbauung des Treppenhauses gibt ein Steinwappen aus rotem Marmor an der Fassade Auskunft: MDLV. Wolfgangus cepit salmesi. Sanguine natus. Klosensis presulperficierat opus.[55] Denkbar wäre, dass der schmale, gerade abgeschlossene Choranbau in dieser Zeit entstand und dem Umstand geschuldet ist, dass die Lücke zum Treppenhaus geschlossen werden musste. Schäffer stellt die These auf, die Fürstentreppe habe den Durchgang im dritten Joch überflüssig gemacht, sodass er zu einer Nische abgemauert wurde.[56] Dass der Fürst ab 1556 durch den heute vorhandenen Eingang im Altarraum die Kirche betreten habe, kann als eher unwahrscheinlich gelten. Viel eher wurde der Durchgang zum angrenzenden Fürstenbau zugemauert, nachdem die Fürstenempore einige Jahre zuvor den bequemen und unabhängigen Zugang für den Fürsten aus dem Wohnbereich der Burg in eine erhobene Position sicherte.[57]
Das heutige Bild der Kapelle ist stark geprägt durch die vermutlich um 1670/80[58] entstandenen barocken Veränderungen. Der Einbau vermutlich dreimal oder mindestens doppelt so großer Fenster, anstelle der zuvor gotischen, zerstörte vermutlich einen Großteil der Bildfläche des Freskenzyklus zum heiligen Georg an der Nordwand.[59] Bei den Umbauten wurden die „ausgebrochenen Fensteröffnungen der Rundbogenfenster mit Backsteinen im Klosterformat gemauert.“[60] Vermutlich wurden anschließend die Innenwände und das Gewölbe im barocken Stil übertüncht. Vor allem am Außenbau wurden verschiedene barocke Ornamente ergänzt, wie die bemalten Lisenen, die heute die Jocheinteilung an der Nordaußenwand andeuten. Am Kapelleneingang wurde Kalksteinmauerwerk und eine Vormauerung aus stehenden Backsteinen angebaut, die die zwei spätgotischen Rundsäulen aus Kalkstein mit abgestuften Kapitellen und ein gotisches Gurtgesims überdeckten.[61] Der Westturm wurde mit – im ersten Geschoss rustizierten – Ecklisenen versehen und mit einem geschnürten Zwiebeldach bekrönt. Die kleinen, spitzbogigen Schallöffnungen im Turm, das Erkerfenster sowie die drei großen Kapellenfenster sind mit barocker Putzumrahmung ebenfalls gelb bemalt,[62] ebenso ein quadratisches Fenster an einem erkerartigen Anbau, der im Geschoss der Kapelle einen kleinen Nebenraum beherbergt und im Untergeschoss einen rundbogig abgefasten Zugang zum Kellergewölbe bietet,[63] der aus der gleichen Zeit stammen könnten[64].[65] Moritz beschreibt außerdem eine Erhöhung der Nordwand mit Backsteinen um etwa zwei Meter, die ebenfalls in dieser Zeit stattgefunden haben soll.[66] Man könnte daraus eine neue Bedachung der Kapelle schlussfolgern.
B) Aufnahme / Bildgewinnung
Ort: Kapelle St. Georg im Oberhaus zu Passau, Zeit: 22.06. und 23.06.2018, je 10-16 Uhr, Personal: Magdalena März, Lisa Duschl, Anastasia Ederer, Chantal Reißel, Jakob Ax, Julia Vollbrecht, Susanne Mühlfenzl, Florian Möhle, Sandra Holler, Nina Kunze
Kamera: Canon EOS 100D
Aufnahmesituation: Innenraum Kapelle
Lichtverhältnisse: abgedunkelt durch Fensterläden
Beleuchtung: LED Walimex Strahler und Hand-Baustrahler
Aufbau: Stativ Freihandmethode
Seitenwände
Beleuchtung: Hand-Baustrahler
Kameramodus: Manuell und Autofokus
Datenformat: jpeg Auflösung: 5184×3456 Pixel
Belichtung: ISO 100, Brennweite 18 mm/24 mm, Blendenzahl F 10, Verschlusszeit 3,2 Sekunden
Messmethode: Multispot zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: auto
Fokussierung: Autofokus zur Justierung
Vorgehen bei der Bildgewinnung: 45 Positionen, 1-3 Winkel pro Position (an Eckpositionen: nur Mitte, sonst: Links, Mitte, Rechts), 3 Bilder pro Winkel à 423 Bilder
Gewölbe
Beleuchtung: Hand-Baustrahler
Kameramodus: Manuell und Autofokus
Datenformat: jpeg Auflösung: 5184×3456 Pixel
Belichtung: ISO 100, Brennweite 24 mm, Blendenzahl F 10, Verschlusszeit 3,2 Sekunden
Messmethode: Multispot zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: auto
Fokussierung: Autofokus zur Justierung
Vorgehen bei der Bildgewinnung: 25 Positionen, je 3 Ebenen pro Position, je 2 oder 3 Bilder pro Ebene (2 an Seiten, 3 in mittleren Positionen) à 194 Bilder
Unter der Empore
Beleuchtung: LED Walimex Strahler 17%, Hand-Baustrahler
Kameramodus: Manuell und Autofokus
Datenformat: jpeg Auflösung: 5184×3456 Pixel
Belichtung: ISO 100, Brennweite 35 mm, Blendenzahl F 13, Verschlusszeit 2 Sekunden
Messmethode: Multispot; Weißabgleich: auto
Vorgehen bei der Bildgewinnung: Westwand: 6 Positionen, 5 Ebenen pro Position, je 2 Bilder pro Ebene; Christophorus-Nische: 6 Ebenen pro Winkel, je 4 Bilder pro Ebene; Decke: 2 Positionen, je 12 Ebenen pro Position à 100 Bilder
Diagonal
Kameramodus: Manuell und Autofokus
Datenformat: jpeg Auflösung: 5184×3456 Pixel
Belichtung: ISO 100, Brennweite 24 mm, Blendenzahl F 10, Verschlusszeit 3,2 Sekunden
Messmethode: Multispot zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: auto
Fokussierung: Autofokus zur Justierung
Vorgehen bei der Bildgewinnung: 4 Positionen (aus allen vier Ecken der Kapelle in den Raum), je 7 Ebenen pro Position + 1 Fußboden à 29 Bilder
Große Nische Südwand und Ostwand Tür
Beleuchtung: LED Walimex Strahler 20%
Kameramodus: Manuell und Autofokus
Datenformat: jpeg Auflösung: 5184×3456 Pixel
Belichtung: ISO 100, Brennweite 50 mm, Blendenzahl F 16, Verschlusszeit 3,2 Sekunden
Messmethode: Multispot zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: auto
Fokussierung: Autofokus zur Justierung
Vorgehen bei der Bildgewinnung: 3 Positionen (Links, Mitte, Rechts); Links und Rechts: je 13 Ebenen pro Position, Mitte: 8 Ebenen; je 5 Bilder pro Ebene à 190 Bilder
Kleine Nische und Eingangsbereich Ostwand
Beleuchtung: LED Walimex Strahler 10%
Kameramodus: Manuell und Autofokus
Datenformat: jpeg Auflösung: 5184×3456 Pixel
Belichtung: ISO 100, Brennweite 50 mm, Blendenzahl F 10, Verschlusszeit 3,2 Sekunden
Messmethode: Multispot zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: auto
Fokussierung: Autofokus zur Justierung
Vorgehen bei der Bildgewinnung: Tür: 4 Ebenen, je 4 Bilder pro Ebene, kleine Nische: 12 Detailbilder à 27 Bilder
C) Modellerstellung
Verwendete Software, Version: Agrisoft PhotoScan Professional
Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 1035
Nachbearbeitung der Bilder? nein
Nachjustierungen während des Erstellens in der Software? Nein
Vorgehen:
chunk 1: add folder
aligne fotos
überflüssige Bildpunkte gelöscht
build dense cloud
build mesh
build texture
build titled model
build Orthomosaic
D) Fazit
Da die Bausubstanz der Georgskapelle noch wenig untersucht wurde und archäologische Grabungen ebenfalls noch ausstehen, können nur wenige konkrete Angaben zur baugeschichtlichen Entwicklung der Kapelle gemacht werden. Auch eventuelle Vorgängerbauten wurden bislang weder ergraben, noch rekonstruiert. Eigene Untersuchungen und neuere kunsthistorische Erkenntnisse, wie zum Beispiel die Aufplanierung des Burghofes machen einen niedriger gelegenen, romanischen Vorgängerbau der gotischen Kirche jedoch plausibel. Ein Rekonstruktionsversuch dieses früheren Baubestandes wäre wissenschaftlich äußerst spannend, da er beispielsweise die Verwirklichungsmöglichkeit prüfen könnte.
Einen weiteren Vorteil bietet die modellhafte Veranschaulichung der Kapelle, die durch einfache Klicks gedreht und gewendet, vergrößert und verkleinert werden kann. Dieser spielerische Zugang kann einen entscheidenden Beitrag zum räumlichen Verständnis beitragen und ein leichtes Vorstellen und Begreifen des Raums der Kapelle fördern. Die Entwicklung des 3D-Modells der Georgskapelle lässt Rückschlüsse auf bauliche Veränderungen zu, die bereits beim Betreten der Kapelle zu erahnen sind. So ist zum Beispiel in dem virtuellen Modell sehr klar die Flucht der Südwand und vor allem deren ungleicher Nischen zu erkennen.
Dabei bietet das 3D-Modell einen klaren Vorteil gegenüber eines Grund- oder Aufrisses und fördert ein schnelleres Erfassen des Gesamtraums. Anhand des 3D-Modells könnten beispielsweise auch im musealen Rahmen sehr einfach bauliche Entwicklungen und architekturhistorische Veränderungen beschrieben und erklärt werden. Das Wirken der Struktur und des Raums kann dadurch von Laien einfacher erfasst werden, aber auch Wissenschaftler*innen zu schnelleren Erkenntnissen verhelfen.
Die räumliche Darstellung gerade von Gebäuden ermöglicht es außerdem von überall auf ein Gebäude zuzugreifen und ist universell nutzbar. Das erstellte 3D-Modell bietet also die Möglichkeit für Forscher aller Welt ohne eine Reise dieses besondere Kulturgut einzusehen und für eigene Untersuchungen vergleichen zu können.
Auch die Präservation und Dokumentation durch ein 3D-Modell sind nicht außer Acht zu lassen. So wird zum Beispiel im ViSIT-Projekt am Lehrstuhl der Digital Humanities der Universität Passau versucht virtuelle Verbundsysteme und Informations-Technologien der Burgen im Inn-Salzach-Donau-Raum zum Zweck der touristischen Erschließung von kulturellem Erbe zu erstellen. Eine Einbindung des 3D-Modells der Kapelle auf Oberhaus wäre dabei ein passender Zugewinn.
Abschließend muss allerdings festgehalten werden, dass das 3D-Modell natürlich nur ein Abbild der echten Kapelle ist und auch als ein solches fungieren soll. Die Echtheit der Kapelle geht in jeder Abbildung zweifelsohne verloren. Natürlich kann ein 3D-Modell das vorhandene Objekt nicht ersetzen. Wenn man sich dieses Abbildungscharakters jedoch gewahr bleibt bietet das 3D-Modell eine Fülle an Verwendungsmöglichkeiten.
Literatur
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Denkmalliste Teil A Baudenkmale Stadt Passau, Heft 25, Passau 1984.
Boshof, Egon: Die Regesten der Bischöfe von Passau. Band II 1206-1254, München 1999.
Boshof, Egon, Walter Hartinger, Anton Landersdorfer et al. (Hrsg.): Passau. Quellen zur Stadtgeschichte, Regensburg 2004.
Brix, Michael (Hrsg.): Niederbayern, in: Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern, Band 2, München 2008.
Brunnendorfer, Johann (Oberstadtbaurat Stadt Passau) an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege: Instandsetzung der Feste Oberhaus; hier: Georgskapelle, Passau 2.9.1964.
Durdik, Tomas: Die Kapellen böhmischer hochmittelalterlicher Burgen, in: Veröffentlichung der Deutschen Burgenvereinigung: Reihe B, Schriften; Bd. 3, Schock-Werner, Barbara (Hrsg.): Burg- und Schlosskapellen; Stuttgart 1995, S. 21-30.
Feldmeier, Herbert: Ausgrabungen in der Burg-Festung Oberhaus, in: Niemeier, Jörg-Peter (Hrsg.): Geschichte aus der Baugrube. Neue Ausgrabungen und Funde in der Region Passau 1987-1991, Passau 1992, S. 40-48.
Hermanni Althahensis Annales, ed. Monumenta Germaniae Historica, Scriptores XVII, S. 351-427.
Horn, Dr. A., Walther Bertram (Landeskonservatoren) des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege an Stadtoberbaurat Moritz, Stadt Passau: Passau, Oberhaus, St. Georgs-Kapelle, München 30.10.1964.
König Friedrich II.: Urkunde 1217, ed. Monumenta Boica 30 I, S. 56, Nr. 626.
König Phillipp: Urkunde 1207, ed. Monumenta Boica 29 I, S.539, Nr. 591.
Koopmann, Matthias: Passaus St. Georgenburg. Studien zum Gründungsbau der Veste Oberhaus, in: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen (Hrsg.): Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte, Geographie und Kultur Ostbaierns 59/2017, S. 251 – 278.
Kronz, Sabine: Oberhaus, in: Morsbach, Peter, Irmhild Heckmann, Christian Later, et al. (Hrsg.): Denkmäler in Bayern. Kreisfreie Stadt Passau, Halbband 2, Regensburg 2014, S. 337-350.
Loibl, Richard: Geschichte von Burg und Festung Oberhaus, in: Wurster, Herbert W., Richard Loibl (Hrsg.): Ritterburg und Fürstenschloß. Begleitband 1 zur Ausstellung von Stadt und Diözese Passau im Oberhausmuseum, Passau 1998, S. 249-286.
Mader, Felix (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, Band III Stadt Passau, München, Wien 1981.
Mann, Annalena an Generalkonservator Dr. Gebhard vom Landesamt für Denkmalpflege: Brief zu Datierungs- und Ikonographie-Fragen, Passau 15.9.1964.
Moritz, Hans Karl (Oberstadtbaurat Stadt Passau) an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege: Georgskapelle Passau-Oberhaus, 8.11.1965, Nr. 11411.
Schäffer, Gottfried: Die bauliche Entwicklung der Burg-Festung Oberhaus, in: Stadt Passau (Hrsg.): Das Oberhausmuseum zu Passau, Passau 1975, S. 9-20.
Stevens, Ulrich: Burgkapellen. Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter, Darmstadt 2003.
Wasner, Susanna: Der Georgszyklus in der Burgkapelle St. Georg der Veste Oberhaus zu Passau. Eine landesfürstliche Burgkapelle und ihre Ikonographie, Magisterarbeit Passau 1997.
Wasner, Susanna: Der Freskenzyklus in der Burgkapelle St. Georg der Veste Oberhaus, in: Wurster, Herbert W., Richard Loibl (Hrsg.): Ritterburg und Fürstenschloß. Begleitband 1 zur Ausstellung von Stadt und Diözese Passau im Oberhausmuseum, Passau 1998, S. 355-362.
[1] Mader, Felix (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, Band III Stadt Passau, München, Wien 1981, S. 423f.
[2] Wasner, Susanna: Der Freskenzyklus in der Burgkapelle St. Georg der Veste Oberhaus, in: Wurster, Herbert W., Richard Loibl (Hrsg.): Ritterburg und Fürstenschloß. Begleitband 1 zur Ausstellung von Stadt und Diözese Passau im Oberhausmuseum, Passau 1998, S. 355f.
[3] Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Denkmalliste Teil A, Baudenkmale Stadt Passau, Heft 25, Passau 1984, S. 4.
[4] Königsurkunde: König Philipp belehnt 1207 die Passauer Kirche, vertreten durch den amtierenden Bischof Manegold von Berg, mit der Grafschaft Windberg. Mon. Boica 29 I, S. 539 Nr. 591. Übersetzung von: Boshof, Egon: Die Regesten der Bischöfe von Passau. Band II 1206-1254, München 1999, S. 5, Nr. 1225.
[5] Kaiserurkunde: Kaiser Friedrich II. belehnt 1217 Bischof Ulrich II. mit dem Ilzgau. Mon. Boica 30 I, S. 56, Nr. 626. Übersetzung von: Boshof 1999, S. 42f., Nr. 1347.
[6] „In diesen Tagen begann der Bischof Ulrich mit der Errichtung einer Burg auf dem St. Georgsberg in Passau.“ MGH Scriptores XVII: Hermanni Altahensis Annales, S. 387. Übersetzung von Egon Boshof in: Boshof, Walter Hartinger, Anton Landersdorfer et al. (Hrsg.): Passau. Quellen zur Stadtgeschichte, Regensburg 2004, S. 70.
[7] Loibl, Richard: Geschichte von Burg und Festung Oberhaus, in: Wurster, Herbert W., Richard Loibl (Hrsg.): Ritterburg und Fürstenschloß. Begleitband 1 zur Ausstellung von Stadt und Diözese Passau im Oberhausmuseum, Passau 1998, S. 249-286, S. 285. Anhang: Die Pröpste und Pfleger der Burg Oberhaus.
[8] Genauer unter Bischof Leonhard von Laiming (1423-1451): Bau der Batterie „Linde“ und des Fürstenbaus im Norden und Osten des inneren Burghofs; und Bischof Christoph von Schachner (1490-1500): Errichtung des Schachnerbaus, der von Bischof Wigileus Fröschl von Marzoll (1500-1517) vollendet wurde.
[9] Bischof Urban von Trenbach weitert um den Trenbachbau, Benefiziaten- und Lazarettgebäude, Geschützturm und die Batterie „Katz“.
[10] Befestigung der bislang ungeschützten Westseite mit Wällen und Bastionen.
[11] Kronz, Sabine: Oberhaus, in: Morsbach, Peter, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier (Hrsg.): Denkmäler in Bayern. Kreisfreie Stadt Passau, Halbband 2, Regensburg 2014, S. 337.
[13] Wasner, Susanna: Der Georgszyklus in der Burgkapelle St. Georg der Veste Oberhaus zu Passau. Eine landesfürstliche Burgkapelle und ihre Ikonographie, Magisterarbeit Passau 1997, S. 5.
[14] Schäffer, Gottfried: Die bauliche Entwicklung der Burg-Festung Oberhaus, in: Stadt Passau (Hrsg.): Das Oberhausmuseum zu Passau, Passau 1975, S. 9. Die reine Spekulation dieser Annahme lässt sich deutlich aus der Behauptung, die Fundamente jenes romanischen Vorgängerbaus dürften im Mauerwerk der Schloßkirche stecken, herauslesen.
[15] Schindler, Herbert: Passau. Führer zu den Kunstdenkmälern der Dreiflüssestadt, Passau 1990, S. 168.
[16] Boshof, Egon, Walter Hartinger, Anton Landersdorfer et al. (Hrsg.): Passau. Quellen zur Stadtgeschichte, Regensburg 2004, S 68f.
[21] Feldmeier, Herbert: Ausgrabungen in der Burg-Festung Oberhaus, in: Niemeier, Jörg-Peter (Hrsg.): Geschichte aus der Baugrube. Neue Ausgrabungen und Funde in der Region Passau 1987-1991, Passau 1992, S. 47.
[22] Soffner-Loibl, Monika: Veste Oberhaus Passau, Passau 2011, S. 25.
[24] Koopmann spricht von starken mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Aufplanierungen von bis zu 3,9 m, um die natürliche Schräge des Felsbodenniveaus auszugleichen. Koopmann, Matthias: Passaus St. Georgenburg. Studien zum Gründungsbau der Veste Oberhaus, in: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen (Hrsg.): Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte, Geographie und Kultur Ostbaierns 59/2017, S. 251–278, S. 256.
[26] Eigene Messungen zeigen, dass der Scheitel des etwa 2 m hohen „Kellerportals“ sich ziemlich genau hinter der letzten Treppenstufe, die zum heutigen Portal führt, befinden müsste. Von außen lässt sich unschwer erkennen, dass die nordwestliche Ecke des Unterbaus der Kirche nur um 1,5 m aus dem Boden schaut, an der südwestlichen Ecke sind es sogar nur 0,95 m (s. Abb. 4).
[28] Schäffer datiert das Fresko des St. Stephanus und St. Laurentius genauer um 1340, Schäffer, Gottfried: Passau. Feste Oberhaus, München, Zürich 1983, S. 11.
[32] Mann, Annalena an Generalkonservator Dr. Gebhard vom Landesamt für Denkmalpflege: Brief zu Datierungs- und Ikonographie-Fragen, Passau 15.9.1964.
[33] Die Heiligen Oswald, Stephanus, Laurentius und Christophorus sind jeweils mit orange-roten, gemalten Bögen umrahmt (vgl. S. 5). Der Rahmen des Hl. Oswald ist flachbogig, wohingegen die anderen spitzbogig ausgestaltet sind. Der Hl. Laurentius und der Hl. Stephanus erscheinen als Paar und auch der Hl. Christophorus scheint eine Partnerfigur gehabt zu haben. Die Heiligen Oswald, Stephanus und Laurentius sind mit runden, kaum ausdifferenzierten Gesichtszügen dargestellt, ihre Kleidung – soweit erkennbar – ist schlicht und ohne komplizierten Faltenwurf. Christophorus, Johannes und Christus Salvator zeigen leicht ovale Gesichtszüge; die Farbigkeit ihrer Kleidung mit einer Mischung aus Rot und Grün sowie komplizierterem Faltenwurf unterscheidet sich von den zuvor genannten.
[34] Da in der Benennung des Freskos die Buchstaben „S. N“ oder „S. M“ erkennbar sind, handelt es sich hierbei eventuell um Bischof Nikolaus von Myra oder einen zeitgenössischen Passauer Bischof Manegold von Berg, der 1209 die Stadt Passau neu befestigen ließ.
[35] Dieses Fresko hebt sich von den restlichen ab, da es kleiner und ohne Rahmung gemalt ist. Es wirkt gerade aufgrund der Überlappung mit dem zuvor angesprochenen Zackenband additiv und ungeplant.
[37] Die Rahmung der drei Apostel ist farblich an die der anderen angepasst, hat jedoch eine eher kleeblattbogige Form und ist bei Andreas durch einen inneren Bogen mit weißlicher Füllung erweitert (vgl. S. 5). Die drei Gesichter erscheinen weitaus differenzierter als die der anderen Heiligen und lassen vor allem in ihrer seitlichen Neigung bereits Mehrdimensionalität erkennen.
[43] Brunnendorfer, Johann (Oberstadtbaurat Stadt Passau) an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege: Instandsetzung der Feste Oberhaus; hier: Georgskapelle, Passau 2.9.1964.
[46] Horn, Dr. A., Walther Bertram (Landeskonservatoren) des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege an Stadtoberbaurat Moritz, Stadt Passau: Passau, Oberhaus, St. Georgs-Kapelle, München 30.10.1964.
[51] Siehe Jahreszahl an der Südseite des Baus sowie Kronz 2014, S. 337.
[52] Durdik, Tomas: Die Kapellen böhmischer hochmittelalterlicher Burgen, in: Veröffentlichung der Deutschen Burgenvereinigung: Reihe B, Schriften; Bd. 3, Schock-Werner, Barbara (Hrsg.): Burg- und Schlosskapellen; Stuttgart 1995, S. 28.
[53] Ein Vergleich lässt sich auch mit der Argumentation von Stevens ziehen, der die Verbindung zwischen Kaisersaal und Empore der Oberkapelle in Nürnberg erklärt. Dabei stellt Stevens die Trennung der Zugänge der Kapelle für die Allgemeinheit und den Kaiser dar. Stevens, Ulrich: Burgkapellen. Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter, Darmstadt 2003, S. 419.
[60] Moritz, Hans Karl (Oberstadtbaurat Stadt Passau) an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege: Georgskapelle Passau-Oberhaus, 8.11.1965, Nr. 11411.
[63] Koopmann spricht genereller von einem spätmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Ansatz des Vorbaus unter flachem Pultdach, Koopmann 2017, S. 255.
[64] Wasner spricht von dem Anbau einer Sakristei, Wasner 1997, S. 11.
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Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Vergleich der beiden Pferdegeschirranhänger, die durch die Viewer zu erkennen sind. Dieser Vergleich ist dem Fakt geschuldet, dass die beiden Objekte am selben Standort gefunden wurden.
Zunächst erfolgt eine technische Dokumentation der RTI-Aufnahme des Pferdegeschirranhängers Nr. 74, dann ziehen wir einen Vergleich aus den beiden Objekten, bevor der Beitrag dann mit allgemeinen Informationen zum Thema Pferdegeschirranhänger endet.
A) Objekt / Gegenstand: Pferdegeschirranhänger Nr.74
Kurzbeschreibung:
Der Beitrag zeigt RTI-Aufnahmen eines Pferdegeschirranhängers aus Hofkirchen. Der Anhänger hat eine matte Oberfläche, ist rund und wird von einer Figur durchbrochen, die höchstwahrscheinlich einen Greif darstellt und sich selbst eindreht.
Historischer Kontext, Literaturangaben:
Stefan Krabath, Die hoch – und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen, Leidorf 2001.
Walcher Claudia, Berichte zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Wien 2000.
B) Aufnahme / Bildgewinnung Ort, Zeit, Personal: DH- Labor Passau, 25.07.2018, Sandra Holler, Julia Vollbrecht
Kamera: Canon EOS 100D
Objektiv: 55mm Zoomobjektiv
Aufnahmesituation: räumliches Umfeld, Lichtverhältnisse
abgedunkeltes Labor, Reprostativ mit Drehteller, inklusive LED-Lampe als Leuchtmittel
2 RTI-Referenz-Kugeln, 5mm
Belichtung: ISO 100 Brennweite: 55mm Blendenzahl: F11 Verschlusszeit: 3,2s
Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: automatisch Fokussierung: Autofokus Fernauslöser: Ja + Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility Vorgehen bei der Bildgewinnung: 5 Winkel mit jeweils 12 Speichen am Drehteller
C) Modellerstellung Verwendete Software, Version: RTI Builder Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 120 pro Seite
Beschreibung und Vergleich:
Die RTI – Aufnahme dieses ringförmigen Pferdegeschirranhängers aus Hilgartsberg zeigt ebenfalls einen Greif, der sich selbst eindreht und seinen eigenen Schwanz im Mund hat. Ein Greif ist ein Mischwesen, das in den meisten Fällen mit einem löwenartigen Körper, dem Kopf eines Raubvogels, Schnabel, spitzen Ohren und Flügeln dargestellt wird. Die bildliche Darstellung von Greifen war vor allem im Donauraum und Österreich verbreitet und diente dem Schutz des Trägers, da durch sie das Böse gebannt wurde.
Die beiden Pferdegeschirranhänger unterscheiden sich in ihrer Grundform. Während der obere eher rund ist und durch die figürliche Darstellung des Mischwesens unterbrochen wird (siehe Nr.1) , ist der untere eher ringförmig (siehe Nr.7).
Beim oberen Anhänger ist auch noch das zweilappige Scharnier vorhanden, das für die Befestigung an einem Riemen notwendig war; beim unteren kann man nur noch die Öse erkennen.
Aufgrund der Form kann man davon ausgehen, dass sie zeitlich zwischen dem 12. und dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts einzuordnen sind.
Trotzdessen ist die Tatsache interessant, dass die beiden Anhänger im gleichen Gebiet geborgen wurden. Man kann leider keine genauen Aussagen treffen, ob diese am gleichen Pferd befestigt waren, aber das gleiche Motiv, wenn auch in anderer Darstellung, zeigt wohl, wie wichtig es den Trägern war, sich vor dem Bösen zu schützen.
Pferdegeschirranhänger:
Definition: „Pferdegeschirranhänger sind Schmuckscheiben/Zierscheiben, die mittels einer Aufhängevorrichtung frei beweglich an unterschiedlichen Stellen des Zaumzeugs eines Pferdes befestigt waren; mitunter werden sie mit den Zaumbeschlägen hochmittelalterlicher Kandaren in Verbindung gebracht bzw. von ihnen unterschieden.“ (Walcher, 2000) Zum Teil können auch Hunde als Träger in Betracht gezogen werden. Bei kleinformatigen Anhängern ist es auch möglich, dass sie statt am Zaumzeug an der Tracht befestigt wurden.
Zeitliche Einordnung: Vermutlich gab es Pferdegeschirranhängern seit der Domestizierung des Pferdes, verschiedene Quellen bezeugen ihr Vorkommen vom 10. bis zum 15. Jahrhundert. Der Höhepunkt dürfte im 12. Jahrhundert gewesen sein.
Räumliche Eingrenzung: Funde deuten darauf hin, dass Pferdegeschirranhänger vor allem im Gebiet von Frankreich bis nach Mitteleuropa verbreitet waren.
Funktion: Diese Art von Anhängern diente vor allem dem Zweck, die Pferde zu schmücken, und damit seinen gehobenen sozialen Stand zu zeigen. Dies wird dadurch bestätigt, dass die Anhänger vor allem in Zentren geistlicher und weltlicher Macht gefunden wurden. Dadurch, dass Metall als Rohstoff mit hohen personalen und technischem Aufwand verbunden war, waren die Anhänger sehr teuer und rar.
Aussehen: Grundsätzlich hängt der Anhänger frei an einer Scharnierachse, die in der Regel im rechten Winkel zur Schauseite orientiert wurde; bei einigen getriebenen Stücken wurde ein Fortsatz des Anhängers auch zur Öse nach hinten umgelegt. In der Regel greift die senkrecht zur Schauseite stehende Öse der Anhänger in ein zweilappiges Scharnier mit unterschiedlich gestaltetem Beschlag zur Befestigung an einem Riemen Oftmals wurden Vögel, Löwen, Panther und Mischwesen als Motive verwendet; Vorbild waren wahrscheinlich Figuren auf romanischen Kapitellen.
Herstellungsweise: Die auf unterschiedlichster Weise gestalteten Pferdegeschirranhänger bestehen in fast allen Fällen aus Edel- oder Buntmetall. Teilweise wurden ihre Oberflächen vergoldet. Sie wurden gegossen oder ausgeschnitten, durch einen Stichel und/oder eine Punze konnte man die Details bearbeiten.
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A. Objektbeschreibung und Kontextualisierung
Das Objekt (Fundatalog-Nr. 47f) mit den Maßen 5 x 0,8 cm besteht aus Buntmetall. Die Oberfläche glänzt metallisch, weißt jedoch auch Alterungserscheinungen wie matte Verfärbungen auf. Es wurde während den Ausgrabungen der Kreisarchäologie Passau von 2005-2008 auf der Burgruine Hilgartsberg gefunden.
Es handelt sich hierbei um einen langen, rechteckigen Beschlag eines mittelalterlichen Gürtels. Diese Form zählt zu den häufigsten Beschlagsformen[1] und wurde meist für Verzierungen genutzt, z. B. in Form von Wappendarstellungen, Gravierungen, Durchbruchmotive und Reliefdarstellungen (häufig florale und figürliche Motive wie Menschen, Pflanzen, Tiere und Fabelwesen oder ornamentale Muster).[2]
Die verzierte Schauseite des Objekts wird durch eine mittige Buckelreihe in zwei Bereiche getrennt. Auf der linken, längeren Seite sind zwei lange waagrechte und rechteckige Vertiefungen zu erkennen. Zwischen ihnen und der Buckelreihe sind zwei kreisrunde Vertiefungen zu sehen, wobei eine mit einem Durchbruch beschädigt ist. In diesen zwei Mulden waren ursprünglich vielleicht Perlen oder Schmucksteine als Zierde befestigt. Das Ende der linken Seite ist beschädigt, jedoch lassen sich noch zwei herausragende Stifte erkennen, welche möglicherweise die Beschlagslaschen waren, an denen die Gürtelschnalle befestigt war (vgl. Skizzen).
Vor dem linken Rand des Objekts ist noch ein Nietenloch zuerkennen, dass auf selber Höhe auch auf der gegenüberliegenden, rechten Seite zu beobachten ist. Auf der rechten Seite ist eine reliefartige, ornamentale Verzierung zu erkennen (zwei Bögen, die jeweils in hackenförmigen Verdickungen enden), die jedoch nicht näher bestimmt werden konnte (möglicherweise handelt es sich um ein Blattmotiv o. ä.). Im Zuge der Recherche wurden leider auch keine anderen, vergleichbaren Verzierungen auf Beschlägen gefunden. Die Fläche des Reliefs wird durch eine rechteckige, rahmenartige Linienzier begrenzt.
An der unteren Seite des Objekts ist der aufgebogene Rand des Beschlags zu sehen. Ursprünglich war dieser nach hinten gebogen, um die Riemenkanten zu umfassen.[3] Am rechten Rand des Objekts sind noch sechs kleine Einkerbungen zu beobachten.
Da keine Informationen über das Material des Objekts vorhanden sind, lässt sich nur durch die ornamentale Verzierung schließen, dass der Gürtel wohl eher von einer wohlhabenderen Person getragen wurde, da es laut mittelalterlichen Kleiderordnungen ärmeren Klassen verboten war, schmuckvolle Gürtel zu tragen, die ihrem niederen Stand nicht entsprochen hätten.[4] Jedoch gab es häufig auch Verstöße gegen die Kleiderordnungen durch gesellschaftliche Aufsteiger, die ihren Wohlstand ebenso präsentieren wollten, wie die oberen Schichten.[5]
Aufgrund der schmalen Gestalt des Beschlags kann der Gürtel in den Zeitraum um 1200 [6] bis etwa 1450 datiert werden, da ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts besonders breite Gürtel in die Mode kamen[7] oder aber die schmalen Gürtel eher mit renaissanceartigen Elementen verziert waren.[8] Für eine Datierung in das 14. Jahrhundert spricht auch, dass die überlangen, schmalen Gürtel damals mit einem reichen Zierbesatz ausgestattet waren, wobei das „Dekor und [die] Verklammerung der Beschläge […] eine starke Beeinflussung aus der gotischen Architektur”[9] aufweisen, wie es bei ebenfalls in Hilgartsberg gefundenen Zierbeschlägen der Fall ist (vgl. Objekt 47g mit Vierpass-Verzierungen).
Warum dieser Zierbeschlag in Hilgartsberg geblieben ist und bei Grabungen gefunden werden konnte, lässt sich nur spekulieren. Die kriegerische Auseinandersetzung (1356-1359) zwischen Herzog Albrecht von Niederbayern und dem Burgpfleger Ecker von Eck, die mit einer Belagerung und Einnahme (wahrscheinlich auch Plünderung) der Burg endete, kann jedoch nicht zur Datierung beitragen, da die Burganlage danach weiterhin in Benutzung war.[10] Wahrscheinlicher ist, dass der Zierbesatz im Alltagsgeschehen von dem Gürtel abgefallen und verloren gegangen ist oder aber dass, dieser Zierbesatz weggeschmissen wurde, da er kaputt gegangen ist und damit unbrauchbar war.
Der mittelalterliche Gürtel und sein Besatz
Da es sich bei dem Objekt um den Bestandteil eines mittelalterlichen Gürtels handelt, soll dieser und sein Besatz nun näher untersucht werden.
Seit jeher wurde der Gürtel dazu verwendet, den Halt der Kleidung am Körper zu unterstützen. Im Mittelalter diente er außerdem der Befestigung verschiedener Gegenstände, wie bspw. Taschen oder andere Utensilien.[11]
Zugleich war er jedoch ein Schmuckstück und konnte Demonstrationszwecken dienen.[12] Vor allem ab dem 14. Jahrhundert, als extrem körperbetonte Mode getragen wurde, bedurfte es der ursprünglichen „Gewandraffer”-Funktion des Gürtels nicht mehr, sodass dieser lediglich als Accessoire getragen wurde.[13]
Der mittelalterliche Gürtel bestand aus einem Riemen aus Leder oder anderem textilem Material, wobei vor allem die Ledergürtel mit Metallbeschlägen in verschiedenster Form verziert waren.[14] Über das Aussehen mittelalterlicher Gürtel geben vor allem gotische Malereien und Skulpturen ab dem 13. Jahrhundert Auskunft.[15]
Die Zierde eines Gürtels wird auch als Gürtelbesatz bezeichnet, wobei darunter all jenes fällt, das auf dem Gürtel befestigt wurde oder an ihm hängt, wie beispielsweise Edelsteine, Edelmetalle in Form von Schmuckornamenten, Ziernägel, Fransen, Quasten, Bommel oder Schellen.[16]
Der Gürtelbesatz war jedoch nicht nur Dekoration, sondern hatten meist auch eine praktische Funktion: Metallbeschläge sollten die Stabilität des Riemens unterstützen, Ziernägel haben den Riemen oder die Borte mit den Zierbeschlägen verbunden, Bortenstecker (siehe Abb.) sorgten dafür, dass die Borte sich an den oberen und unteren Ecken nicht zusammenrollte und Lochschützer verhinderten das Einreißen der Löcher, durch welche der Dorn der Gürtelschnalle geführt wurde.[17]
Da der Gürtel aus unterschiedlichen Materialien bestand, waren bei seiner Herstellung mehrere Berufsgruppen beteiligt.[18] Darunter fallen u. a. die Riemenschneider, die Bortenwirker, der Gürtler (der den Gürtel näht und beschlägt) und die Schnallenmacher.[19]
[1] Ditmar-Trauth, Gösta: Fibel- und Gürtelmode der Hochgotik, Wald-Michelbach 2000, S. 43.
[2] Ditmar-Trauth 2000, S. 43 und Schopphoff 2009, S. 52.
[3] Vgl. Beschreibung bei Heynowski 2017, S. 153, Objekt 3.1.
[9] Loschek, Ingrid: Accessoires. Symbolik und Geschichte, München 1993, S. 63.
[10] Vgl. Fingerlin, Ilse: Gürtel des hohen und späten Mittelalters, München, Berlin 1971 (Kunstwissenschaftliche Studien, Band XLVI), S. 18.
[11] Heynowski, Ronald: Gürtel. Erkennen, bestimmen, beschreiben, Berlin, München 2017 (Bestimmungsbuch Archäologie 5), S. 11.
[12] Heynowski 2017, S. 11. Dem Gürtel wurde außerdem eine symbolische Funktion zugesprochen. Von Männern getragen, war er stets ein Zeichen der Kraft und Unbesiegbarkeit, sodass beispielsweise der sprachliche Ausdruck „sich gürten” als „sich für den Kampf bereit machen” verstanden wird. Der Gürtel bei Frauen wurde hingegen als Symbol ihrer Tugendhaftigkeit und Keuschheit verstanden. Siehe Heynowski 2017, S. 11. Für eine ausführliche Darlegung der Gürtel-Symbolik u. a. im Bereich der Eheschließung und als Liebespfand, als militärisches Rangabzeichen und im christlichen Kontext siehe Schopphoff, Claudia: Der Gürtel. Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und Mittelalter, Weimar, Wien 2009 (Pictura et Poesis. Interdisziplinäre Studien zum Verhältnis von Literatur und Kunst, Band 27).
[13] Schopphoff, Claudia: Der Gürtel. Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und Mittelalter, Weimar, Wien 2009 (Pictura et Poesis. Interdisziplinäre Studien zum Verhältnis von Literatur und Kunst, Band 27), S. 10.
[14] Ditmar-Trauth, Gösta: Alltag und Sachkultur des Mittelalters in Bildquellen von 800 bis zum Anfang des 14. Jh., Münster 2006, S. 484.
Die Aufnahmen wurden am 18.07.2018 in dem Digitalisierungslabor des Lehrstuhls Digital Humanities der Universität Passau gemacht. Das Labor wurde für die Aufnahmen abgedunkelt, sodass es lediglich einen leichten Einfall von Tageslicht gab.
C. Equipment
Folgende Gegenstände wurden für die Digitalisierung des Objekts verwendet:
Kamera EOS 100D
Festbrennweitenobjektiv 100mm
Reprostativ (Abstand zwischen Kamera-Objekt: etwa 50cm)
Drehteller mit LED-Leuchte
2x RTI-Kugel (5mm)
PC mit Software Canon Utility zur Kamerabedienung per Fernauslöser
Verbindungskabel (PC-Kamera)
D. Aufnahmen
Die Aufnahmen wurden mit folgenden Kameraeinstellungen angefertigt:
Modus: Fernauslöser, Autofokus
Weißabgleich: automatisch
Blende: F/14, Brennweite: 100cm
ISO 100, Belichtungszeit: 3,2 sek.
Auflösung: 3456 x 5184 Pixel
Speicherformat: jpeg
Für die Bildgewinnung wurde ein Reprostativ verwendet, an welchem die Kamera befestigt wurde. Das Festbrennweiten-Objektiv war hierbei auf das Objekt gerichtet, dass in der Mitte eines Drehtellers, zusammen mit zwei RTI-Kugeln, platziert war. An dem Drehteller ist ein Arm befestigt mit dessen Hilfe die vertikale Lichtposition der LED-Taschenlampe auf 5 Winkel (60°- 50°-40°-30°-20°) verstellt werden konnte. Für jeden Winkel wurde der Arm in 10° Schritten um den Drehteller bewegt, sodass das Objekt aus 12 verschiedenen, horizontalen Lichtpositionen (‚Speichen‘) fotografiert wurde. Schlussendlich ergaben sich hierbei 60 Aufnahmen des Objekts.
E. Modellerstellung
Für die Modellerstellung mit der Software „RTI-Builder” wurden die Bilder nicht nachbearbeitet.
Um das Modell zu erstellen wurde im RTI-Builder zunächst ein neues Projekt gestartet und die Fotos des Objektes (gespeichert in einem Ordner mit der Bezeichnung „jpeg-expots”) in die Software hochgeladen.
Im nächsten Arbeitsschritt wurden die beiden RTI-Kugeln jeweils mit dem Befehlen ‚add area‘ und ‚detect spheres‘ ausgewählt und im Folgenden mit ‚highlight detection‘ die Lichtpunkte auf den RTI-Kugeln bestimmt.
Im Anschluss wurden die Bilder mit dem Befehl ‚use crop‘ so zugeschnitten, dass nur noch das Objekt zu sehen war.
Bestätigt wird die Bildauswahl mit ‚execute‘, woraufhin die Software beginnt das Modell zu berechnen. Es erscheint die Nachricht ‚Fitting completet‘ und das fertige Projekt kann nun mit dem RTI-Viewer geöffnet werden.
Es ergab sich jedoch zunächst folgendes Problem: Anfangs erschien nach dem letzten Arbeitsschritt die Fehlermeldung ‚Improper call to JPEG library in state 2000‘ (Abb.) und das Modell konnte nicht fertiggestellt werden. Grund hierfür war vermutlich, dass die Fotos zu oft auf dem PC hin und hergeschoben wurden, denn das Problem wurde gelöst, indem dem Programm die originalen Fotodateien direkt vom USB-Stick (ursprünglicher Speicherort) zugespeist wurden. Die Software konnte das Modell danach ohne Probleme fertig stellen.
F. Fazit
Mit Hilfe des RTI-Modells kann man die Verzierungen des Objekts wesentlich besser erkennen, denn der zweite ornamentale Bogen war mit bloßem Auge kaum zu sehen.
Ein allgemeiner Vorteil von RTI-Modellen ist, dass durch die online Veröffentlichung dieses Objekt, nun jeder eine Zugriffsmöglichkeit auf dieses hat. Es besteht also keine Notwendigkeit mehr für Forschungszwecke an den Ort zu reisen, an dem das Objekt aufbewahrt wird.
G. Literaturverzeichnis
Ditmar-Trauth, Gösta: Fibel- und Gürtelmode der Hochgotik, Wald-Michelbach 2000.
Ditmar-Trauth, Gösta: Alltag und Sachkultur des Mittelalters in Bildquellen von 800 bis zum Anfang des 14. Jh., Münster 2006.
Fingerlin, Ilse: Gürtel des hohen und späten Mittelalters, München, Berlin 1971 (Kunstwissenschaftliche Studien, Band XLVI),
Loschek, Ingrid: Accessoires. Symbolik und Geschichte, München 1993.
Lungershausen, Axel: Buntmetallfunde und Handwerksrelikte des Mittelalters und der frühen Neuzeit aus archäologischen Untersuchungen in Braunschweig, Rahswn/Westf. 2004 (Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens, Band 34).
Schopphoff, Claudia: Der Gürtel. Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und Mittelalter, Weimar, Wien 2009 (Pictura et Poesis. Interdisziplinäre Studien zum Verhältnis von Literatur und Kunst, Band 27).
Nächstes Wochenende liegt der Fokus auf Einzel-Objekten. Auch dazu hat es bei den ersten Versuchen heute Schwierigkeiten gegeben, doch der letztze Anlauf auf eine „Dom-Kröte“ aka Portal-Löwe (Dom zu Passau?) hat dann doch noch funktioniert:
mehr hoffentlich demnächst!
PS: wir / ihr verpasst übrigens gerade den Holländer im Innenhof der Burg – bei passender Wetterstimmung!
Viewer 1 zeigt den ersten Aufnahmeversuch mittels Freihand-Methode ohne Drehteller
Viewer 2 zeigt das Ergebnis des zweiten Aufnahmedurchlaufs an der Drehtellerstation nach erprobtem Aufnahmeschema (Tabelle).
A) Objekt / Gegenstand: Zierbeschlag 12 a, b
Kurzbeschreibung:
Der Beitrag zeigt RTI-Aufnahmen eines Zierbeschlags aus Julbach. Das Objekt ist zu 5 x 2 cm groß und wiegt 6,57 Gramm. Die Metallschnalle ist geprägt mit einem Zick-Zack Muster umlaufend an den Rändern mit vier angedeuteten Nagelköpfen. Das zweite Teil war vermutlich flexibel an der Rückseite befestigt, zur leichteren Handhabung (Einfädeln des Gurts). Vergleichbares Objekt unter diesem Link: https://vehi-mercatus.de/Endbeschlag-15-Jahrhundert-Fuer-Riemen-bis-18mm-Breite
Aufnahmesituation: räumliches Umfeld, Lichtverhältnisse
abgedunkeltes Labor, Reprostativ mit Drehteller, inklusive LED-Lampe als Leuchtmittel, 1 RTI-Referenz-Kugel, 10 mm
Kameraeinstellungen: Kameramodus: Autofokus
Abstand der Kamera: 23 cm
Datenformat: JPEG Auflösung: 72 dpi / 5184 x 3456 Pixel
Belichtung: ISO 100 Brennweite: 55 Blendenzahl: F11
Verschlusszeit: 2s
Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: Multispot, automatisch Fokussierung: Autofokus Fernauslöser: Ja + Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility Vorgehen bei der Bildgewinnung: 5 Winkel mit jeweils 12 Speichen am Drehteller, (20°-60°).
C) Modellerstellung Verwendete Software, Version: RTI Builder Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 60
Keine Nachbearbeitung der Bilder.
Keine Nachjustierung während des Erstellens in der Software.
A) Objekt / Gegenstand: Münze Nr.6b– Händlein-Heller
Kurzbeschreibung:
Der Beitrag zeigt RTI-Aufnahmen einer Silbermünze aus Julbach. Die Münze hat eine matte Oberfläche mit reliefartigen Erhöhungen und wiegt 0,54 Gramm. Auf der Vorderseite kann man eine Hand erkennen mit Punkten unter Ring- und Mittelfinger als Emissionszeichen. Die Rückseite dagegen zeigt ein Kreuz in Linienkreis mit gegabelten Enden; in den Kreuzgabeln finden sich Kugeln.
Historischer Kontext, Literaturangaben:
Die Münze stammt aus Schwäbisch Hall (Stadt als Prägeherr), zu Anfang des 14. Jahrhunderts.
Mehr Information: Albert Raff, Die Münzen und Medaillen der Stadt Schwäbisch Hall, Freiburg im Breisgau 1986
B) Aufnahme / Bildgewinnung Ort, Zeit, Personal: Kulturgut-Seminar, Labor Passau, 30.05.2018, Julia Vollbrecht, Sandra Holler, Rebecca Cischek
Kamera: Canon EOS 100D
Objektiv: 100mm Festbrennweitenobjektiv
Aufnahmesituation: räumliches Umfeld, Lichtverhältnisse
abgedunkeltes Labor, Reprostativ mit Drehteller, inklusive LED-Lampe als Leuchtmittel
2 RTI-Referenz-Kugeln, 5mm
Belichtung: ISO 100 Brennweite: 100 Blendenzahl: F14 Verschlusszeit: 3,2s
Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: automatisch Fokussierung: Autofokus Fernauslöser: Ja + Steuerung via PC / Software, hier Canon Utility Vorgehen bei der Bildgewinnung: 5 Winkel mit jeweils 12 Speichen am Drehteller
C) Modellerstellung Verwendete Software, Version: RTI Builder Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 120 pro Seite
Es handelt sich bei dem fotografierten Objekt um eine Münze von dem Fundort Hilgartsberg. Im Fundkatalog wird sie unter Nr. 85 als Silberdenar (Aquileia 1277) aus vergoldetem Silber geführt. Der genaue Fundort der Münze ist der Zwinger. Die Münze hat einen Durchmesser von etwa 2,1cm. Der Rand ist ungleichmäßig, die Oberfläche des Fundstücks ist matt. Auf der Rückseite der Münze kann man einen Adler und einen Schriftzug erkennen, welcher leider nicht entziffert werden konnte. Die Vorderseite der Münze zeigt Maria mit Kind. Die Münze ist gut erhalten bis auf eine Absplitterung am Rand links unten.
Bereits im 10. Jahrhundert wurde der Standort der Burg Hilgartberg für den Erbau einer Fliehburg zum Schutz vor den Magyaren (Ungarn) genutzt. Urkundlich ist zu dieser Burg nichts überliefert, jedoch geht man davon aus, dass sie auf herzoglichem Grund erbaut wurde und nach der Jahrtausendwende an das Hochstift Bamberg, eine Gründung Kaiser Heinrich II. (1002-1024), überging.
Ezili de Hilkerrichesperch, ein Vasall der Bamberger Bischöfe, erbaute wohl die Nachbarsburg Hilgartsberg im 12. Jh. und nahm dabei den zum Flusstal hin exponierten Teil des Areals der Ungarnschutzburg ein. Auf ihn geht vermutlich der Name Hilkersberg (im Volksmund) oder Hilgartsberg zurück. Im Folgenden wird ein tabellarischer Überblick über die Lehnsträger der Burg gegeben:
HERRSCHAFT ÜBER DIE BURG HILGARTSBERG
11. Jh. – 1188
Grafen von Sulzbach
Hochstift Bamberg
1188 – 1200
Staufer
1200 – 1248
Grafen von Ortenburg
1248 – 1531
Wittelsbacher
Anfangs als Lehensträger Bambergs, dann als Eigentümer
1531 – 1593
Herren von Weißenfeld
landesherrliche Lehensträger
1594 – 1616
Herren von Pollweil
1621 – 1822
Grafen Fugger – Gött
Unter Fugger wurde die Burg zu einem repräsentativen Schloss umgebaut und ein 493 Seiten umfassendes Grundbuch erstellt, das erstmals eine eingehende Beschreibung über das Schloss liefert. Darin heißt es, dass das Schloss insgesamt 49 Zimmer und Kammern, vier Küchen, drei Keller, und drei Verliese auf vier Stockwerken hatte. Der Innenhof war so großzügig angelegt, dass darin ein Sechsspänner wenden konnte. Ebenfalls der Schlossanlage zugehörig waren unter anderem ein Waschhaus, eine Viehstallung, eine Waffenkammer (oder eine Fischkammer), zwei Getreidekasten, die Wohnungen des Torwarts und des Gerichtsschreibers, ein Turm, drei Tore hintereinander, eine Kapelle, eine Taverne und ein Burggasthaus an deren Stelle 1829-1967 die Volksschule untergebracht war. Außerdem gab es einen Garten von welchem ein Viertel als Irrgarten angelegt war.
Eine jüngere Beschreibung des Schlosses von Michael Wening Anfang des 18. Jahrhunderts zählt nur noch 28 Räume, was mit dem Schlossbrand von 1626 in Zusammenhang stehen mag. Der Niedergang der Burg geschah im Österreichischen Erbfolgekrieg als der österreichisch-ungarische Oberstleutnant Graf Gorani am 11. November 1742 die kurbayrische Truppen beherbergende Burg einschließen und bombadieren lies. Erhalten blieben dabei die Kanzlei im unteren Stock, die Kapelle, der Wachtturm, der Bergfried, der Stadel und die Stallungen. Seit dieser Zeit blieb das Schloss jedoch eine Ruine. 1822 verkaufte Graf Joseph Sebastian Eligius die Herrschaft für 120000 Gulden an den bayerischen Staat, was jedoch die Schlossgebäude selbst nicht einschloss. Diese wurden in einer öffentlichen Ausschreibung von Florian Koch und Philipp von Mühldorfer erworben um schließlich 1838 ebenso in Staatseigentum überzugehen und unter Denkmalschutz genommen zu werden.
Hans Eckmiller beschreibt Hilgartsberg als Ort von Mythen und Geschichten. So sind zum Beispiel manchmal die Stimmen klagender Kaufleute zu hören, die einen Hungertod erleiden mussten nachdem sie, wie es häufig vorkam, von den Hilgartsbergern überfallen und geplündert worden waren. Oder die drei Burgfräulein, die am Brunnen spuken da sie vor mehreren Jahrhunderten hinuntergestürzt worden waren. Auch das feurigleuchtende Skelett des letzten Grafen, das sich in der Mauer über dem Verließ abzeichnet, nachdem dieser von Trenk´s Panduren hier eingemauert worden war, ist manchmal zu erkennen. Besonders wenn der Wind geht sind das Klirren von Sporen, das Stampfen von Rossen, das Treiben geharnischter Gestalten zwischen den Trümmern des umgestürzten Turmes, das Rauschen der Fichten, das Fallen von Steinen des Gemäuers in der Nische des Burgfrieds zu vernehmen und eine Eule mit feuerroten Augen tut das Ihre zum übrigen Geschehen.
B) Aufnahmeprozess:
Die Aufnahmen wurden am Labor für Kulturgutdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau (Raum: HK 14d, Raum 204) am 06.02.2018 um 12:30 Uhr erstellt. Anwesend waren Monika Schropp und Sebastian Gassner.
Equipment:
Kamera: Canon EOS 100 D
Objektiv: 50mm Festbrennweite
Entfernung vom Objekt: ca. 31cm (Stativ)
Aufnahmemethode: Drehteller mit Beleuchtungsarm, Reprostation mit Stativ, Kamera im 90° Winkel über dem Objekt
Licht: abgedunkelter Innenraum, keine weitere Beleuchtung
Kameramodus: Autofokus
Dateiformat: jpeg
Blendenzahl: F18
Belichtungszeit: 3‘ 2‘‘
ISO: 100
Referenzkugel: eine Kugel mit 5mm Durchmesser
Fernauslöser, Verbindung von Kamera und PC durch USB-Kabel, Software: Canon Utility
Aufnahmen:
Vier Ebenen → 20°, 30°, 40°, 50°
Pro Ebene: 12 Aufnahmen in 30° Schritten, Startpunkte sind abwechselnd bei 10° bzw. 15°
Vorder- und Rückseite jeweils in einem Durchlauf
Gesamtzahl von 96 Bildern
Keine Detailaufnahmen
C) Modellerstellung
Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 48
Bei dem fotografierten Fundstück handelt es sich um einen Engelskopf mit Flügeln und gelocktem Haar. Das Objekt ist aus Terrakotta und stammt vom Fundort Neuburg am Inn. In der Breite fasst der Kopf mitsamt Flügeln 22,5 cm, die Länge beträgt 24,5 cm und auf die flache Seite gelegt ist die Figur 11,5 cm hoch.
Schloss Neuburg am Inn wurde im 11. Jahrhundert von einer Formbacher Grafenfamilie gegründet, die ihren Herrschaftssitz als Höhenburg, um sich symbolisch wie auch physisch über die Untertanen zu erheben, errichten ließen. Bis 1803 war die Neuburg Herrschaftsmittelpunkt der Grafschaft Neuburg, die, sich seit 1310 in Habsburger Besitz befindend, österreichischem Herrschaftsgebiet angehörte. Über die Jahrhunderte hinweg wurden an der Burg mehrere Umbauvorgänge durchgeführt welche beispielweise eine Verstärkung der Wehrhaftigkeit oder Machtdemonstration zum Zwecke hatten. Durch die schnelle Entwicklung der Kriegstechnik und das Auftauchen von Feuerwaffen verlor die Neuburg im 15. Jahrhundert weitgehend ihre Wehr- und Schutzfunktion.
Um das Jahr 1530 begann Graf Niklas III. (1503-1550) von Salm die Burg mittels umfassender Umbauarbeiten durch Wolf Huber (ca. 1485-1553) in ein Renaissanceschloss zu verwandeln. Eine zentrale Rolle spielte hierbei der Garten als Ort der Muße aber auch zu Repräsentationszwecken. Weiterhin große Bedeutung kommt den Terrakotta-Ornamenten zu, die einerseits zeit- und kostengünstig herzustellen waren, andererseits durch ihre Raffinesse in ihrer Funktion der Demonstration eines neuen Lebensstils, Großartigkeit und Ruhm ihre volle Wirkung zeigten. Durch die Änderungen verlor die Burg an militärischer Bedeutung um jedoch an Prestige zu gewinnen. Die Neuburg wurde architektonischer Vorreiter zahlreicher ähnlicher Schlossbauten.
Das Engelsköpfchen war zum Zwecke der Dekoration als Konsole unter den Rippensätzen angebracht. Die Vermutung legt nahe, dass das Fundstück aus der oben genannten Umgestaltungsphase unter Graf Niklas III. stammt, genaueres ist jedoch nicht bekannt.
B) Aufnahmeprozess
Ort, Zeit, Personal: Die Aufnahmen wurden im Labor für Kulturgutdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau (Raum 204 HK14d) am 07.03.2018 um circa 10.00 Uhr gemacht. Anwesend waren die Teilnehmer des Seminars sowie Magdalena März und Sebastian Gassner.
Equipment und Einstellungen:
Kamera: Canon EOS 100D
Objektiv: 100mm Festbrennweite
Modus: Autofokus
Blende: F32; ISO: 100 Belichtungszeit: 2 Sekunden
Fernauslöser, USB-Verbindung zwischen Kamera und PC
Aufnahmemethode: Drehteller und Stativ
Aufbau: Innenraum, abgedunkelt; zwei LED-Panels ca. 40cm links und rechts des Objekts, eine Softbox-Studioleuchte, die das Objekt von oben beleuchtet hat
einzige Lichtquelle abgesehen von Schirm- und LED-Lampen: Beleuchtung des Drehtellerarms für RTI-Aufnahmen am anderen Ende des Raums
Plastikring zur Stabilisierung des Objekts
Dateiformat: JPEG
Aufnahmen:
Dies ist der zweite Versuch den Engelskopf zu fotografieren, der erste Versuch wurde in Neuburg unternommen. Insgesamt wurden von Ober- und Unterseite insgesamt 255 Aufnahmen auf 7 Ebenen und einigen wenigen Detailaufnahmen gemacht. Es wurden so viele Aufnahmen gemacht, da die Software beim ersten Versuch die Kamera immer an die gleiche Position gesetzt hat und somit kein Modell erstellen konnte. Die Vermutung war, dass es zu geringe Überschneidungsbereiche zwischen den Bildern gab was dazu führte, dass sich die Softaware nicht orientieren konnte.
C) Modellerstellung
Die Bilder wurden ohne weitere Bearbeitung direkt von dem Programm Agisoft PhotoScan Professional (64 bit) Version 1.3.2 verarbeitet. Die Software gibt eine bestimmte Reihenfolge an Arbeitsschritten vor, welche nacheinander durchgeführt wurden. Die Bilder-Sets von Vorder- und Rückseite wurden hierbei zunächst separat behandelt, in einem weiteren Schritt wurden die beiden Chunks zusammengefügt. Auch nach der Erstellung des Modells wurden keine weiteren Bearbeitungsmaßnahmen vorgenommen, abgesehen von dem Entfernen überflüssiger Bildpunkte in der Punktewolke, die nicht zu den Objekt selbst gehörten.
Das Modell wurde am Rechner im Labor für Kulturgutdigitalisierung des Lehrstuhls für Digital Humanities berechnet für den folgende Daten gelten: Rechnerkonfiguration: Intel Core2 Quad CPU / 4x 2.8GHz, Arbeitsspeicher: 8,00 GB, Windows 7 Pro/64Bit, Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 750Ti mit 2048MB Speicher.