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Photogrammetrie Aufnahme und Dokumentation Terrakottafragment – Fries aus Schloss Neuburg am Inn, Kat. Nr. 79

(Dokumentation orientiert sich am bis dato angewendeten Dokumentationsstandard für RTI- und Photogrammmetrie-Aufnahmen in den vorhergehenden Kursen am Lehrstuhl)

Allgemeiner Hinweis: Dokumentation dient der Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, sie soll daher präzise und konzise sein. Eine tabellarische Aufzählung ist bei den meisten Punkten ausreichend.

A) Objekt / Gegenstand Kurzbeschreibung & Kontext:

Bei dem Objekt handelt es sich um ein Terrakottafragment – Kämpfende Tritonen nach einem Kupferstich von Georg Penz (1500-1550). Der Fundort des Objekts ist das Schloss Neuburg am Inn, das aus dem 12. Jahrhundert stammt.

Die Formbacher Grafenfamillie gründete um die Jahrhundertwende vom 11. zum 12. Jahrhundert das Schloss Neuburg am Inn. Nach der Teilzerstörung im Jahr 1310 von bayerischer Seite  wurde ein Wiederaufbau des Schlosses durchgeführt, der ihm das heutige äußere Erscheinungsbild gegeben hat. Das Schloss wurde im Rahmen dieses Neuaufbaus um die Vorburg erweitert. Während des Jahres 1529 wurde der deutsch-österreichische Hofmaler Wolf Huber von Graf Niklas II. von Salm mit der Gestaltung des Schlosses beauftragt und verlieh dem Gebäude somit das Gepräge eines fürstlichen Renaissanceschlosses. Während des Jahres 1654 verkaufte der damalige Besitzer der Graf von Salm das Schloss an Georg Ludwig von Sinzendorf, unter dem das Schloss eine moderate barocke Umgestaltung erfahren hat. Mit dem Jahr 1698 ging Neuburg an den kaiserlichen Kämmmerer Hamilton, der in den selben Jahr den Südflügel zu einem Saal- und Galerietrakt ausbauen ließ. Von 1730 bis zur Säkularisierung im Jahr 1830 war das Schloss in Besitz des Passauer Fürstbischofs. Nach der Einsetzung der Säkularistation wurde die Grafschaft Neuburg Bayern übergeben, mit dem Auftrag, das Schloss an private Hände abzugeben. In Folge dessen wurden in den Repräsentationsräumen Teile der Marmorverkleidung herausgebrochen und veräußert. Währen des Jahres 1881 wurden auch die architektonische Terrakotta – Gliederung der Salm- Zeit herausgenommen und verkauft.

Bei dem Fundobjekt handelt es  sich um eines dieser Terrakottafragmente der sog. Kämpfenden Tritone, angefertigt von dem Nürnberger Kupferstecher Georg Pencz, der seine frühen Werke mit  IB signiert hat. Auch dieser Kupferstich stellt ein typisches Beispiel für die Antiken- und Italienrezeption der deutschen Ornamentstecher dar. In der griechischen Mythologie verkörpen die kämpfenden Tritone, Söhne des Neptun und der Amphitrite, die Gattung der Meeresgötter. Wie Triton das Meer aufwühlt und wieder beruhigt, wurde, der antiken Mythologie nachempfunden, auf der Schneckenschale (Tritonshorn) blasend dargestellt. Terrakotta stellt man aus eisenhaltigem roten Ton her und die Maßangaben des unten abgebildeten Bildnisses sind 5 x 16x 44 cm.

Kämpfender Triton, Georg Penz (1500-1550)

 

Das Tritonenfries der rekonstruierten Wandverkleidung des Rotmarmorzimmers in dem Schloss Neuburg am Inn.

 

B) Aufnahme

Am 26.01.2018 hat die Aufnahme in den Räumen des Schlosses Neuburg am Inn stattgefunden. Während des Tages wurden unterschiedliche Photogrammetrie-Aufnahmen der Teilnehmer (4 weitere Teilnehmer) des Kurses  „ Kulturgut in 3D“  mit der Unterstützung der Übungsleiter Magdalena März und Sebastian Gassner durchgeführt.

Aufnahmesituation / Lichtverhältnisse: Im Schlossraum wurde durch Deckenlampen normales Raumlicht erzeugt. Für eine bessere Beleuchtung wurden ebenfalls zwei LED-Lampen installiert, die jeweils rechts und links vom Objekt mit einer Entfernung von etwa einem halben Meter aufgebaut wurden. Zur weiteren Ausleuchtung wurde  eine Schirmlampe verwendet, die das Fundobjekt von oben beleuchtet hat.

Hilfsmittel: In diesem Fall wurden verschieden Hilfsmittel benutzt, um das Objekt so genau wie möglich aufzunehmen. Das Objekt stand auf einem circa 40 cm hohen Podest. Um sicher zu gehen, dass kein einziges Bild der Ebene 4 oder 5 (4 Ebene war in diesem Fall ein Meter über dem Boden) verwackeln wird, wurde die Kamera an einem Stativ befestigt, das eine kreisende Bewegung um das Objekt ermöglichte. Für höheren Aufnahmeebenen wurde auch eine Leiter gebraucht.

Kameraeinstellungen:

  • Kamera: Canon EOS 100
  • Objektiv: 50mm Festbrennweitenobjektiv
  • Kameramodus: Autofokus
  • Dateinformat: JPEG
  • Belichtung: 100 ISO, Blende 22, Belichtugszeit 0,4

Vorgehen bei der Bildgewinnung : In diesem Fall wurden die Fotografien der Vorderseite des Fundobjekts aus fünf Ebenen –  jede mit ca. 20 Positionen –  im 360°-Umkreis erstellt.  Bei der Rückseite des Objekts werden jeweils die Fotos auch auf fünf Ebenen im 360°-Umkreis erstellt, obwohl bei der fünften Ebene nur 8 Fotos (jede im 15°-Winkel) erstellt. Insgesamt sind 143 Bilder entstanden, denn umso mehr Aufnahmen gemacht werden, umso präziser kann das 3-D Modell werden und umso besser sind die Ergebnisse.

C) Bearbeitungsprozess

In der Software wurden die Aufnahmen des Objekts (JPEG) ohne vorangehende Bearbeitung.

  • Anzahl der Aufnahme für das erstellende Modell: 143
  • Nachbearbeitung der Bilder: keine
  • Verwendete Software: Photogrammetrie Software Agisoft PhotoScan Professional (64 bit) Version 1.3.2.
  • Rechnerkonfiguration: Intel Core 2 Quad CPU/4×2.8 GHz, Arbeitsspeicher; 8, 00 GB, Windows 7 Pro / 64Bit, Grafikkarte: BVIDIA GetForce GTX 750 Ti mit 2048MP Speicher

Nach  dem Hochladen der Aufnahmen in die Software und des Erstellen des Models in den bereits vorgegebenen Arbeitsschritten wurden die Fotografien nicht nachbearbeitet. Als einzige Bearbeitung des Modells könnte man hier die Bereinigung des Modells von überflüssigen Punkten in der Punktwolke nennen.

PHOTOGRAMMETRIE – Aufnahme und Dokumentation des Terrakotta-Engelsköpfchens aus Schloss Neuburg am Inn, Kat. Nr. 177

A) Objektkontext

Bei dem fotografierten Fundstück handelt es sich um einen Engelskopf mit Flügeln und gelocktem Haar. Das Objekt ist aus Terrakotta und stammt vom Fundort Neuburg am Inn. In der Breite fasst der Kopf mitsamt Flügeln 22,5 cm, die Länge beträgt 24,5 cm und auf die flache Seite gelegt ist die Figur 11,5 cm hoch.

Schloss Neuburg am Inn wurde im 11.  Jahrhundert von einer Formbacher Grafenfamilie gegründet, die ihren Herrschaftssitz als Höhenburg, um sich symbolisch wie auch physisch über die Untertanen zu erheben, errichten ließen. Bis 1803 war die Neuburg Herrschaftsmittelpunkt der Grafschaft Neuburg, die, sich seit 1310 in Habsburger Besitz befindend, österreichischem Herrschaftsgebiet angehörte. Über die Jahrhunderte hinweg wurden an der Burg mehrere Umbauvorgänge durchgeführt welche beispielweise eine Verstärkung der Wehrhaftigkeit oder Machtdemonstration zum Zwecke hatten. Durch die schnelle Entwicklung der Kriegstechnik und das Auftauchen von Feuerwaffen verlor die Neuburg im 15. Jahrhundert weitgehend ihre Wehr- und Schutzfunktion.

Um das Jahr 1530 begann Graf Niklas III. (1503-1550) von Salm die Burg mittels umfassender Umbauarbeiten durch Wolf Huber (ca. 1485-1553) in ein Renaissanceschloss zu verwandeln. Eine zentrale Rolle spielte hierbei der Garten als Ort der Muße aber auch zu Repräsentationszwecken. Weiterhin große Bedeutung kommt den Terrakotta-Ornamenten zu, die einerseits zeit- und kostengünstig herzustellen waren, andererseits durch ihre Raffinesse in ihrer Funktion der Demonstration eines neuen Lebensstils, Großartigkeit und Ruhm ihre volle Wirkung zeigten. Durch die Änderungen verlor die Burg an militärischer Bedeutung um jedoch an Prestige zu gewinnen. Die Neuburg wurde architektonischer Vorreiter zahlreicher ähnlicher Schlossbauten.

Das Engelsköpfchen war zum Zwecke der Dekoration als Konsole unter den Rippensätzen angebracht. Die Vermutung legt nahe, dass das Fundstück aus der oben genannten Umgestaltungsphase unter Graf Niklas III. stammt, genaueres ist jedoch nicht bekannt.

 

B)  Aufnahmeprozess

Ort, Zeit, Personal: Die Aufnahmen wurden im Labor für Kulturgutdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau (Raum 204 HK14d)  am 07.03.2018 um circa 10.00 Uhr gemacht. Anwesend waren die Teilnehmer des Seminars sowie Magdalena März und Sebastian Gassner.

Equipment und Einstellungen:

  • Kamera: Canon EOS 100D
  • Objektiv: 100mm Festbrennweite
  • Modus: Autofokus
  • Blende: F32; ISO: 100 Belichtungszeit: 2 Sekunden
  • Fernauslöser, USB-Verbindung zwischen Kamera und PC
  • Aufnahmemethode: Drehteller und Stativ
  • Aufbau: Innenraum, abgedunkelt; zwei LED-Panels ca. 40cm links und rechts des Objekts, eine Softbox-Studioleuchte, die das Objekt von oben beleuchtet hat
  • einzige Lichtquelle abgesehen von Schirm- und LED-Lampen: Beleuchtung des Drehtellerarms für RTI-Aufnahmen am anderen Ende des Raums
  • Plastikring zur Stabilisierung des Objekts
  • Dateiformat: JPEG

 

Aufnahmen:

Dies ist der zweite Versuch den Engelskopf zu fotografieren, der erste Versuch wurde in Neuburg unternommen. Insgesamt wurden von Ober- und Unterseite insgesamt 255 Aufnahmen auf 7 Ebenen und einigen wenigen Detailaufnahmen gemacht. Es wurden so viele Aufnahmen gemacht, da die Software beim ersten Versuch die Kamera immer an die gleiche Position gesetzt hat und somit kein Modell erstellen konnte. Die Vermutung war, dass es zu geringe Überschneidungsbereiche zwischen den Bildern gab was dazu führte, dass sich die Softaware nicht orientieren konnte.

Hier erkennt man die Dichte der Aufnahmen und die Verteilung auf sieben Ebenen

 

 

 

 

 

 

C) Modellerstellung

Die Bilder wurden ohne weitere Bearbeitung direkt von dem Programm Agisoft PhotoScan Professional (64 bit) Version 1.3.2 verarbeitet. Die Software gibt eine bestimmte Reihenfolge an Arbeitsschritten vor, welche nacheinander durchgeführt wurden. Die Bilder-Sets von Vorder- und Rückseite wurden hierbei zunächst separat behandelt, in einem weiteren Schritt wurden die beiden Chunks zusammengefügt. Auch nach der Erstellung des Modells wurden keine weiteren Bearbeitungsmaßnahmen vorgenommen, abgesehen von dem Entfernen überflüssiger Bildpunkte in der Punktewolke, die nicht zu den Objekt selbst gehörten.

Das Modell wurde am Rechner im Labor für Kulturgutdigitalisierung des Lehrstuhls für Digital Humanities berechnet für den folgende Daten gelten: Rechnerkonfiguration: Intel Core2 Quad CPU / 4x 2.8GHz, Arbeitsspeicher: 8,00 GB, Windows 7 Pro/64Bit, Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 750Ti mit 2048MB Speicher.

Photogrammetrie – Aufnahme und Dokumentation Terrakotta-Büste aus Schloss Neuburg am Inn, Kat. Nr. 255

A) Objekt, Kurzbeschreibung und Kontext

Büste von Unbekannt
Material:  Terrakotta
Maße: ca. 60 cm (Gesamthöhe) x 35 cm (Schulterbreite)
Datierung: 17. Jh.

Die Büste weist einige Schäden an der Oberfläche auf. Vom rechten Auge abwärts zieht sich ein Riss die gesamte Nasenlänge bis zum Nasenflügel hinunter. Zwischen den Augenbrauen und am Kinn ist je ein größeres an der Nasenspitze ein kleineres Stück Ton abgesprungen. Auch am Lorbeerkranz sind ein paar Blätter abgebrochen. Über die gesamte Figur verteilt finden sich noch weitere kleinere Risse und Sprünge.

Über den Kontext der Figur ist nur wenig bekannt. Groeschel (vgl. 1924: 104) verzeichnet die Büste in der 20. Ausgabe der Monatsschrift des bayerischen Landesvereins für Heimatschutz. Darin datiert er sie auf das 17. Jahrhundert und bezeichnet sie zudem als eine „Phantasiebüste“. Sie würde damit keine reale historische Persönlichkeit darstellen. Passend zur Datierung der Büste scheint sie in der Tradition der Antikenrezeption der Renaissance zu stehen. Die Spätphase dieser Epoche reichte bis in die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts hinein (vgl. Landfester 2014: XI). Die epochentypischen Stilelemente können aber natürlich noch länger nachgewirkt haben, zumal die Kunst der Antike auch in der Folgeepoche, dem Barock, weiterhin als Vorbild diente (vgl. Duchhardt, Schnettger 2015: 55). Ein derartiger Rückgriff auf die Antike zeigt sich bei der vorliegenden Büste z. B. im deutlich erkennbaren Lorbeerkranz. Dieser war bereits in der griechischen und römischen Mythologie ein Symbol für den Sieg und Attribut z. B. des höchsten Gottes Jupiter. Aufgrund dieser hohen Bedeutung wurden damit u. a. Dichter, Sportler und Feldherren für ihre herausragenden Leistungen geehrt. Dies spiegelte sich auch in den Darstellungen bekannter Persönlichkeiten auf antiken Münzen und eben auch Büsten wider. In der Renaissance wurde der Lorbeerkranz auch noch in ähnlicher Bedeutung als Anerkennung höchster geistiger Leistungen verwendet. Die Abgebildeten wurden damit — in Anlehnung an die Antike —ikonographisch als „poetae laureati“, als gekrönte Dichter, gekennzeichnet (vgl. Landfester 2014: 20 und 212).

Im 17. Jahrhundert war das Schloss Neuburg zunächst im Besitz der Grafen von Salm. Diese verarmten allerdings während des 30-jährigen Krieges und verkauften die Burg 1654 an Georg Ludwig von Sinzendorf. Nachdem dieser wegen Hochverrats angeklagt wurde, übernahm die Burg Kaiser Leopold I., der sie 1698 an den Schotten Jakob von Hamilton weitergab (vgl. Mitterwieser 1924: 145). Unter welchem dieser Burgherren die Büste gefertigt wurde und ob sie vielleicht sogar einen davon darstellt, ist nicht bekannt.

B) Aufnahme

Ort, Zeit, Personal:
Die zur Erstellung des 3D-Models nötigen Aufnahmen wurden im Rahmen des Kurses „Kulturgut in 3D“ am 26.01.2018 im Ausstellungsraum des Schlosses Neuburg angefertigt. Dabei waren 6 Teilnehmer und 2 Dozenten anwesend.

Aufnahmesituation:
Der Ausstellungsraum wird durch Deckenlampen beleuchtet.

Kamera: Canon EOS 100D, Objektiv: Sigma Zoomobjektiv 18-50 mm, verwendete Brennweite 32-33 mm (siehe Anmerkung)

Kameraeinstellungen:
ISO 100, Blendenzahl F29, Belichtungszeit 1/2 s
Kameramodus: manuell
Datenformat: jpeg
Auflösung: 72 dpi / 5184×3456 Pixel
Fokussierung: Autofokus

Aufbau:
Die Büste wurde auf einen weißen, etwa 60 cm hohen Quader gestellt. Eine Softbox-Studioleuchte oberhalb und zwei LED-Panels rechts und links des Objekts sorgten für die nötige Ausleuchtung (siehe Abb. 1). Die Kamera wurde auf einem Stativ befestigt, das für die unterschiedlichen Aufnahmepositionen jeweils manuell verstellt wurde.

Vorgehen bei der Bildgewinnung:
Es wurde nach dem für Photogrammetrie-Aufnahmen üblichen Schema vorgegangen.

Verteilt auf fünf Höhenstufen wurden je zwischen 16 und 19 Fotos in einer Kreisbewegung um das Objekt herum geschossen. Auf den fünf Höhenebenen wurden insgesamt 93 Fotos angefertigt, von denen drei gelöscht wurden, weil das Stativ und die Kamera einen deutlichen Schatten auf das Objekt warfen. Zusätzlich wurden 23 Detailaufnahmen vom Kopf und den Schulterpartien angefertigt, von denen 20 verwendet wurden. Für die Modellerstellung sind demnach 110 brauchbare Bilder entstanden.

Abb. 1: Beleuchtungsaufbau

Abb. 2: Frontale Aufnahme aus der zweitniedrigsten Höhenstufe.

Anmerkung: Beginnend mit der ersten Aufnahme auf der fünften Höhenstufe wurde die Brennweite ausversehen von 32 mm auf 33 mm verstellt. Vermutlich kam dies zustande, weil die Kamera leicht nach unten geneigt werden musste, um die Oberseite des Kopfes zu fotografieren. Es hätte besser ein Objektiv mit Festbrennweite verwendet werden sollen, so wie nach mir Sebastian Belt bei seiner Büste.

C) Modellerstellung
Verwendete Software, Version: Agisoft, v1.3.2.
Anzahl der Aufnahmen für das zu erstellende Modell: 110 (von 116)
Nachbearbeitung der Bilder: 6 unscharfe Bilder oder Bilder mit deutlich erkennbarem Schattenwurf wurden vor der Modellerstellung gelöscht.
Nachjustierungen während des Erstellens in der Software: keine

Das Modell wurde am Rechner des Lehrstuhls für Digital Humanities im dortigen „Digital Cultures Lab“ berechnet. Nach der Fertigstellung der Point Cloud (Abb. 3) fiel auf, dass darin die Unterseiten der Schultern jeweils ein recht großes Loch aufwiesen. Zunächst habe ich befürchtet, dass ich diesen Teil der Büste nicht ausreichend abgedeckt habe, da ich ihn nur frontal und schräg von oben nicht aber von unten fotografiert habe. Unterhalb der Schulter befindet nämlich ein stark schattierter Bereich, für den eigentlich genauere Detailfotos nötig gewesen werden. In der darauf aufbauenden Dense Cloud (Abb. 4) waren diese Löcher allerdings bereits größtenteils – bis auf kleinere Lücken an den Rändern – geschlossen. Im endgültigen texturierten Modell (Abb. 5) waren sie komplett verschwunden.

Abb. 3: Schulter, Point Cloud

Abb. 4: Schulter, Dense Cloud

Abb. 5: Schulter, texturiertes Modell

 

Literatur

Duchhardt, Heinz / Schnettger, Matthias (2015): Barock und Aufklärung. Bd. v.11. 5. Aufl. Berlin/Boston: De Gruyter.

Groeschel, Julius M. (1924): Verzeichnis der Sammlung bau- und kunstgeschichtlicher Funde auf Schloß Neuburg am Inn. In: Monatsschrift des bayerischen Landesvereins für Heimatschutz 20, 92–111.

Landfester, Manfred (2014): Renaissance-Humanismus. Lexikon zur Antikerezeption. Stuttgart: J.B. Metzler.

Mitterwieser, Alois (1924): Die Herren der Grafschaft Neuburg am Inn. In: Monatsschrift des bayerischen Landesvereins für Heimatschutz 20, 145–146.

 

PHOTOGRAMMETRIE AUFNAHME UND DOKUMENTATION TERRAKOTTAFRAGMENT EINES FÜLLHORNKAPITALLS FUNDORT NEUBURG AM INN

(Dokumentation orientiert am bis dato angewendeten Dokumentationsstandard für RTI- und Photogrammetrie-Aufnahmen in den vorhergehenden Kursen am Lehrstuhl)

 

Allgemeiner Hinweis: Die Dokumentation dient der Nachvollziehbarkeit des Vorgehens, sie soll daher präzise und konzise sein. Eine tabellarische Aufzählung ist bei den meisten Punkten ausreichend.

A) Objekt/ Gegenstand

Bei dem Objekt handelt es sich um ein Terrakottafragment eines Füllhornkapitells höchstwahrscheinlich einer Protaleinfassung, Fundort Schloss Neuburg am Inn, Höhe: ca. 8-12cm, Breite: ca. 30cm, Tiefe: ca. 10-20cm, jeweils von niedrigsten bis zum höchsten und oder tiefsten Punkt.

 

Der Bau des Schlosses lässt sich auf Mitte des 11. Jahrhunderts durch die Formbacher Grafen zurückzuführen. Die Lage von Neuburg muss sehr profitabel für die damaligen Besitzer gewesen sein, da das Schloss den Wasserzugang zur Stadt Passau kontrollieren konnte. Nach einer Teildemolierung 1310 wurde das Schloss wiederaufgebaut und erweitert. 1463 hat Hans von Rohrbach Neuburg erworben und hatte Erneuerungen geplant, alleine die Burgkapelle und die danebenliegende Sakristei konnte er vor seinem Tod 1464 erneuern. In den nächsten Jahren ging Neuburg durch verschiedene Hände und endete schließlich im Besitz des Grafen Niklas von Salm, dieser erklärte Wolf Huber zum Baumeister auf dem Schloss. Nach dem Tod des Grafen 1530 blieb Neuburg noch bis 1654 bei den Nachfolgern Salms, danach kam es zur einer kompletten barocken Umgestaltung unter Georg Ludwig Graf von Sinzendorf. Etwa ab dem Jahr 1730 war das Schloss im Besitz des Passauers Fürstbischofs, durch die Säkularisation wurde Neuburg Bayern zugesprochen und an Privatleute verkauft. Der Bayrische Verein für Volkskunst und Volkskunde rettete 1908 das Schloss vor dem Abriss und seit 2013 besitzt der Landkreis Passau Schloss Neuburg am Inn.

 

Das es sich bei dem Objekt um ein Terrakottafragment handelt, welches als Baudekor verwendet wurde muss noch geklärt werden, warum man überhaupt Terrakotta in dieser Zeit verwendete. Wolf Huber, Baumeister auf Schloss Neuburg, bediente sich nicht nur dem lokalen Wissen der Baukunst und Bauformen, sondern auch dem überregionalem Wissen und durch die Verwendung von Terrakotta konnte er relativ kostengünstig in nur wenigen Jahren das Schloss nach Salms italienischen Vorlieben verändern.[8] Durch die Verwendung von Terrakotta wurde dementsprechend auf die sonst üblichen Steinmetzarbeiten verzichtet.[9] Das Material Terrakotta konnte in die verschiedensten Formen geformt werden und serienmäßig hergestellt werden.[10] Kostengünstig konnten so extravagante, fantasievolle und aufwendige Wandfriesen produziert werden[11], die Auftraggeber mussten ihrer Fantasie somit keine Grenzen mehr setzten, wie es zuvor bei aufwendigen und teuren Steinmetzarbeiten der Fall war.

B) Aufnahme

Ort, Zeit, Personal: Ausstellungsraum auf Schloss Neuburg am Inn, 26.01.2018, Teilnehmer des Kurses ‚Kulturgut in 3D‘

 

Kamera: Canon EOS 100, Objektiv 18-55mm

 

Aufnahmesituation/ Lichtverhältnisse: normales Raumlicht erzeugt durch Deckenlampen, plus zwei LED-PANEL Strahler neben dem Objekt und einer Softbox Studioleuchte über dem Objekt.

Hilfsmittel: Objekt wurde auf einem weißen ca. 40 cm hohes Podest platziert, Kamera wurde an einem Stativ befestigt und damit um das Objekt gekreist. Bei den höheren Aufnahmeebenen wurde zusätzlich eine Leiter benutzt.

 

Kameraeinstellung: Kameramodus: manuell Datenformat: jpeg, Auflösung 72 dip/ 5184 x 3456 Pixel/ 24 Mpix, Belichtung: ISO 100, Brennweite: 50mm, Blendenzahl: F 22, Verschlusszeit: 1/3 Sek., Messmethode zur Belichtungsmessung und Weißabgleich: manuelle Fokussierung: Autofokus zur Justierung/ Schärfeneinstellung vor Beginn des Aufnahmesets, Fernauslöser: Nein

 

Vorgehen bei der Bildgewinnung: Vorderseite des Objekts aus 5 Ebenen jede mit 20 Positionen, Rückseite des Objekts aus 4 Ebene jede mit 20 Positionen. Die Kamera, welche an einem Stativ befestigt war, hat sich in diesen zwanzig verschiedenen Positionen und den verschiedenen Winkeln um das Objekt bewegt. Insgesamt wurden 188 Fotos gemacht.

C) Bearbeitungsprozess

Anzahl der Aufnahmen für das erstellende Modell: 188

Nachbearbeitung der Bilder: keine

Verwendete Software: Photogrammetrie Software Agisoft PhotoScan Professional (64 bit) Version 1.3.2.

Rechnerkonfiguration: Intel Core2 Quad CPU/ 4x 2.8 GHz, Arbeitsspeicher: 8,00 GB, Windows 7 Pro/ 64 Bit, Grafikkarte: NVIDIA GetForce GTX 750 Ti mit 2048MP Speicher

D) Anhang

Das 3D-Modell wurde im Labor für Kulturgutdigitalisierung am Lehrstuhl für Digital Humanities der Universität Passau erstellt, da der dort vorhandenen PC das Objekt in einer kürzeren Zeit rechnen konnte. Wie schon erwähnt mussten die Aufnahmen nicht nachbearbeitet werden und man konnte sofort beginnen das 3D-Modell zu erstellen. Bei dem Modell wurden während des Erstellungsverfahrens überflüssige Punkte in der Punktewolke entfernt, um eine weitere Bearbeitung dieser Punkte zu übergehen. Es wurden nur Punkte aus dem Hintergrund entfernt, die nicht zum Objekt gehörten. Zudem musste die Vorderseite und Rückseite des Terrakottafragments noch zusammengefügt werden, dies geschah ebenfalls mit Hilfe der Photogrammetrie Software Agisoft PhotoScan. In der Menüleiste, der Software, wird angezeigt welcher Arbeitsschritt noch zu erledigen ist.

Photogrammetrie, Aufnahme und Dokumentation Terrakotta-Büste, Kat. Nr. 254 , Fundort Schloss Neuburg a. Inn

 Ort, Zeit, Beteiligte: Schloss Neuburg am Inn, 26.1.2018, Teilnehmer des Kurses ‚Kulturgut in 3D‘

Objekt: Das Objekt befindet sich im Schloss Neuburg am Inn, dessen Geschichte auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Die heutige Burgarchitektur geht auf den Bauherren Graf Niklas von Salm zurück, der den Neubau ab 1529 beauftragte. Die Burg teilt sich in Hauptburg und Vorburg (S. Bilder) auf. Im Besitz des Grafen von Salm blieb die Burg bis 1654. Danach erhielt die Burg von Graf Sitzendorf eine moderate barocke Gestaltung. Der kaiserliche Kämmerer Hamilton ließ 1698 den Südflügel zu einem Galerietrakt ausbauen. Ab 1720 war Schloss Neuburg im Besitz der Fürstbischöfe bis die Säkularisation 1803 einsetzte, was eine Versteiugerung bzw. Ausverkauf der Burg und dessen Inventars mit sich brachte. Die Burg selbst ist mit aufwändigen Arbeiten verziert, hier zu nennen der Rotmarmorsaal und die vielen Terrakottaausschmückungen.

Zur Büste selbst ist wenig bekannt. Sie zeigt eine Fantasiefigur aus Ton gebrannt und stammt aus dem 17. Jahrundert. Die Höhe beträgt ca. 48cm, die Breite ca. 30cm (Schultern).

Lichtverhältnisse

Der große Austellungsraum im Schloss Neuburg wird mit herkömmlichen Deckenlampen beleuchtet, zur Verstärkung wurden zwei LED-Lampen sowie eine Schirmlampe eingesetzt. Die zwei LED-Lampen wurden jeweils links und rechts in ca 40cm Entfernung des Objekts aufgestellt. Die Schirmlampe hat das Objekt von oben beleuchtet. Die LED-Lampen waren konstant eingeschaltet und haben somit eine verlässliche Lichtquelle dargestellt.

Aufbau/Ablauf

Die Büste wurde auf einen Quader von ca. 40cm Höhe gestellt und von besagten Lampen beleuchtet. Die Fotos wurden mit der Kammer mit Stativaufbau auf fünf Ebenen im 360° Kreis erstellt. Ingesamt ca 110 Bilder. Zusätlich wurden mehrere detaillierte Bilder von der Schulter sowie der Blumenkrone erstellt, um eine präzises 3-D Modell generieren zu können. Auch hier gilt je mehr Aufnahmen, desto detaillegetreuer das Endergebnis

Kameraeinstellungen

Kamera: Canon EOS100D, 50mm Festbrennweitenobjektiv

Kameramodus: Autofokus

Dateiformat:JPEG

Belichtung: 100 ISO, Blende 22, Belichtungszeit 0,6

Modellberechnung

Screenshot von der Modellerstellung in Agisoft Photoscan

Die Aufnahmen (JPEG) wurden ohne vorherige Bearbeitung in die Software geladen. Verwendet wurde Agisoft Photoscan Professional (64) Version 1.3.2. Auch nach dem Hochladen udn Erstellen des Modells in den vorgegebenen Arbeitsschritten wurden die Aufnahmen nicht nachbearbeitet. Einzig wurde das Modell von den überflüssigen Punkten in der Punktwolke bereinigt.