Archiv der Kategorie: Digitalisierung

Die Taschensonnenuhr aus Hilgartsberg – Travelling through Space and Time à la Peuerbach. Teil I : Intro

Die Taschensonnenuhr vom Fundort Hilgartsberg  ist ein vielfältiger Weise  außergewöhnliches Objekt, das eine über die ‚bloße‘ Digitalisierung (im Sinne einer Wiedergabe) hinausgehende Bearbeitung verdient und Potential für ein ganzes Projekt bietet.

Daher wird die Objektanalyse im Rahmen dieses Blogs in mehrere Teile (I, II, …) gegliedert.

Es handelt es sich um eine spätmittelalterliche Reise- bzw. Taschensonnenuhr, genauer um den Stundenring einer solchen, vergleichbar mit dem Ziffernblatt einer (modernen) Armband- oder Taschenuhr, von ca. 4,2 cm Durchmesser. Es vereinen sich in der Analyse dieses Objekts diverse Bereiche: zunächst, was die technische Seite bzw. Digitalisierung angeht, lassen sich am Objekt optimal die Vorzüge der RTI-Methode demonstrieren:

Für interaktive Lichtsimulation und Vergrößerung bitte zunächst auf die Glühbirne klicken, dann kann mit dem Mauszeiger der Lichteinfall verändert werden; zoomen mit den +/- Zeichen am Rand.

In der RTI -Datei wird die Oberflächenbearbeitung bzw. Beschriftung um vieles besser ablesbar, als mit bloßem Auge oder mithilfe eines Mikroskops, Lupe o.ä.. Feinste Berabeitungsspuren werden sichtbar, die wiederum Hinweise auf Benutzung und Herstellungsprozess geben.

Screenshots aus dem RTI-Viewer im Modus ‚Normals‘

Weiterhin bietet sich ein Methodenvergleich an, d.h. hier eine Gegenüberstellung des 2,5-D – RTI-Digitalisats zu einem vollplastischen 3D-Modell. Letzteres wiederum ruft den Gedanken wach, aufbauend auf einem 3D-Modell ein Funktionsmodell der Sonnenuhr zu erstellen, das in mit Hilfe eines Grafik-Programms  die Funktiosweise der Uhr räumlich und in Bewegung visualisiert.

Inspiration hierzu lieferte ein  Visualiserungs- und Rekonstruktionsprojekt zur Digitalisierung der Materialität mittelalterlicher Objekte auf https://mittelalter.hypotheses.org/ , wo mittels einer Rekonstruktion eines Astrolabiums  in der Opensource 3D-Software Blender auf Basis einer Zeichung in einem Manuskript des 12. Jh den Fragen nach Konstruktion und Nutzung des Geräts auf den Grund gegangen wurde.

Astrolabium (astronomisches Instrument das den sich drehenden Himmel nachstelllen lässt)                                                                                                                                                                                Quelle: Wikimedia Commons; Urheber : Jacopo Koushan (User:Jacopo188), Photograph by Masoud Safarniya (User:M.safarniya)
Astrolabium (hier: rete ) in einer Handschrift des 12. Jahrhunderts, ÖNB Wien, Cod. 12600, fol. 21r, Ausschnitt (ÖNB Wien, Lizenz CC0)
Screenshot der Bearbeitung des Modells in Blender (Michael Schonhardt, Lizenz: CC BY-SA 3.0 )

 

Video mit der Rekonstruktion im Rahmen der Ausstellung „Geheimnis – Herrschaft – Wissen: Forscherdrang hessischer Landgrafen.“ 2017,  Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt. (Michael Schonhardt, Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Schon nach diesem kurzen Überblick lässt sich festhalten: Harry Potters Timeturner kann einpacken  – denn die ‚Zeitreise‘,  die die Hilgartsberger Taschensonnenuhr ermöglicht, hat einen großen Vorteil: Sie ist echt, denn das Objekt existiert tatsächlich 😉

Die Zeit, in die man mit der Hilgartsberger Taschensonnenuhr reist, ist die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts – eine außerordentlich spannende, dichte und vielschichtige Zeit, die zu fassen nach wie vor Schwierigkeiten bereitet: Renaissance? Mittelater? weder noch? Insgesamt spricht das umso mehr für das Potential das in der Erforschung dieser Zeit steckt, und hierein passt die Hilgartsbrger Sonnenuhr ideal. Zu den Details, zunächst einer genauen Objektbeschreibung, Datierungsvorschlag und höchst interessanten Vergleichsobjekten,  mehr im nächsten Beitrags – Teil II.

 

Photogrammetrie – Aufnahme und Dokumentation Terrakotta-Büste aus Schloss Neuburg am Inn, Kat. Nr. 255

A) Objekt, Kurzbeschreibung und Kontext

Büste von Unbekannt
Material:  Terrakotta
Maße: ca. 60 cm (Gesamthöhe) x 35 cm (Schulterbreite)
Datierung: 17. Jh.

Die Büste weist einige Schäden an der Oberfläche auf. Vom rechten Auge abwärts zieht sich ein Riss die gesamte Nasenlänge bis zum Nasenflügel hinunter. Zwischen den Augenbrauen und am Kinn ist je ein größeres an der Nasenspitze ein kleineres Stück Ton abgesprungen. Auch am Lorbeerkranz sind ein paar Blätter abgebrochen. Über die gesamte Figur verteilt finden sich noch weitere kleinere Risse und Sprünge.

Über den Kontext der Figur ist nur wenig bekannt. Groeschel (vgl. 1924: 104) verzeichnet die Büste in der 20. Ausgabe der Monatsschrift des bayerischen Landesvereins für Heimatschutz. Darin datiert er sie auf das 17. Jahrhundert und bezeichnet sie zudem als eine „Phantasiebüste“. Sie würde damit keine reale historische Persönlichkeit darstellen. Passend zur Datierung der Büste scheint sie in der Tradition der Antikenrezeption der Renaissance zu stehen. Die Spätphase dieser Epoche reichte bis in die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts hinein (vgl. Landfester 2014: XI). Die epochentypischen Stilelemente können aber natürlich noch länger nachgewirkt haben, zumal die Kunst der Antike auch in der Folgeepoche, dem Barock, weiterhin als Vorbild diente (vgl. Duchhardt, Schnettger 2015: 55). Ein derartiger Rückgriff auf die Antike zeigt sich bei der vorliegenden Büste z. B. im deutlich erkennbaren Lorbeerkranz. Dieser war bereits in der griechischen und römischen Mythologie ein Symbol für den Sieg und Attribut z. B. des höchsten Gottes Jupiter. Aufgrund dieser hohen Bedeutung wurden damit u. a. Dichter, Sportler und Feldherren für ihre herausragenden Leistungen geehrt. Dies spiegelte sich auch in den Darstellungen bekannter Persönlichkeiten auf antiken Münzen und eben auch Büsten wider. In der Renaissance wurde der Lorbeerkranz auch noch in ähnlicher Bedeutung als Anerkennung höchster geistiger Leistungen verwendet. Die Abgebildeten wurden damit — in Anlehnung an die Antike —ikonographisch als „poetae laureati“, als gekrönte Dichter, gekennzeichnet (vgl. Landfester 2014: 20 und 212).

Im 17. Jahrhundert war das Schloss Neuburg zunächst im Besitz der Grafen von Salm. Diese verarmten allerdings während des 30-jährigen Krieges und verkauften die Burg 1654 an Georg Ludwig von Sinzendorf. Nachdem dieser wegen Hochverrats angeklagt wurde, übernahm die Burg Kaiser Leopold I., der sie 1698 an den Schotten Jakob von Hamilton weitergab (vgl. Mitterwieser 1924: 145). Unter welchem dieser Burgherren die Büste gefertigt wurde und ob sie vielleicht sogar einen davon darstellt, ist nicht bekannt.

B) Aufnahme

Ort, Zeit, Personal:
Die zur Erstellung des 3D-Models nötigen Aufnahmen wurden im Rahmen des Kurses „Kulturgut in 3D“ am 26.01.2018 im Ausstellungsraum des Schlosses Neuburg angefertigt. Dabei waren 6 Teilnehmer und 2 Dozenten anwesend.

Aufnahmesituation:
Der Ausstellungsraum wird durch Deckenlampen beleuchtet.

Kamera: Canon EOS 100D, Objektiv: Sigma Zoomobjektiv 18-50 mm, verwendete Brennweite 32-33 mm (siehe Anmerkung)

Kameraeinstellungen:
ISO 100, Blendenzahl F29, Belichtungszeit 1/2 s
Kameramodus: manuell
Datenformat: jpeg
Auflösung: 72 dpi / 5184×3456 Pixel
Fokussierung: Autofokus

Aufbau:
Die Büste wurde auf einen weißen, etwa 60 cm hohen Quader gestellt. Eine Softbox-Studioleuchte oberhalb und zwei LED-Panels rechts und links des Objekts sorgten für die nötige Ausleuchtung (siehe Abb. 1). Die Kamera wurde auf einem Stativ befestigt, das für die unterschiedlichen Aufnahmepositionen jeweils manuell verstellt wurde.

Vorgehen bei der Bildgewinnung:
Es wurde nach dem für Photogrammetrie-Aufnahmen üblichen Schema vorgegangen.

Verteilt auf fünf Höhenstufen wurden je zwischen 16 und 19 Fotos in einer Kreisbewegung um das Objekt herum geschossen. Auf den fünf Höhenebenen wurden insgesamt 93 Fotos angefertigt, von denen drei gelöscht wurden, weil das Stativ und die Kamera einen deutlichen Schatten auf das Objekt warfen. Zusätzlich wurden 23 Detailaufnahmen vom Kopf und den Schulterpartien angefertigt, von denen 20 verwendet wurden. Für die Modellerstellung sind demnach 110 brauchbare Bilder entstanden.

Abb. 1: Beleuchtungsaufbau

Abb. 2: Frontale Aufnahme aus der zweitniedrigsten Höhenstufe.

Anmerkung: Beginnend mit der ersten Aufnahme auf der fünften Höhenstufe wurde die Brennweite ausversehen von 32 mm auf 33 mm verstellt. Vermutlich kam dies zustande, weil die Kamera leicht nach unten geneigt werden musste, um die Oberseite des Kopfes zu fotografieren. Es hätte besser ein Objektiv mit Festbrennweite verwendet werden sollen, so wie nach mir Sebastian Belt bei seiner Büste.

C) Modellerstellung
Verwendete Software, Version: Agisoft, v1.3.2.
Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 110 (von 116)
Nachbearbeitung der Bilder: 6 unscharfe Bilder oder Bilder mit deutlich erkennbarem Schattenwurf wurden vor der Modellerstellung gelöscht.
Nachjustierungen während des Erstellens in der Software: keine

Das Modell wurde am Rechner des Lehrstuhls für Digital Humanities im dortigen „Digital Cultures Lab“ berechnet. Nach der Fertigstellung der Point Cloud (Abb. 3) fiel auf, dass darin die Unterseiten der Schultern jeweils ein recht großes Loch aufwiesen. Zunächst habe ich befürchtet, dass ich diesen Teil der Büste nicht ausreichend abgedeckt habe, da ich ihn nur frontal und schräg von oben nicht aber von unten fotografiert habe. Unterhalb der Schulter befindet nämlich ein stark schattierter Bereich, für den eigentlich genauere Detailfotos nötig gewesen werden. In der darauf aufbauenden Dense Cloud (Abb. 4) waren diese Löcher allerdings bereits größtenteils – bis auf kleinere Lücken an den Rändern – geschlossen. Im endgültigen texturierten Modell (Abb. 5) waren sie komplett verschwunden.

Abb. 3: Schulter, Point Cloud

Abb. 4: Schulter, Dense Cloud

Abb. 5: Schulter, texturiertes Modell

 

Literatur

Duchhardt, Heinz / Schnettger, Matthias (2015): Barock und Aufklärung. Bd. v.11. 5. Aufl. Berlin/Boston: De Gruyter.

Groeschel, Julius M. (1924): Verzeichnis der Sammlung bau- und kunstgeschichtlicher Funde auf Schloß Neuburg am Inn. In: Monatsschrift des bayerischen Landesvereins für Heimatschutz 20, 92–111.

Landfester, Manfred (2014): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption. Stuttgart: J.B. Metzler.

Mitterwieser, Alois (1924): Die Herren der Grafschaft Neuburg am Inn. In: Monatsschrift des bayerischen Landesvereins für Heimatschutz 20, 145–146.

 

PHOTOGRAMMETRIE AUFNAHME UND DOKUMENTATION TERRAKOTTAFRAGMENT EINES FÜLLHORNKAPITALLS FUNDORT NEUBURG AM INN

(Dokumentation orientiert am bis dato angewendeten Dokumentationsstandard für RTI- und Photogrammetrie-Aufnahmen in den vorhergehenden Kursen am Lehrstuhl)

 

Allgemeiner Hinweis: Die Dokumentation dient der Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, sie soll daher präzise und konzise sein. Eine tabellarische Aufzählung ist bei den meisten Punkten ausreichend.

A) Objekt/ Gegenstand

Bei dem Objekt handelt es sich um ein Terrakottafragment eines Füllhornkapitells höchstwahrscheinlich einer Protaleinfassung, Fundort Schloss Neuburg am Inn, Höhe: ca. 8-12cm, Breite: ca. 30cm, Tiefe: ca. 10-20cm, jeweils von niedrigsten bis zum höchsten und oder tiefsten Punkt.

 

Der Bau des Schlosses lässt sich auf Mitte des 11. Jahrhunderts durch die Formbacher Grafen zurückzuführen. Die Lage von Neuburg muss sehr profitabel für die damaligen Besitzer gewesen sein, da das Schloss den Wasserzugang zur Stadt Passau kontrollieren konnte. Nach einer Teildemolierung 1310 wurde das Schloss wiederaufgebaut und erweitert. 1463 hat Hans von Rohrbach Neuburg erworben und hatte Erneuerungen geplant, alleine die Burgkapelle und die danebenliegende Sakristei konnte er vor seinem Tod 1464 erneuern. In den nächsten Jahren ging Neuburg durch verschiedene Hände und endete schließlich im Besitz des Grafen Niklas von Salm, dieser erklärte Wolf Huber zum Baumeister auf dem Schloss. Nach dem Tod des Grafen 1530 blieb Neuburg noch bis 1654 bei den Nachfolgern Salms, danach kam es zur einer kompletten barocken Umgestaltung unter Georg Ludwig Graf von Sinzendorf. Etwa ab dem Jahr 1730 war das Schloss im Besitz des Passauers Fürstbischofs, durch die Säkularisation wurde Neuburg Bayern zugesprochen und an Privatleute verkauft. Der Bayrische Verein für Volkskunst und Volkskunde rettete 1908 das Schloss vor dem Abriss und seit 2013 besitzt der Landkreis Passau Schloss Neuburg am Inn.

 

Das es sich bei dem Objekt um ein Terrakottafragment handelt, welches als Baudekor verwendet wurde muss noch geklärt werden, warum man überhaupt Terrakotta in dieser Zeit verwendete. Wolf Huber, Baumeister auf Schloss Neuburg, bediente sich nicht nur dem lokalen Wissen der Baukunst und Bauformen, sondern auch dem überregionalem Wissen und durch die Verwendung von Terrakotta konnte er relativ kostengünstig in nur wenigen Jahren das Schloss nach Salms italienischen Vorlieben verändern.[8] Durch die Verwendung von Terrakotta wurde dementsprechend auf die sonst üblichen Steinmetzarbeiten verzichtet.[9] Das Material Terrakotta konnte in die verschiedensten Formen geformt werden und serienmäßig hergestellt werden.[10] Kostengünstig konnten so extravagante, fantasievolle und aufwendige Wandfriesen produziert werden[11], die Auftraggeber mussten ihrer Fantasie somit keine Grenzen mehr setzten, wie es zuvor bei aufwendigen und teuren Steinmetzarbeiten der Fall war.

B) Aufnahme

Ort, Zeit, Personal: Ausstellungsraum auf Schloss Neuburg am Inn, 26.01.2018, Teilnehmer des Kurses ‚Kulturgut in 3D‘

 

Kamera: Canon EOS 100, Objektiv 18-55mm

 

Aufnahmesituation/ Lichtverhältnisse: normales Raumlicht erzeugt durch Deckenlampen, plus zwei LED-PANEL Strahler neben dem Objekt und einer Softbox Studioleuchte über dem Objekt.

Hilfsmittel: Objekt wurde auf einem weißen ca. 40 cm hohes Podest platziert, Kamera wurde an einem Stativ befestigt und damit um das Objekt gekreist. Bei den höheren Aufnahmeebenen wurde zusätzlich eine Leiter benutzt.

 

Kameraeinstellung: Kameramodus: manuell Datenformat: jpeg, Auflösung 72 dip/ 5184 x 3456 Pixel/ 24 Mpix, Belichtung: ISO 100, Brennweite: 50mm, Blendenzahl: F 22, Verschlusszeit: 1/3 Sek., Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: manuelle Fokussierung: Autofokus zur Justierung/ Schärfeneinstellung vor Beginn des Aufnahmesets, Fernauslöser: Nein

 

Vorgehen bei der Bildgewinnung: Vorderseite des Objekts aus 5 Ebenen jede mit 20 Positionen, Rückseite des Objekts aus 4 Ebene jede mit 20 Positionen. Die Kamera, welche an einem Stativ befestigt war, hat sich in diesen zwanzig verschiedenen Positionen und den verschiedenen Winkeln um das Objekt bewegt. Insgesamt wurden 188 Fotos gemacht.

C) Bearbeitungsprozess

Anzahl der Aufnahmen für das erstellende Modell: 188

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Verwendete Software: Photogrammetrie Software Agisoft PhotoScan Professional (64 bit) Version 1.3.2.

Rechnerkonfiguration: Intel Core2 Quad CPU/ 4x 2.8 GHz, Arbeitsspeicher: 8,00 GB, Windows 7 Pro/ 64 Bit, Grafikkarte: NVIDIA GetForce GTX 750 Ti mit 2048MP Speicher

D) Anhang

Das 3D-Modell wurde im Labor für Kulturgutdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau erstellt, da der dort vorhandenen PC das Objekt in einer kürzeren Zeit rechnen konnte. Wie schon erwähnt mussten die Aufnahmen nicht nachbearbeitet werden und man konnte sofort beginnen das 3D-Modell zu erstellen. Bei dem Modell wurden während des Erstellungsverfahrens überflüssige Punkte in der Punktewolke entfernt, um eine weitere Bearbeitung dieser Punkte zu übergehen. Es wurden nur Punkte aus dem Hintergrund entfernt, die nicht zum Objekt gehörten. Zudem musste die Vorderseite und Rückseite des Terrakottafragments noch zusammengefügt werden, dies geschah ebenfalls mit Hilfe der Photogrammetrie Software Agisoft PhotoScan. In der Menüleiste, der Software, wird angezeigt welcher Arbeitsschritt noch zu erledigen ist.

RTI AUFNAHME UND DOKUMENTATION GÜRTELSCHNALLE KAT.NR. 31 FUNDORT JULBACH

(Dokumentation orientiert am bis dato angewendeten Dokumentationsstandard für RTI- und Photogrammetrie-Aufnahmen in den vorhergehenden Kursen am Lehrstuhl)

 

Allgemeiner Hinweis: Die Dokumentation dient der Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, sie soll daher präzise und konziser sein. Eine tabellarische Aufzählung ist bei den meisten Punkten ausreichend.

A) Objekt/ Gegenstand Kurzbeschreibung und Kontext

Laut Fundkatalog handelt es sich um eine Gürtelschnalle, Fundort: Burgruine Julbach, Fundplatz: Burgstall, im Zuge der Grabungen von 2003 – 2013, Größe: Breite ca. 2-2.5 cm, Länge ca. 4 cm, Kat.Nr.: 31, Material: Bronze teilweise oxidiert, Oberfläche: Oberfläche weist Kratzer auf (wahrscheinlich von Schleifwerkzeugen), sechs dekorative Hervorhebungen durch Rillen

 

Die Wiedergabe des Julbacher Geschlechts und die dazugehörende Entstehungsgeschichte der Burg birgt einige Schwierigkeiten für die heutigen Forscher. Gerade im Falle der Genealogie, wie es der Begriff schon vorausgibt, befasst sich diese Wissenschaft vor allem mit der Ahnenforschung einzelner Personen oder auch von Familien. Das erste Auftreten des Ortes Julbach ist dokumentiert in einer Urkunde von Göttweig. Diese Urkunde handelt von einem Wernhard von Julbach, welcher als einer der ranghöchsten Ministerialen hervorgeht, die herzogliche Urkunde lässt sich auf den Anfang des 12. Jahrhundert datieren. Die Familie stieg rasch in der Gesellschaft auf, es ist also durchaus möglich, dass die Julbacher Grafen schon zu dieser Zeit eng mit der Nachbarfamilie Schaunberg und deren Burg verstrickt waren, denn später nannten sich die Nachkommen von Wernhard sogar teilweise nur noch nach der Burg Schaunberg. Da die Erben von Julbach nicht mehr auf der Burg wohnten, sondern auf Burg Schaunberg, ging Julbach im Laufe der Jahre durch mehrere Hände. Bis dato war die Burg noch nicht zerstört. Die Zerstörung erfolgte erst durch den niederbayrischen Erbfolgekrieg, dort wurde sie am 16.08.1504 durch die Pfälzer eingenommen und zerstört

Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Julbacher Geschlecht schnell in der Gesellschaft aufgestiegen ist, aber genauso schnell wieder verschwunden war. Das gilt ebenfalls für die Burg, die schon so früh zerstört wurde, dass sie nicht einmal mehr als Ruine in den historischen Ansichten des Ortes Julbach auftaucht.[8]

 

Bei dem Objekt handelt es sich um eine Gürtelschnalle aus Bronze, wie oben schon erwähnt hat sich das Julbacher Geschlecht deutlich vor den anderen Ministerialen abgehoben. Der Kartograf Phillip Apian besuchte die Burg im Jahr

So berichtet auch der Kartograf Philipp Apian, dieser besuchte die Burg im Jahr 1568, dass es sich um eine zweiteilige Burganlage handeln musste, was auf einen höheren Rang der Familie innerhalb der Gesellschaft verweist. Auf größeren Burgen muss es verständlicherweise auch mehrere verschiedene Handwerker geben, wie zum Beispiel Schmied, Zimmermann, Steinmetzer und viele andere. Auch die anderen Objekte aus dem Fundkatalog sind Indizien dafür, dass es ein reges Leben auf der Burg stattgefunden haben muss. Einige andere Fundobjekte sind zum Beispiel neben der Gürtelschnalle, Knöpfe und Pfeilspitzen.

B) Aufnahme

Ort, Zeit, Personal: Labor für Kulturdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humantities der Universität Passau, 07.02.2018, Bauer Melanie

 

Kamera: Canon EOS 100D, Objektiv 50mm

Aufnahmesituation: abgedunkelter Innenraum, wenig indirektes Licht durch Bildschirme, keine zusätzliche Raumbeleuchtung.

 

Hilfsmittel: RTI-Drehteller mit Lampenarm zur Ausleuchtung des Objekts und zwei RTI-Referenzkugeln mit dem Durchmesser 5 mm, aufgebaut auf Reprostation mit Stativ zur Kamerapositionierung (Kamera fixiert auf 34cm Entfernungshöhe) und- Fixierung USB-Kabel zur Verbindung von Kamera und PC

 

Kameraeinstellungen: Kameramodus: manuell Datenformat: jpeg, Auflösung 72 dpi/ 5184 x 3456 Pixel/ 24Mpix,

Lichtpositionen Belichtung Verschlusszeit Blendenzahl Brennweite
20° ISO 100 13s F 18 50mm
30° ISO 100 10s F 18 50mm
40° ISO 100 8s F18 50mm
50° ISO 100 6s F 18 50mm
60° ISO 100 4s F 18 50mm

Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: manuelle Fokussierung; Autofokus zur Justierung/ Schärfeneinstellung vor Beginn des Aufnahmesets, danach umgestellt auf manuell und nicht mehr verändert, Fernauslöser: Ja, Steuerung via PC/ Software Canon Utility

 

Vorgehen bei der Bildgewinnung: aus 4 Winkeln/ Lichtpositionen am RTI-Arm (20°-30°-40°-50°-60°) wurden jeweils in 30° Schritten (versetzt startend bei 0° bzw. 15°) entsprechend der Markierungen am Drehteller ein Seit von 60 Fotos gemacht.

C) Modellerstellung

Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 60

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Verwendete Software: RTI-Builder, Version 2.0.2

 

D) Beobachtung, Probleme, Lösungen/ sonstige Angaben zur Nachvollziehbarkeit und mögliche Reproduktion der Arbeit:

Da das Objekt klein ist wurden statt einer Referenzkugel zwei kleiner verwendet, um diese näher am Objekt platzieren zu können.

Zudem musste das Objekt zweimal fotografiert werden, da bei dem ersten Durchlauf der RTI-Drehteller nicht richtig befestigt war und die Bilder somit verwackelten. Der hier darunter platzierte Screenshot zeigt dies auf.

Photogrammetrie, Aufnahme und Dokumentation Terrakotta-Büste, Kat. Nr. 254 , Fundort Schloss Neuburg a. Inn

 Ort, Zeit, Beteiligte: Schloss Neuburg am Inn, 26.1.2018, Teilnehmer des Kurses ‚Kulturgut in 3D‘

Objekt: Das Objekt befindet sich im Schloss Neuburg am Inn, dessen Geschichte auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Die heutige Burgarchitektur geht auf den Bauherren Graf Niklas von Salm zurück, der den Neubau ab 1529 beauftragte. Die Burg teilt sich in Hauptburg und Vorburg (S. Bilder) auf. Im Besitz des Grafen von Salm blieb die Burg bis 1654. Danach erhielt die Burg von Graf Sitzendorf eine moderate barocke Gestaltung. Der kaiserliche Kämmerer Hamilton ließ 1698 den Südflügel zu einem Galerietrakt ausbauen. Ab 1720 war Schloss Neuburg im Besitz der Fürstbischöfe bis die Säkularisation 1803 einsetzte, was eine Versteiugerung bzw. Ausverkauf der Burg und dessen Inventars mit sich brachte. Die Burg selbst ist mit aufwändigen Arbeiten verziert, hier zu nennen der Rotmarmorsaal und die vielen Terrakottaausschmückungen.

Zur Büste selbst ist wenig bekannt. Sie zeigt eine Fantasiefigur aus Ton gebrannt und stammt aus dem 17. Jahrundert. Die Höhe beträgt ca. 48cm, die Breite ca. 30cm (Schultern).

Lichtverhältnisse

Der große Austellungsraum im Schloss Neuburg wird mit herkömmlichen Deckenlampen beleuchtet, zur Verstärkung wurden zwei LED-Lampen sowie eine Schirmlampe eingesetzt. Die zwei LED-Lampen wurden jeweils links und rechts in ca 40cm Entfernung des Objekts aufgestellt. Die Schirmlampe hat das Objekt von oben beleuchtet. Die LED-Lampen waren konstant eingeschaltet und haben somit eine verlässliche Lichtquelle dargestellt.

Aufbau/Ablauf

Die Büste wurde auf einen Quader von ca. 40cm Höhe gestellt und von besagten Lampen beleuchtet. Die Fotos wurden mit der Kammer mit Stativaufbau auf fünf Ebenen im 360° Kreis erstellt. Ingesamt ca 110 Bilder. Zusätlich wurden mehrere detaillierte Bilder von der Schulter sowie der Blumenkrone erstellt, um eine präzises 3-D Modell generieren zu können. Auch hier gilt je mehr Aufnahmen, desto detaillegetreuer das Endergebnis

Kameraeinstellungen

Kamera: Canon EOS100D, 50mm Festbrennweitenobjektiv

Kameramodus: Autofokus

Dateiformat:JPEG

Belichtung: 100 ISO, Blende 22, Belichtungszeit 0,6

Modellberechnung

Screenshot von der Modellerstellung in Agisoft Photoscan

Die Aufnahmen (JPEG) wurden ohne vorherige Bearbeitung in die Software geladen. Verwendet wurde Agisoft Photoscan Professional (64) Version 1.3.2. Auch nach dem Hochladen udn Erstellen des Modells in den vorgegebenen Arbeitsschritten wurden die Aufnahmen nicht nachbearbeitet. Einzig wurde das Modell von den überflüssigen Punkten in der Punktwolke bereinigt.

Übrigens: „Nachhaltige Digitalisierung von Kulturgut – Warum wir trotz aller Anstrengungen noch am Anfang stehen“

diese Überschrift datiert zwar bereits aus dem Jahr 2013, passt aber dennoch schön zu Thema und Inhalt des Blogs. Umso mehr darf man sich die Frage stellen was seither passiert ist. Lesenswert ist der Text aus der Vorstandskolummne der Gesellschaft für Informatik also allemal,  hier ein paar Zitate:

„trotz aller Bemühungen und den immensen Zahlen an digitalisierten Kulturschätzen, beschränken sich diese Anstrengungen meist nach wie vor auf ‚2D Artefakte‘. Für die Millionen von ‚3D Artefakten‘, die vielen Statuen, Skulpturen, Büsten, Gebrauchsgegenstände aus verschiedenen Epochen, Werkzeuge, Vermächtnisse antiker Handwerks- und Baukunst, die in unzähligen Museumsarchiven schon lange ‚unentdeckt‘ schlummern und die vielen Monumente, historischen Gebäudezüge und Ausgrabungsstätten gibt es schlichtweg noch keine kommerziell verfügbaren Technologien zur ökonomischen, schnellen und hochpräzisen Massendigitalisierung in 3D. Laut ENUMERATE, einem der Europeana zuarbeitendem Europäischen Forschungsprojekt, sind gerade mal 1% aller bereits digitalisierten Artefakte ‚3D Artefakte‘. Nur 34% der Museen haben bereits eine 3D-Digitalisierstrategie und nur 23% haben eine nachhaltige Erhaltungsstrategie für ihre Digitalisate. Laut dem Deutschen Institut für Museumsforschung warten in Deutschland allein mindestens 250 Millionen ‚3D Artefakte‘ auf ihre Digitalisierung.“

„Es gibt also enormen Handlungsbedarf, wollen wir der Millionen von ‚3D Artefakten‘ Herr werden und sie ökonomisch und zeitlich vertretbar digitalisieren und archivieren. Eine Möglichkeit, sich der Herausforderung zu stellen, ist die Entwicklung neuer verbesserter und schnellerer Akquiseverfahren. Sie werden den Durchsatz allerdings nur begrenzt verbessern können. Damit verbleibt eigentlich nur noch die volle Automation dieses Prozesses, sowie die massiv parallele Verarbeitung der Daten auf CPUs und GPUs. Allerdings setzt dies einen konstruktiven Dialog mit Kuratoren entsprechender Sammlungen voraus…“

es gibt also (nicht nur für uns) einiges zu tun! 😉

die im Text erwähnten Praxisregeln zur Digitalisierung der DFG sind -übringens- auch online zu finden.

Happy Reading!